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Donnerstag, 27. Februar 2014

Baja California – auf der langen Halbinsel Richtung USA

Will man die zweitgrösste Halbinsel der Welt in ganzer Länge erleben, muss man von La Paz zuerst 220 km südwärts nach Cabo San Lucas fahren und von hier sind es dann offiziell 1714 km bis zur USA-Grenze. Da trafen wir viele Kanadier und Amerikaner, die ihren kalten Winter lieber im Süden verbringen, entweder in der Luxusvilla, mobil im riesigen Motorhome oder auch viel einfacher im alten VW-Bus – alle sind vertreten. Entsprechend hört man vor allem Englisch, dafür weniger Spanisch. Grundsätzlich herrscht Ferienstimmung auf der Baja. Wir haben viele interessante Reisende mit Wohnmobilen aus anderen Ländern getroffen. Unter anderen den Franzosen Marc Parez, der seit sieben Jahren mit seinem gelben Renault 4x4 Expeditionsfahrzeug unterwegs ist. Die wunderbaren, einsamen Strände laden zum freien Campieren ein. In keinem anderen Land war das für uns bis jetzt in dieser Form möglich. Ausgiebig haben wir die letzten Wochen genossen: Baden, mit Marc auf Kajaktouren einem Schwarm Delfine begegnen, Seehunde beobachten, frische Fische und Muscheln geniessen. Und wieder einmal an nächtlichen Lagerfeuern die Welt in allen Sprachen verbessern!.. 

Die Walbeobachtung zwischen Januar und März ist ein weiterer touristischer Anziehungspunkt. Die Wale kommen zum Kalben von Alaska in die wärmeren Gewässer von einigen Buchten der Baja California. Wir entschiedenen uns für die Bucht hinter den Dünen von Puerto López Mateos. Schon nach kurzer Bootsfahrt trafen wir auf einen riesigen Grauwal mit ihrem Jungen. Interessiert näherten sich beide dem Boot und liessen sich sogar berühren – ein eindrückliches Erlebnis. 

Die zahlreichen Missionskirchen in Baja haben eine fragwürdige Geschichte. Sie wurden im 17. Jahrhundert von Missionaren errichtet und sollten den Indigenen eigentlich das Seelenheil bringen. Stattdessen schleppten sie von Europa Krankheiten ein. Die Bevölkerungszahlen gingen in der Folge zurück, die Missionen wurden aufgegeben und stehen heute teilweise im Niemandsland. Einige Kirchen wurden restauriert und dienen heute touristischen Zwecken.  

Bei Cataviña, mitten in der Wildnis der nördlichen Baja, war es schöner als erwartet. Wir stiessen auf eine Vielzahl von riesigen, noch nie gesehenen Kakteen und den hier heimischen Cirio-Bäumen. In dieser Gegend fällt manchmal jahrelang kein Tropfen Regen und wir bewunderten die aussergewöhnliche Vegetation in dieser steinigen Landschaft.

Die letzten Tage auf der Baja California verbrachten wir buchstäblich auf dem Höhepunkt der langen Halbinsel. Von Meereshöhe fuhren wir auf der sehr kurvenreichen, geteerten 99,7 km langen Strasse zum Nationalpark San Pedro Mártir, der 2500 m höher liegt. Nach der Durchquerung der kargen Wüstenlandschaft staunten wir über die hohen Nadelbäume in diesem Park. Der Campingplatz lag mitten im Wald und auf zahlreichen Wegen konnten wir zu Fuss die Gegend erkunden und eine fantastische Sicht geniessen. Am Ende der Strasse liegt Mexikos staatliches Observatorium. Von hier reichte der Blick einerseits bis zur Pazifikküste und auf der anderen Seite bis zum Golf von Kalifornien.  

Kurz vor der Grenze in Ensenada liess Brigitte noch eine verlorene Zahnfüllung ersetzen. Ohne vorher einen Termin abgemacht zu haben, erledigte die Zahnärztin den Schaden unverzüglich und verlangte nur 500 Pesos (35 Franken). Ein weiteres Erfolgserlebnis: Bei Mercedes-Benz in Tijuana fanden wir den besten Automechaniker Mexikos! David löste unser Problem mit der 4x4-Zuschaltung, in dem er mit Hilfe des Diagnosegerätes ein defektes Stromkabel fand und dieses sofort kompetent ersetzte. Damit ging unsere Mexikoreise, die fast ein Jahr gedauert hatte, in jeder Hinsicht erfolgreich zu Ende. Heute, am 27. Februar 2014 reisten wir beim Grenzübergang Tecate ohne Schwierigkeiten in die USA ein.

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Mittwoch, 15. Januar 2014

Mit dem Chepe in die Barrancas del Cobre

Schweizer sind sich ja an Bahnfahren gewohnt! Die Fahrt mit dem „Chepe“ von der Pazifikküste nach Chihuahua im Innern von Nordmexiko gilt als letzte und schönste Bahnstrecke in Mexiko. Wir wollten dies mit eigenen Augen sehen. In einer 8-stündigen Fahrt  ab El Fuerte bewältigten wir fast die Hälfte der 656 km langen Strecke und erreichten dann Creel, wo wir zweimal übernachteten und zwei geführte Touren in die Umgebung unternahmen. Dieser Teil der Strecke bot eine fantastische Fahrt durch einfache Siedlungen und der Zug mit drei Lokomotiven schlängelte sich stundenlang die Schluchten hinauf bis auf 2400 m. Ausländische Touristen waren in der Minderheit. Die Bahnlinie ist die Hauptverbindungsroute zwischen Chihuahua und der Küste und wird intensiv für den Güterverkehr und einmal täglich für den Personenverkehr genutzt. Wir waren überrascht wie ruhig und organisiert alles ablief. Die Bahntickets kauft man im Zug und die Plätze werden einem zugewiesen – keine Hektik, kein Drängeln! Für jeden Bahnwagon ist ein Zugbegleiter zuständig. Das WC ist auch nach stundenlanger Fahrt immer noch sauber. Dass man nicht vergisst, dass man in Mexiko ist, zirkulieren regelmässig mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten durch den Zug und bewachen ihn bei Haltestellen. Allerdings bei der Pünktlichkeit gewinnen die Schweizer, aber hier meckerte auch nach einer Stunde Verspätung niemand!

In Divisadero hielt der Zug zwanzig Minuten und man konnte von hier den ersten Eindruck von der tiefen Kupferschlucht (Barrancas del Cobre oder Copper Canyon) erhaschen. Es gibt aber keine Kupferminen hier, der Name rührt von  einem Missverständnis der Spanier her, die den von Flechten verursachten grünlichen Schimmer für Kupfer hielten. Bei jedem Halt verkauften die indigenen Tarahumara Frauen und Kinder wunderschöne handgeflochtene Körbchen, Textilarbeiten und Holzschnitzereien zu sehr günstigen Preisen. Auch einheimische Verpflegung wurde angeboten. In der Nähe entstand kürzlich ein Abenteuerpark mit dem längsten Zip-Line-Netz und sogar einer Luftseilbahn über einen Teil der Canyons. Da der attraktivste Teil der Strecke nur bis Creel führt, kehrten wir total zufrieden am dritten Tag wieder mit dem „Chepe“ zurück nach El Fuerte. Unser Wohnmobil konnten wir während unserem Bahnerlebnis gleich gegenüber der Bahnstation im Hinterhof bei einer älteren Frau parkieren. In der nächsten Nacht brachte uns die TMC-Ferry von Topolobampo nach La Paz auf die Halbinsel Baja California.

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Sonntag, 5. Januar 2014

Vom zentralen Hochland zur Pazifikküste

San Miguel de Allende war für uns ein Glücksfall. Weihnachten wollten wir nämlich nicht alleine verbringen. Gleichzeitig trafen Doris und Torsten aus Deutschland und Fränzi und Richi aus der Schweiz ein. Wenig später stiessen Madeleine und Ralf (Schweiz/Deutschland) dazu. Die einen kamen von Norden, die anderen von Süden. Niemand hat sich zuvor getroffen oder gekannt. Da gab es viel zu diskutieren und Reiseerfahrungen auszutauschen. Die Stimmung war so friedlich, dass niemand weiterreiste und alle zusammen Weihnachten in SMA feiern wollten. Noch dauerte es aber einige Tage. Da wurden noch Öl-, Filter- und Radwechsel sowie kleinere Reparaturarbeiten an den Fahrzeugen erledigt. Die Frauen motivierten sich gegenseitig zum Stricken. Und spätestens zum Apéro waren alle acht wieder zusammen. Bis Weihnachten trafen weitere Reisende aus Deutschland, Frankreich, Niederlanden, USA und Kanada ein. Für das Weihnachtsessen am 24. Dezember brachten alle etwas Feines für das gemeinsame Buffet mit. Das Spektrum von Älplermaccaroni mit Apfelmus, Lasagne, mexikanische Ziegenkäse und weitere lokale Spezialitäten bis zum französischen Schokoladenkuchen (selbstgebacken von Marc)  war eindrücklich und lecker. Und sozusagen zum Abschluss der Feierlichkeiten grillierten wir am Weihnachtstag ein zünftiges Rindsfilet für unsere kleine Gruppe. Schon bald trennten sich unsere Wege für unterschiedliche Reiseziele, aber Weihnachten in San Miguel de Allende wird uns allen in bester Erinnerung bleiben.

Unser nächstes Ziel war Mazatlan an der Pazifikküste. Wir entschieden uns für die Strecke, an der die reichen Silberminenstädte Guanajuato und Zacatecas liegen. Für die Erkundung dieser von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannten Städte wendeten wir je zwei Tage auf. Bedenkt man aber, dass der ganze Prunk der Silberpaläste und das opulente Leben der spanischen Silberbarone nur durch die Ausbeutung der indigenen Sklaven und Tagelöhner möglich war, relativierte sich für uns der ganze Zauber dieser berühmten Kolonialstädte etwas! Nach Durango übernachteten wir im kleinen Park El Tecuan und waren überrascht, dort Wapiti Hirsche und sogar zwei Wölfe in einem grossen Gehege anzutreffen. Am nächsten Tag genossen wir die spektakuläre, kurvenreiche, 200 km lange Panoramastrasse von der 2500 m hohen Sierra hinunter auf Meeresebene bei Mazatlan. Als Alternative gab es seit ein paar Wochen eine neue Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels. Gerade deshalb hatte es auf der alten Strasse fast keinen Verkehr mehr. Genau an diesem Tag verzogen sich die dunklen Wolken und die Sicht in die tiefen Täler und bewaldeten Bergketten wurde phänomenal.
Einmal mehr kamen wir an die Pazifikküste. 75 km nördlich von Mazatlan fanden wir den ruhigen Camping Celestino RV  Resort. Täglich trafen nur vereinzelte Wohnmobilreisende aus Kanada ein, die einen kurzen Zwischenstopp auf ihrer Reise in den wärmeren Süden von Mexiko machten. Die Frage stellte sich immer wieder: Warum trifft man fast keine Reisende mehr aus der USA an? Anscheinend rät die Regierung ihren Landsleuten eindringlich vor Reisen nach Mexiko ab. Vor einigen Jahren seien die zahlreichen RV Trailerparks bis zum letzten Platz besetzt gewesen. Wir haben aber bis jetzt keine Touristen angetroffen, die konkrete Sicherheitsprobleme in Mexiko hatten. Allerdings gibt es schwere Auseinandersetzungen mit Todesopfern zwischen aggressiven Drogenbanden, vor allem im Grenzgebiet zu den USA.
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Donnerstag, 19. Dezember 2013

Warmes und glasklares Wasser geniessen

Mit einem guten Tipp auf dem Blog von anderen Reisenden, welcher in keinem Reiseführer steht, machten wir uns auf den Weg zu den Grutas Tolantongo www.grutastolantongo.com.mx. Als wir am Sonntagabend in den tiefen Canyon hinunterfuhren, kamen uns die einheimischen Wochenendbesucher entgegen. Was wir am ruhigen Montagmorgen dann entdeckten, machte uns fast sprachlos. Am hinteren Ende des Canyons sprudelte mindestens 35-grädiges, türkisfarbiges Wasser aus dem Berg über die Felsen und sammelte sich zu einem ansehnlichen Fluss. Das Ferienzentrum mit Hotel, Cabañas und einem grossen Camping am Flussufer stellt eine attraktive und saubere Infrastruktur zur Verfügung. Unter der Woche waren wir fast alleine. Das Baden im Fluss mit den Wasserschnellen ersetzen jeden Whirlpool – ist aber Natur pur!  Das ist noch nicht alles: Nach einer halbstündigen Wanderung den Hang hinauf erreicht man die etwa vierzig Pozas. Auch hier fliesst das Thermalwasser aus dem steilen Hang und füllt die zahlreichen Bäder. Ein Riesengenuss - nach fünf Tagen waren wir um Jahre verjüngt und sämtliche Wehwehchen waren verschwunden!

Bevor die nächsten Wochenendbesucher auftauchten, verliessen wir Tolantongo und fuhren die abwechslungsreiche Strasse (Ruta 85) Richtung Ciudad Valles. Wir übernachteten wieder einmal bei einer Pemex-Tankstelle und machten am nächsten Tag einen Abstecher nach Xilitla. Hier baute ab 1945 der reiche Engländer Eduard James im dichten Urwald einen monumentalen surrealistischen Skulpturengarten. Zeitweise beschäftigte er vierzig einheimische Arbeiter. Es entstanden immer grössere und verrücktere Monumente, von denen aber viele nie fertig gebaut wurden. Mit fünf Millionen Dollar kann man auch dümmeres machen, er hat immerhin mit seinem vielen Geld Wirtschaftsentwicklung in dieser Region betrieben.
Nächster Halt war beim Wasserfall Salto Micos. Auch hier wieder viel klares Wasser und die Möglichkeit, direkt am Ufer zu campieren. Ausserhalb der Stadt Rio Verde gelangten wir später zum Lago Media Luna. Das warme Wasser war glasklar, wie wir es noch selten gesehen haben. Überraschenderweise veränderte sich das Wetter plötzlich: Bedeckter Himmel, merklich kühler und es setzte sogar Nieselregen ein. Gemäss Zeitung handelte es sich um den „Frio 16“. Unter dieser Bezeichnung gibt es zwischen November und März in Mexiko rund vierzig kurze Kälteperioden. In Kanada und den USA ist in dieser Zeit  bekanntlich Winter und Kaltströmungen aus dem Norden beeinflussen das Klima in Mexiko. Je nach Höhenlage kann es deshalb empfindlich kalt werden. Von den Meteorologen werden diese Kälteperioden als „Frios“ durchnummeriert.
Nach einem Stadtbummel durch die Hauptstadt vom gleichnamigen Bundesstaat San Luis Potosí zog es uns südwärts. Als Schweizer ist ein Halt in der Stadt Dolores Hidalgo Pflicht: Vergleichbar mit dem Wilhelm Tell lehnte sich der Pfarrer Miguel Hidalgo anfangs des 19. Jahrhunderts gegen die Spanier auf, die damals Mexiko regierten. Am 16. September 1810 stiess der Nationalheld Hidalgo den „Grito“ aus, den Schrei nach Unabhängigkeit, und startete den Kampf für die Freiheit Mexikos. Er und seine Mitstreiter wurden zwar geköpft, aber der Freiheitskampf war nicht mehr  aufzuhalten. Am 16. September feiert Mexiko deshalb ihren Nationalfeiertag, und der beginnt jeweils am Vorabend mit dem Schrei: Vivo Mexico!
Weihnachtsstimmung herrschte auch in Mexiko. Auf den Plazas standen riesige Weihnachtsbäume. Sogar Weihnachtsmänner auf Schlitten mit Rentieren schmückten die Verkaufsläden, obwohl die Leute hier noch nie Schnee gesehen haben. Wir wollten die Festtage mit anderen Reiselustigen aus verschiedenen Ländern in San Miguel de Allende verbringen. Der Camping befand sich in unmittelbarer Nähe der schönen Altstadt. In dieser Stadt leben viele US-Amerikaner und Kanadier, die in diesem angenehmen Klima den Winter verbringen. Kein Wunder gibt es in San Miguel de Allende so viele Delikatessengeschäfte – da gab es auch für uns viele Köstlichkeiten, die man sonst in diesen Ländern kaum findet.
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Aus Mexiko wünschen wir euch allen eine schöne Weihnachtszeit und schon jetzt viel Freude, Glück und gute Gesundheit im nächsten Jahr 2014. 





 

Feliz Navidad y un Próspero Año Nuevo
Joyeux Noël et une Bonne Année
Merry Christmas and a Happy New Year
 
 

Donnerstag, 21. November 2013

Weiter bergwärts in Mexiko

Den bekanntesten Berg Mexikos, den aktiven Vulkan Popocatépetl (5452 m), war bis jetzt immer hinter Wolken versteckt. Ihn wollten wir nicht verpassen. Allerdings darf man ihn seit zehn Jahren nicht mehr besteigen. Wir machten einen grossen Bogen um Mexiko City und fuhren via Toluca, Cuernavaca und Cautla auf den Paso de Cortés (3690 m). Dieser liegt schön zwischen Popocatépetl und Itztaccíhuatl, den zweit- und dritthöchsten Gipfeln Mexikos. Vier Tage genossen wir die herrliche Landschaft und unternahmen ausgiebige Wanderungen auf schönen Wegen durch Föhrenwälder. Speziell am Morgen war die Sicht auf die beiden Gipfel phänomenal, am Nachmittag versteckten sie sich meistens hinter Wolken. In der Nacht wurde es frostig kalt, was auf dieser Höhe aber nicht verwunderlich ist.

Auf dem Camping in Cholula bei Puebla trafen wir Max und Tanja mit ihren zwei kleinen Kindern. Sie sind mit dem Wohnmobil Richtung Süden unterwegs. Max ist ein richtiger Outdoorfreak. Und so kam bald die Idee auf, Max und Franz könnten den Pico de Orizaba besteigen. Sie wählten den Aufstieg von Süden her und wir fuhren mit unseren Wohnmobilen auf einer rauen Piste bis auf 4500 m. Plötzlich war Schluss! Zum Glück hatte Max ein gutes Abschleppseil und konnte so unser abgerutschtes Fahrzeug wieder auf soliden Boden ziehen. Weiter unten fanden wir einen geeigneteren Ort für das Basislager. In der Nacht stürmte es heftig. Doch am nächsten Nachmittag stiegen sie zur Schutzhütte auf ca. 4600 m auf. Frühmorgens um 3.30 Uhr ging's los, der Wind hatte inzwischen nachgelassen. Der Aufstieg über ein langes, steiles Schneefeld verlief problemlos (von der dünnen Luft abgesehen!). Um acht Uhr waren sie auf dem höchsten Gipfel Mexikos auf 5611 m. Leider war dann der Gipfelkrater in den Wolken und es windete wieder sehr stark. Am Mittag waren sie wieder unten im Basislager. Von Zeit zu Zeit muss halt eine solche Herausforderung sein...
Anschliessend pausierten wir beim Ferienzentrum Malintzi am Fuss des schlafenden Vulkans La Malinche. Auch hier wanderten wir durch imposante Föhrenwälder Richtung Gipfel, aber ohne ihn zu besteigen. Zurück in Cholula stellten wir fest, dass die Reisezeit anscheinend begonnen hat. Zuerst traf „Das rollende Hotel“ (www.rotel.de) mit 25 älteren Touristen aus Deutschland ein. Ein interessantes Reisekonzept: Im vorderen Teil befindet sich der Reisebus, hinten die individuellen Schlafkabinen, die Küche wird ausgefahren und gekocht und gegessen wird unter freiem Himmel. Auch das erste Luxus-Wohnmobil aus Kanada traf ein – mehr als doppelt so lang wie unser Fahrzeug. Beidseits können an mehreren Stellen die Seitenwände ausgefahren werden und es entsteht ein fast vier Meter breiter Wohnraum. Stadt- und Passfahrten dürften damit etwas schwieriger sein. Aber jedem Reisenden das seine…

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Mittwoch, 30. Oktober 2013

Vom Pazifik zurück in die Berge

Beim Isthmus von Tehuantepec, der schmälsten Stelle von Mexiko, wechselten wir innerhalb eines halben Tages von der Golf- an die Pazifikküste. In den anschliessenden drei Wochen genossen wir ein paar der schönsten Strände Mexikos: Zipolite, Puerto Escondido, Acapulco. Auch wenn wir selbst keine Wellensurfer sind, war allein das tagelange Zuschauen an der legendären Mexican Pipeline in Puerto Escondido ein Genuss. Zum Schwimmen sind diese riesigen Wellen aber zu gefährlich. Zum Glück fanden wir in der Nähe eine geschützte Bucht mit kleinem Strand. Nebst dem Strandtourismus gibt es auch einige wertvolle Umweltschutzprojekte, zum Beispiel in La Ventanilla eine Brutstation für Krokodile und in Mazunte das Mexikanische Schildkrötenzentrum.

Video: Surfen in Puerto Escondido

Acapulco ist nicht mehr die bekannte Partystadt oder Perle am Pazifik von früher. Hohe Kriminalität, Probleme mit Abfall- und Abwasserbeseitigung sind nur einige Stichwörter. Ein Umweg über Acapulco hätte sich kaum gelohnt. Aber da wir schon einmal da waren, wollten wir mindestens die bekannten Klippenspringer sehen. Und nachher begann es tagelang wie aus Kübeln zu regnen und es gab Alarm wegen Hurrikan „Raymond“. Doch alles verlief relativ glimpflich. Die Gegend von Acapulco wurde bereits ein Monat früher vom Hurrikan „Manuel“ schwer getroffen.

Video: Klippenspringer in Acapulco

Genug vom feuchtheissen Klima an der Küste, fuhren wir nach Taxco, in die Berge des Bundesstaates Guerrero. In der auf einem steilen Hang liegenden, von Bergen und Felsen umgebenen Kolonialstadt gab es früher unglaublich reiche Silbervorkommen. Silber selbst wird heute nicht mehr abgebaut, aber in Taxco wimmelt es von Silbergeschäften. Franz wollte aber trotzdem kein günstiges Silberhalsketteli! Ganz in der Nähe stiegen wir in die beeindruckenden Cacahuamilpa-Höhlen, bis zu 82 m hoch und 2 km lang, voller atemberaubender Stalaktiten und Stalagmiten. Mit grosser Fantasie wies uns die Führerin auf auffällige Formen im Gestein hin (Weihnachtsmann, Elefant, Indianer, Liebespaar usw.).

In Valle de Bravo trafen wir rechtzeitig zum Festival de las Almas ein. Während einer Woche traten jeden Abend nationale und internationale Musiker und Tanzgruppen auf. Die Bühnen befanden sich mitten in der hübschen Kolonialstadt und der Zutritt zu allen Aufführungen war gratis. Für uns eine Supergelegenheit, die mexikanische Kultur zu geniessen. Unser Stellplatz befand sich an einem reizvollen Stausee und wir packten unser Kajak wieder einmal aus. Vor dem Frühstück eine Ausfahrt auf dem spiegelglatten See – ein Genuss. Und… hier trafen wir nach fast zwei Monaten die ersten Reisenden mit Wohnmobil an, zwei junge Paare aus Argentinien!

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Dienstag, 1. Oktober 2013

Wo bleiben die Touristen in Mexiko?

Einige unserer Blogleser werden sich sicher schon gefragt haben, ob wir eigentlich noch am Reisen sind. Tatsächlich brauchten wir nach der dreimonatigen Pause etwas Zeit, bis das Interesse und die Lust für Neues wieder da waren. In welche Richtung soll die Fahrt nun weiter gehen? Wir beabsichtigen, die nächsten sechs Monate im warmen Mexiko zu verbringen. Andere „Fahrende“ waren im ganzen Monat September weit und breit nicht anzutreffen – von ihnen gab es deshalb auch keine anregenden Tipps. So blieb uns das Blättern im Reiseführer und wir entschieden uns zuerst für den Nationalpark El Chico. Dieser kleine Nationalpark liegt im Nordosten von Mexico City auf rund 3000 m über Meer. An die dünne Luft mussten wir uns zuerst wieder gewöhnen. Im Prospekt wurde die grüne Landschaft mit hohen Bäumen als „Suiza Mexicana“ bezeichnet. Tatsächlich erinnerte uns diese Gegend an den Schweizer Jura und lud uns für einige schöne Wanderungen ein.

Cholula ist eigentlich der Vorort von Puebla und ist bekannt für die grösste jemals gebaute Pyramide. Allerdings ist die überwachsene Stätte Tepanapa als solche kaum mehr zu erkennen und zuoberst auf dem jetzigen Hügel steht eine Wallfahrtskirche. Als Tagesausflug lernten wir auch Puebla kennen, soweit dies überhaupt an einem Tag möglich ist. Aber mehr Zeit wollten wir für die Erkundung dieser 1,4 Millionen-Stadt nicht aufbringen. Doch Pueblas saisonale Delikatesse „Chiles en Nogada“ (Juli bis September) wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Ohne uns um den Wetterbericht zu kümmern, fuhren wir Richtung Golfküste. Bei der Hinunterfahrt von der östlichen Sierra regnete es immer stärker und kleinere Erdrutsche tauchten häufiger auf. In San Rafael war eine Brücke unterspült und für Fahrzeuge nicht mehr passierbar. Wir übernachteten in der Nähe bei einer Pemex-Tankstelle und warteten den nächsten Morgen ab. Aber überall waren weite Gebiete in Küstennähe überschwemmt. Trotzdem gelangten wir auf Umwegen bei Casitas an die Golfküste und erfuhren erstmals, dass der viele Regen mit dem Hurrikan „Ingrid“ zusammenhing. Der eigentliche Sturm befand sich noch einige hundert Kilometer draussen im Golf von Mexiko und bewegte sich langsam nordwärts. Doch die damit zusammenhängenden starken Regenfälle hatten gemäss Medien verheerende Auswirkungen mit grossen Schäden und Toten. Gleichzeitig tobte an der Pazifikküste in der Gegend bei Acapulco der Hurrikan „Manuel“. Die Wetterlage beruhigte sich langsam und erlaubte uns einen Ausflug zu den Totonaken Pyramiden von El Tajin und der nahegelegenen Stadt Papantla im nördlichen Veracruz. An diesem Wochenende fanden überall die Feierlichkeiten für den Unabhängigkeits- und Nationalfeiertag statt (16. September). Papantla gilt als Ursprungsort der Voladores: Fünf Männer in kunstvoller Bekleidung steigen auf einen dreissig Meter hohen Masten. Während einer oben auf einer Flöte und Trommel spielt, lassen sich die vier anderen an Seilen befestigt langsam den Pfahl umkreisend nach unten gleiten – ein eindrückliches Ritual.

Leider konnten wir das entsprechende Video nicht "uploaden"!
Wir fuhren zurück nach Casitas, wo der Schweizer Martin seit über zwanzig Jahren das Hotel Coco Loco mit Camping betreibt. Herrlich am Meer gelegen, genossen wir einige einheimische Fischgerichte. Martin nahm sich Zeit, uns zum paradiesischen Garten von Doña Manuela in Jicaltepec, zu den Vogelschlafplätzen und zum Freilassen von frisch geschlüpften Schildkrötchen zu begleiten. Nach zwei Tagen in der Stadt Veracruz fuhren wir weiter nach Tlacotalpan, gemäss Reiseführer die schönste und farbigste Weltkulturerbestätte der UNESCO, die scheinbar niemand kennt. Mutterseelenallein spazierten wir durch die ruhigen, sauberen Strassen und bestaunten die prachtvoll restaurierten Kolonialhäuser. Denn im Jahr 2010 erlitt dieser Ort eine verheerende Flutkatastrophe und die 8500 Bewohner mussten evakuiert werden. Dieses Jahr wurden sie zum Glück verschont, aber der naheliegende Fluss war wieder beängstigend hoch. Nächste Station war das Biosphärenreservat Tuxtlas im südlichen Veracruz. In der vulkanartigen Region befindet sich der nördlichste tropische Regenwald von Amerika. Die saftig grüne Landschaft zwischen den überwachsenen Vulkanhügeln, Lagunen, Tabakfeldern für die bekannten Zigarren von San Andrés Tuxtla, und der Golfküste bei La Barra haben uns sehr gefallen. Die Regenzeit scheint überstanden, aber Touristen sind auch hier noch keine in Sicht!