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Samstag, 22. Dezember 2012

La Costa und zurück auf's Hochland in Ecuador

Überrascht waren wir vom angenehmen Klima an der ecuadorianischen Pazifikküste – Tag und Nacht zwischen 22 und 28 Grad warm. Auch das Meer war wärmer als erwartet und herrlich zum Baden. Einige Tage verbrachten wir in Puerto López. Hier trafen wir drei reisefreudige Girls aus dem Toggenburg und Appenzellerland. Jeden Morgen beobachteten wir das emsige Treiben am Meer, wenn die Fischerboote mit ihrem Fang am Strand eintrafen. In der Nähe genossen wir auch herrliche und einsame Strände. Wir fuhren südlich bis Montañita und anschliessend wieder einige hundert Kilometer nördlich alles der Küste entlang bis nach Esmeralda.

Nach drei Wochen verliessen wir die Küste. Auf der kurzweiligen Strecke nach Quito machten wir Halt im Naturschutzgebiet von Mindo. Etwas später überschritten wir in Mitad del Munde zum x-tenmal den Äquator. Über den genauen Verlauf des Äquators ist man sich uneinig. Neben dem offiziellen Äquatordenkmal – das etwa 240 m neben der Linie liegt (man hatte sich halt ein bisschen vermessen!) – gibt es das Solarmuseum Inti Nan. Hier werden verblüffende Belege demonstriert, dass hier der richtige Äquator durchgeht (mit GPS vermessen).
Video 1 Lavabo ablassen genau auf dem Äquator
Video 2 Lavabo ablassen 4 Meter südlich vom Äquator
Video 3 Lavabo ablassen 4 Meter nördlich vom Äquator 

 















Ein Besuch in der Hauptstadt Quito durfte nicht fehlen. Besonders die Altstadt mit den schön restaurierten Gebäuden und Plazas haben uns sehr gefallen. Anschliessend ging es nach Otavalo, wo jeweils am Samstag ein farbenprächtiger Tier-, Lebensmittel und Warenmarkt stattfindet. Oberhalb dieser bunten Stadt gibt es den ruhigen Camping Rincón del Viajero, wo wir Weihnachten mit anderen Wohnmobilreisenden verbrachten. Die Schweizer dominierten mit vier von sechs Fahrzeugen wieder einmal das Gruppenbild!
Aus Ecuador wünschen wir euch allen eine schöne Weihnachtszeit und viel Freude im neuen Jahr.

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Dienstag, 27. November 2012

La Sierra in Ecuador

Nach zwei Wochen verabschiedeten wir uns von Baños und fuhren weiter auf das ecuadorianische Hochland – La Sierra genannt. Pelileo ist bekannt für die Fabrikation von Jeans – eine gute und günstige Gelegenheit für Ersatz. Über Ambato ging’s weiter nach Salinas (3500 m). Dort baute der Schweizer Käsermeister Josef (José) Dubach im Jahr 1978 für die Entwicklungshilfe eine Käserei auf. Später folgten weitere Käsereien in der Region. Dass die Käserei heute von Einheimischen erfolgreich betrieben wird, zeigt wie sinnvoll die schweizerische Entwicklungshilfe in Salinas war.

Im hübschen Städtchen Guaranda begegneten wir am Samstagnachmittag vielen Indígenas in ihren farbenfrohen Trachten. Über eine spektakuläre Naturstrasse fuhren wir nach Riobamba – Hauptstadt der Provinz Chimborazo. Der Chimborazo ist mit 6310 m der höchste Berg in Ecuador und gilt als erloschener Vulkan. Franz visierte ihn schon seit einiger Zeit für eine Besteigung an. Er liegt etwa eine Fahrstunde von Riobamba entfernt und man kann bis auf 4800 m fahren. Man weiss, eine Übernachtung auf dieser Höhe ist mühsam, aber eine seriöse Akklimatisierung muss sein. Wir übernachteten deshalb mehrmals zwischen 4000 und 4800 m und unternahmen einige Wanderungen. Zwischendurch waren wir wieder in Riobamba, wo wir auf dem Parkplatz des Hotels Whymper einen perfekten Standplatz hatten und die Tour organisieren konnten. 
 


Mit dem professionellen Bergführer Patricio startete Franz die Besteigung kurz vor Mitternacht von der Whymper-Schutzhütte auf 5000 m. Schon nach kurzer Zeit schnallten sie die Steigeisen an. Der Aufstieg im Schnee und Eis war sehr steil. Der Chimborazo gilt als die schwierigere Besteigung als jene des bekannteren Cotopaxi. Aber sie kamen gut voran, wenn Franz auch immer öfters Verschnaufpausen brauchte. Das längerfristige Training erwies sich als erfolgreich und die gefürchtete Höhenkrankheit (Kopfweh, Übelkeit usw.) blieb aus. Nach sechs Stunden und gerade zum Sonnenaufgang erreichten sie den zweiten Gipfel auf 6310 m über Meer. Es war ein grandioses Gefühl, mit 62 Jahren dieses Ziel erreicht zu haben. Der Abstieg erfolgte auf der gleichen Route und nach zweieinhalb Stunden war das Refugio Whymper wieder erreicht.


 













Den Cotopaxi (5897 m) wollten wir nur noch sehen! Allerdings zeigte er sich erst in der Nacht. Da wir auf dem Parkplatz auf 4600 m übernachteten und wieder schlecht schliefen, bestaunten wir mehrmals den Reiz des Cotopaxi bei Mondschein! Am nächsten Morgen stiegen wir zur Schutzhütte José Rivas (4800 m) auf und beobachteten die vom Cotopaxi-Gipfel absteigenden Bergsteiger. 
 


Mit einer wunderschönen aber anspruchsvollen Rundwanderung hoch über dem Kratersee Quilotoa schlossen wir den Aufenthalt auf dem Hochland vorläufig ab und fuhren via Quevedo und Portoviejo an die ecuadorianische Pazifikküste.

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Freitag, 9. November 2012

Amazónica in Ecuador

Bei San Miguel führte eine Brücke von Kolumbien nach Ecuador. Die Büros der Migracíon (Touristenvisum) befanden sich aber erst im nächsten Städtchen Lago Agrio. Anschliessend mussten wir leider nochmals 20 km zum Zoll zurückfahren für die Einfuhrformalitäten unseres Fahrzeuges – alles schön der Reihe nach!

Nun befanden wir uns im ecuadorianischen Amazonasgebiet. Entsprechend feucht und heiss war das Klima. Der Oriente ist aber nicht nur ein Naturparadies, sondern auch ein wichtiges Erdölfördergebiet. Dies bewies die der Strasse entlang führende Transecuadorianische Ölpipeline, die bis an die Pazifikküste führt. Bei Baeza verliessen wir die Strasse, welche nach Quito führt, und fuhren südwärts nach Tena. Am Rio Tena verbrachten wir eine Woche mit Amerikanern, genossen den sauberen Fluss und bauten zusammen einen Brotbackofen. Das Ergebnis erfreute das Auge und duftete herrlich. Dazwischen machten wir einen Abstecher nach Misahualli am Rio Napo. Auf dem Dorfplatz tummelten sich zahlreiche freche Kapuzineräffchen.
Von Puyo nach Baños durchfuhren wir einen tiefen Canyon, den der Rio Pastaza in die Ostkordillere geschnitten hat. Das Vegetationsbild und das Klima änderten sich schnell vom Tief- zum Hochland. Baños liegt bereits auf 1800 m und ist ein bekannter Badeort mit vielen Thermalquellen. Der Ort befindet sich am Fuss des von Zeit zu Zeit aktiven Vulkans Tungurahua. Wir unternahmen einige schöne Wanderungen in der steilen Umgebung. Die Aussicht vom kleinen Camping Ojos del Volcan, wo wir jeweils das Wochenende verbrachten, war fantastisch. Da uns Baños gefiel und es während der Woche recht ruhig war, entschieden wir, uns bei Pepe mit ein paar Spanischlektionen sprachlich etwas weiter zu bringen. Bei Pepe erfuhren wir aber gleichzeitig viel Interessantes über die Leute und die Kultur in Ecuador. Beim Montalvo Park konnten wir das Wohnmobil kostenlos parkieren und von da aus die Sprachschule besuchen.

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Samstag, 20. Oktober 2012

Kolumbien – viel mehr als Kaffee

Viele Reisende, die wir weiter im Süden getroffen haben, schwärmten von Kolumbien. Und tatsächlich, der Unterschied zu Venezuela war deutlich: Die Leute waren freundlich, neugierig, hilfsbereit und lachten viel. Wir hatten den Eindruck, alles sei sauber und gepflegt, vor allem die weissen Kolonialbauten mit den geschnitzten Holzbalkonen und roten Ziegeldächern. Schluss war aber auch mit dem sozusagen „Gratisdiesel“ von Venezuela - in Kolumbien kostete der Liter Diesel wieder rund einen Franken. Und alle …zig Kilometer waren happige Strassengebühren zu bezahlen. Kolumbien ist für Reisende viel sicherer geworden, denn Militär- und Polizeikräfte sind allgegenwärtig. Trotzdem machen die FARC und andere Guerillagruppen den Kolumbianern das Leben schwer. Immer wieder gibt es Überfälle und Entführungen. Touristen sind aber selten betroffen. Das heisst aber auch, dass man entlegene Gebiete und Nachtfahrten meiden soll. Wir informierten uns jeweils bei Polizei, Militär und Einheimischen über die Sicherheitslage. Bis jetzt Glück gehabt…

Von Cúcuta fuhren wir nach Pamplona, einer alten Universitätsstadt in den Bergen Kolumbiens. Anschliessend wählten wir eine landschaftlich schöne Route über Malaga und Sogamoso zur Laguna de Tota. Auf über dreitausend Metern werden hier überall Zwiebeln angebaut. Nach über 50‘000 km hatten wir in dieser Gegend den ersten Platten. Es reichte aber noch bis zur nächsten Werkstatt, sodass der Wagenheber noch nicht zum Einsatz kam. Weiter ging’s nach Villa de Leyva, einer Kolonialstadt wie aus dem Bilderbuch. Hier gefiel es uns so gut, dass wir zehn Tage auf zwei verschiedenen Campingplätzen stecken blieben. Nach längerer Zeit trafen wir wieder Laura und Heiri aus Steffisburg sowie andere Reisende aus Europa. Kolumbien liegt halt an der Nord-Süd- oder Süd-Nord-Strecke. Wieder allein, fuhren wir vom trockenen Villa de Leyva zum im Grünen gelegenen Stausee Neusa.
Auf dem Weg nach Bogotá besuchten wir die unterirdische Salzkathedrale in Zipaquirá – 180 m unter der Erde. Sie entstand in den Jahren 1992 bis 1995 und umfasst 8500 m2. Riesige Mengen Gestein und Salz wurden ausgebaut. Alles ist aus Salz, viele Kreuze und sogar das Taufbecken, wir haben’s probiert!
Mutig und ohne GPS steuerten wir auf die 8-Millionen-Stadt Bogotá zu. Diese Riesenstadt besitzt keine U-Bahn, dafür eine exklusive Buslinie – TransMilenio genannt – welche durch die ganze Stadt führt. Wir folgten dieser Busstrecke und gelangten so problemlos ins Zentrum und zur attraktiven Altstadt La Candelaria. Das Wohnmobil blieb auf einem bewachten Parkplatz in der Nähe unseres Hostals Platypus. Zu Fuss erkundeten wir während drei Tagen die Sehenswürdigkeiten, schlenderten durch die kolonialen Gassen der Altstadt und stiegen auf den Cerro Monserrate, von wo aus man eine herrliche Rundsicht auf die riesige Stadt hatte.
Nach der turbulenten Grossstadt in den Bergen zog es uns in die heisse und stille Tatacoa-Wüste in der Nähe von Neiva im Tal des Rio Magdalena. Die Wüste besteht aus welligem, rotbraun gefärbtem Land, in das die Erosion bizarre Canyons gefressen hat. Überraschenderweise gab es mitten in der Wüste zur Erfrischung ein kleines Bad, gespeist von einer kühlen Wasserquelle. Weiter oben im Tal des Rio Magdalena liegt San Agustin. Hier befindet sich eine der bedeutendsten archäologischen Fundstätte Südamerikas (UNESCO-Weltkulturerbe). Indianer aus der vorkolumbianischen Zeit schufen Hunderte aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen und Grabstätten. Heute baut die indianische Landbevölkerung in diesem grünen Hügelgebiet Kaffee, Bananen, Maniok, Mais und Zuckerrohr an. Wir genossen das angenehme Klima auf dem gemütlichen Camping Gamecelat, welcher mit einem grossen Holzofen zum Backen einlud und von wo wir eine schöne Tour zu Pferd unternahmen.

Bei sonnigem Wetter fuhren wir weiter südwärts nach Mocoa und dann nach Lago Agrio in Ecuador. Polizei, Militär und Einheimische hatten keine Bedenken betreffend Sicherheit. Und tatsächlich gab es keine Probleme mit Guerillas. Die Strecke in der sanften Hügellandschaft hat uns sehr gut gefallen. Zwischen Santa Ana und bis etwas südlich von Orito (ca. 50 km) war eine miserable Schotterpiste zu bewältigen. Von Orito bis an die Grenze Ecuadors gab es aber eine neue betonierte Strasse, die fast fertig war.

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Dienstag, 18. September 2012

Hasta luego Venezuela – Bienvenidos a Colombia

Nach über zwei Monaten verliessen wir am 18. September Venezuela bei San Cristobal Richtung Kolumbien. Unsere Reise verlief problemlos. Anscheinend verhielten wir uns als Touristen richtig. Die vielen Polizei- und Militärkontrollen sind zwar lästig, aber tragen vermutlich zur Sicherheit bei. Von den Risiken, in Venezuela mit dem Wohnmobil zu reisen, spürten wir nichts. Allerdings campierten wir eher selten frei, sondern bevorzugten Posadas, die nicht teuer waren. Jedenfalls sind wir sehr froh, die Route über Brasilien – Guayana – Venezuela gewählt zu haben, denn Venezuela hat uns sehr viel geboten (siehe die Post-Einträge im Blog).

Samstag, 15. September 2012

Barbara – zu fünft in Venezuela

Am 30. August spät abends trafen endlich unsere drei Touristinnen aus der Schweiz in Mérida ein. Mit grosser Begeisterung erzählten sie uns von ihrer Salto Angel Tour. Mit fast 1000 Meter Fallhöhe ist der Salto Angel der höchste Wasserfall der Erde. Nach einem verlängerten Wochenende mit Plaudern und der Geburtstagsfeier von Brigitte, starteten wir gemeinsam eine viertägige Tour in die Llanos. Die Fahrt führte von Mérida über den 3550 Meter hohen Mucubaji und hinunter nach Barinas. Die Llanos bestehen aus einem riesigen Flachland in der Grösse von Deutschland und sie sind mit vielen Flussläufen durchzogen. In der Regenzeit steht der grösste Teil unter Wasser. Im Bundesland Apure, wo die meisten Tiere vorkommen sollen, logierten wir auf einem Hato (Rinderfarm). Als Nebenerwerb werden Verpflegung und einfache Unterkunft sowie Tierbeobachtungen im Boot und zu Pferd für Touristen angeboten. In nächster Nähe leben grosse Rinderherden und Pferde mit Wildtieren zusammen. Hier sahen wir Kaimane, Wasserschweine, Ameisenbären, Leguane, Schildkröten und unzählige Vogelarten. Da blieben die Kameras nicht lange im Rucksack. Wir lernten auch Piranhas fangen und durften sie anschliessend auch essen – schmeckt lecker!

Über Barquisimeto fuhren wir auf einer langen aber wunderschönen Strasse auf die Sierra de San Luis. Unsere Barbara wollte natürlich auch einmal den Camper fahren. Und prompt stoppte uns eine Polizeikontrolle und wollte die Ausweise sehen. Einen internationalen Führerausweis hatte sie nicht und den nationalen Führerausweis liess sie zu Hause. Keck streckte sie dem Beamten das SBB-Generalabonnement entgegen – und er liess uns weiterfahren!
In San Luis übernachteten wir in der kolonialen Posada Don Aguedo. Am nächsten Vormittag besuchten wir die Finca El Monte, wo der Franzose Dominique und seine Frau unter anderem vorzüglichen Kaffee anbauen. Mit der Karibikküste vor Augen ging es steil zur heissen Stadt Coro hinunter (36oC). Auch hier bestaunten wir gut erhaltene Kolonialbauten und die dahinterliegenden Sanddünen. Der Ort Chicheriviche an und für sich, wäre keine Reise wert – leider überall viel Abfall. Doch die nahen Inseln sind einfach traumhaft und das Wasser „karibisch“. Bereits drei Wochen vorher waren wir zwei schon in Choroni und unsere Girls liessen sich gerne überreden, ihre letzten Ferientage in Venezuela dort am Strand zu geniessen. Und viel zu rasch kam die Zeit des Abschieds. Wir fuhren sie noch mit dem Wohnmobil zum Flughafen in Caracas. Das hätten wir uns vor ein paar Monaten nie vorstellen können, denn alle sprachen immer von der grossen Gefahr – muy peligroso! Mit vielen Erinnerungen und Eindrücken sowie noch mehr Fotos kehrten sie zurück in die Schweiz.

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Mittwoch, 29. August 2012

Die venezolanische Karibikküste geniessen

Zuerst genossen wir auf der Halbinsel von Araya das kristallklare und warme Wasser der Karibik – zwei Bleichgesichter (aber nicht sehr lange) zwischen schokoladebraunen Einheimischen! Dann besuchten wir den maritimen Nationalpark Mochima, dessen Attraktionen grösstenteils am und unter Wasser zu finden sind. Mochima hat betreffend Sicherheit einen sehr guten Ruf, weshalb wir zuerst beim Bootshafen und später in der Strasse bei der Posada Girasol, die von der netten Schweizerin Brigitte geführt wird, ruhige Standplätze hatten. Einsame Strände, wunderschöne Korallenbänke, Delfine, Meeresschildkröten, Seesterne und viele Fische entdeckten wir auf unseren Boots- und Kajaktouren.

Etwas Sorgen machte uns die Schaltung bei unserem Fahrzeug. Das Schalten war nur noch mit grosser Kraft möglich und schlussendlich konnten wir die Gänge fünf und sechs nicht mehr benutzen – ein Werkstattbesuch war angezeigt. In Cagua fanden wir professionelle Unterstützung bei der Mercedes-Garage, obwohl sie dort noch nie dieses Sprintermodell aus Europa gesehen hatten. Der Grund für die Probleme lag bei einem korrodierten Teil am Schaltungsgestänge (siehe Fotos). Nach dem Schmirgeln und Polieren bauten sie das Teil mit viel Fett wieder ein. Und siehe da, die Schaltung ging wieder perfekt. Nach mindestens vier Stunden Arbeit durch zwei Mechaniker belief sich die Rechnung nur auf rund 100 Franken. Damit konnten wir natürlich sehr gut leben, beziehungsweise weiterreisen.
Nachdem wir einen grossen Bogen um die Stadt Caracas gemacht hatten, fuhren wir nochmals nördlich an die Karibik, genauer nach Choroni und Puerto Colombo. Zuerst mussten wir den Pass von 1500 m mit vielen Kurven, durch den nach dem Schweizer Henri Pittier benannten Nationalpark, überqueren. Wir konnten unser Wohnmobil direkt an der wunderschönen Playa Grande platzieren – gut bewacht von der Polizei, die aber von uns 200 Bolivares pro Tag verlangte. Die hervorragende Lage war uns diese sogenannte „Colaboración“ wert. Allerdings stellt sich die kritische Frage, ob dies nicht mit Korruption zu tun hatte? Per Boot besuchten wir auch den kleinen Ort Chuao, wo hervorragender Kakao angebaut wird. Dann ging’s zurück nach Maracay und über die Llanos-Route nach Barinas und schliesslich über die steile Strasse auf den 3550 m hohen Pass und wieder hinunter nach Mérida, wo wir in wenigen Tagen unsere Barbara und ihre Kolleginnen Fabienne und Mélanie erwarteten.

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Samstag, 25. August 2012

Willkommen in Venezuela - Bienvenidos

Heute fliegen unsere Tochter Barbara und ihre Kolleginnen Fabienne und Mélanie nach Caracas, Venezuela. In den nächsten Tagen besuchen sie den Salto Angel, mit 1000 m Fallhöhe der grösste Wasserfall der Welt. Anschliessend treffen wir uns in Mérida, im Westen von Venezuela. Wir wünschen ihnen einen kurzweiligen Flug und freuen uns riesig auf das Wiedersehen.

Samstag, 11. August 2012

Der lange Weg an die Karibik

Nachdem wir uns vom Roraima Trek erholt hatten, fuhren wir nordwärts durch die Gran Sabana. In der eindrücklichen Landschaft bestaunten wir kleinere und grössere Wasserfälle. In deren Nähe gab es einfachste Campingplätze, wo wir zweimal übernachteten. Diese werden von Pemón-Indianern, die in bescheidenen Siedlungen leben, betrieben. Beim Salto Kawi fertigte ein Pemón-Indianer vor unseren Augen einen Anhänger aus dem lokalen Gestein an. Da wir von Süden kamen, merkten wir kaum, dass die Strasse stetig anstieg und wir schliesslich auf 1440 m den höchsten Punkt erreichten. Dann ging es steil hinunter in den grünen Urwald. 

Bei El Dorado überquerten wir den Rio Cuyuní, wo der legendäre Schweizer Bruno (gemäss Reiseführer) das Campamento El Encanto Cuyuní führt. Schon von der Brücke aus sahen wir die Schweizer Fahne! Eigentlich sind es zwei Brücken. Die ältere Brücke, von Gustave Eiffel (wie der Eiffelturm in Paris) erbaut, ist allerdings nicht mehr befahrbar. Bruno war abwesend und weilte zu dieser Zeit in der Schweiz. Ruedi, ein zweiter Schweizer von bald siebzig Jahren, lebte ebenfalls auf diesem Campo. Der Berner liess sich vor rund 25 Jahren in Venezuela nieder und bewirtschaftete eine Finca (Bauernhof). Vor drei Jahren enteignete ihn die aktuelle Regierung und er verlor die Finca ohne eine Entschädigung zu erhalten. Trotz diesem Schicksalsschlag blieb der aufgestellte Ruedi in Venezuela. Er erzählte uns von seinen vielen Erlebnissen. Wir genossen acht spannende Tage auf dem El Encanto Cuyuni und feierten sogar den 1. August zusammen. Der nahe gelegene Ort El Dorado hat schon bessere Zeiten gesehen. Es gibt zwar immer noch Gold- und Diamantensucher. Aber vermutlich wird heute mehr Geld mit Treibstoffschmuggel nach Guyana auf dem Rio Cuyuní verdient. Das Gefängnis von El Dorado, das im verfilmten Bestseller „Papillon“ vorkommt, existiert noch immer.
Eigentlich hatten wir nicht die Absicht, in Puerto Ordaz länger zu verweilen. An einem regnerischen Sonntag sprach uns aber der Venezolaner Gregory bei einer Rotlichtampel an und lud uns spontan zu einer Schifffahrt auf dem Rio Caroní und Rio Orinoco ein. Später landeten wir bei ihm zu Hause zum Nachtessen mit seiner Familie. Am nächsten Tag nahm sich der Besitzer einer Eiswürfelfabrik frei und zeigte uns stolz die Sehenswürdigkeiten bis hin zu Ciudad Bolivar. Bis zum Abend legten wir rund 300 km in seinem grossen Auto zurück. Als wohlhabender Geschäftsmann vertrat Gregory eine kritische Einstellung gegenüber der aktuellen Regierung von Hugo Chavez. Er meinte, Venezuela sei ein reiches Land (z.B. Erdöl, reiche Bodenschätze, grosse Wasserkraftwerke), aber die grosse Mehrheit der Bevölkerung sei arm und leider etwas arbeitsscheu. Am 7. Oktober 2012 wird gewählt. Es ist kaum anzunehmen, dass sich etwas ändern wird, da Chavez im Moment grosse Versprechungen an die Ärmeren macht. Die Einnahmen der verstaatlichten Betriebe werden grosszügig verteilt und für die Instandhaltung und Neuinvestitionen bleibt zu wenig übrig. Wo führt das wohl hin?
Unsere Fahrt ging weiter via Maturín nach Carúpano am karibischen Meer. Im Innern des Landes sind die Autokolonnen vor den Tankstellen kürzer und der Treibstoff nochmals viel billiger als in den Grenzgebieten. Für 62 Liter Diesel bezahlten wir nur 2,98 Bolivares (siehe Foto), was total etwa 35 Schweizerrappen entsprach – kaum zu glauben, aber wahr! Sahen wir deshalb so viele alte „Benzinschlucker“ aus den USA? In keinem südamerikanischen Land war der Unterschied zwischen uralten und neuen Autos so frappant wie in Venezuela.

Sonntag, 22. Juli 2012

Roraima – we did it!

Bei unserer Ankunft in Boa Vista war das jährliche Stadtfest mit dem Stadtlauf und farbigen Folkloreaufführungen auf der Plaza im Gange. Nach einer weiteren Übernachtung im Park fuhren wir Richtung Venezuela und liessen den Regenwald hinter uns. Nach drei Stunden Fahrt erreichten wir den brasilianischen Zoll und holten die Ausreisestempel. Und schon standen wir vor der modernen, etwa zehnmal grösseren venezolanischen Grenzstation. Das ganze Zollpersonal trug das rote Hemd, wie man es vom Präsidenten Hugo Chavez kannte. Natürlich begrüsste er uns von zahlreichen Portraits, die überall an den Wänden hingen. So schnell erhielten wir das Visum und die abgestempelten Pässe noch in keinem anderen Land. Die Formalitäten für das Wohnmobil dauerten dann etwas länger – schlussendlich durften wir drei Monate in Venezuela bleiben. Die erste Militärkontrolle am Zoll winkte uns freundlich durch. Wir waren in Venezuela! 
 
Die Strecke bis Santa Elena beträgt nur 15 km, aber schon kam wieder eine Militärkontrolle. Aber auch hier ein freundlicher Handschlag und ein „como estan?“ (wie geht’s?). Es wird in Venezuela noch viele Militärkontrollen geben – wenn die Behandlung so bleibt, gibt es nichts zu beklagen! Von Reiseführern und -berichten wussten wir, dass Venezuela leider nicht zu den sichersten Reiseländern der Welt gehört. Deshalb verzichteten wir auf freies Campieren und fuhren zum Campamento Wuari, neun Kilometer nördlich der Stadt. Nach zwei Tagen wechselten wir zur Posada Los Pinos, wo wir das Wohnmobil sicher im Innenhof abstellen und campieren konnten. Die Posada gehört dem Deutschen Eric, der mit Backpacker Tours zahlreiche Touren in der Region anbietet. Er erzählte uns, dass in zwei Tagen eine sechstägige Trekkingtour auf den Roraima starten würde und ob wir nicht Lust hätten, mitzugehen.
Aber zuerst mussten wir noch zu venezolanischen Bolivares kommen. Zum ersten Mal in Südamerika funktionierten die Bankkarten nicht, da in Venezuela eine zusätzliche zweistellige Identifikationsnummer verlangt wird. Wir fuhren deshalb nochmals zurück über die Grenze, wo es einen brasilianischen Geldautomaten gab. Wir deckten uns mit so vielen Reais ein, wie der Kasten hergab. Die venezolanische Währung ist staatlich kontrolliert und hat einen festen Wechselkurs von 4,30 Bolivares für einen U$. Dies ist die Basis für alle offiziellen Transaktionen, obwohl der „Bolivar forte“ stark überbewertet ist. Dadurch ist natürlich ein Schwarzhandel entstanden. „Schwarzwechseln“ ist illegal, aber auf der Strasse in Santa Elena erhielten wir rund 100% über dem regulären Wechselkurs.
Venezuela ist reich an Erdöl und die Treibstoffpreise werden künstlich sehr tief gehalten. Gleich nach der Grenze gibt es extra eine Tankstelle für Ausländer, insbesondere für Brasilianer. Der Treibstoff ist hier zwar noch um einiges teurer als im Inland, aber immer noch viel billiger als in den angrenzenden Ländern. Für einen Liter Diesel bezahlten wir zwei Bolivares, was, mit dem inoffiziellen Wechselkurs gerechnet, etwa 22 Schweizerrappen entsprach. Grotesk, ein Liter UHT-Milch kostet 15 Bolivares, das x-fache von einem Liter Diesel!
Mit einer Gruppe Reisenden aus Frankreich, Deutschland, Schweiz, Israel und Japan nahmen wir an einem Sonntag den Roraima Trek in Angriff. Der Roraima, mit 2723 m der höchste Tafelberg der Welt, liegt im Dreiländereck Venezuela, Brasilien und Guyana. Mit seinen senkrechten Felswänden scheint er kaum bezwingbar. Aber es gibt einen schmalen, steinigen Pfad, der auf die 34 km2 grosse Hochebene führt. Das Hochplateau ist seit vielen Millionen Jahren von ihrem biologischen Umfeld isoliert, so dass sich dort oben einzigartige (endemische) Tier- und Pflanzenarten entwickelt haben.
Die Besteigung des Roraima muss von einem Pemonindianer-Führer begleitet sein. Alvan, unser Guide, kannte den mysteriösen Roraima bestens. Vier weitere Begleitpersonen trugen unsere Zelte, die Verpflegung und Kocheinrichtung auf den Berg. Sie halfen uns auch bei der Überquerung von Flüssen und Wasserfällen. Der viele Regen liess die Flüsse so anschwellen, dass wir bei der Rückkehr eine Nacht warten mussten und erst am nächsten Morgen mit Hilfe von Seilen die Flüsse bewältigen konnten. Als Europäer staunt man, dass keine Brücken gebaut und die Zeltplätze nicht planiert werden. Aber das macht die Roraima Tour zu einem ganz besonderen Abenteuer in dieser naturbelassenen Gegend. Zum Glück war das Wetter nicht allzu kalt und man konnte am Morgen gleich die nassen Kleider und Schuhe wieder anziehen. Die internationale Gruppe verstand sich sehr gut untereinander und trug zu einem unvergesslichen Erlebnis bei. Und der heftige Muskelkater liess nicht auf sich warten…

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Freitag, 13. Juli 2012

Unbekanntes Guyana

Eigentlich wussten wir vor kurzer Zeit gar nichts über Guyana. Guyana war bis 1966 eine englische Kolonie. Deshalb spricht man nur in diesem südamerikanischen Land englisch und es herrscht Linksverkehr. Das Land hat rund 800‘000 Einwohner, davon stammt die Mehrheit von indischen Landarbeitern und afrikanischen Sklaven ab. Aber die eigentlichen Ureinwohner waren auch hier Indianer. Die Hauptstadt ist Georgetown, welche an der Atlantikküste liegt. Ab der brasilianischen Grenze gibt es nur die Naturstrasse quer durchs dünnbesiedelte Land. Auf dieser Strasse fuhren wir zu Beginn der Regenzeit, bis es kaum mehr weiter ging. Zuerst durchquerten wir eine karge Sabana-Landschaft, aber sehr schnell trafen wie wieder auf Regenwald. Nur wenige Touristen finden den Weg dorthin, da die Verkehrsverbindungen aufwändig und teuer sind. Wir trafen sehr freundliche, einheimische Leute und sahen viele Tiere in der fast unberührten Natur. Da wir nach Venezuela weiter wollten, führte uns der gleiche Weg nach einer Woche zurück nach Boa Vista in Brasilien. 

Grenzformalitäten für Guyana (nur für Wohnmobilreisende wichtig): Eigentlich problemlos und freundlich, aber sie lieben kopierte Dokumente über alles! Das heisst je zwei Kopien von Reisepass, Fahrzeugausweis, internationaler Führerschein und Haftpflichtversicherung bereit halten. Wir wussten dies, vergassen aber die Haftpflichtversicherung, die bisher noch niemand interessierte. Übrigens, sie haben keinen Kopierer beim Zoll! Zum Glück hatten wir das Dokument im Notebook gespeichert. Der hilfsbereite Zollbeamte bot uns seinen PC-Drucker an und alles war okay (kurz darauf fiel der Strom aus). Sonst hätten wir nach Lethem fahren müssen, um die Dokumente zu kopieren. Für uns gab es ein Touristenvisum für 30 Tage, für’s Auto selbst und die Bewilligung, es in Guyana zu fahren, aber nur 14 Tage (trotz internationalem Führerschein); verlängerbar nur in Georgetown! Andere Länder – andere Bestimmungen…

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Montag, 2. Juli 2012

Amazonas erleben

Bei Novo Airão am Rio Negro hörte die Strasse auf. Weiter westwärts in die Nationalparks im Amazonasbecken geht es nur noch per Boot. In der Pousada Bela Vista eines Deutschen verbrachten wir ein ruhiges Wochenende mit Blick auf den Rio Negro, der Beobachtung von Leguanen und rosafarbige Flussdelfine. Auf dem Rückweg nach Manaus machten wir einen Stopp beim Balneario Mato Grosso, einem Restaurant mit Badegelegenheit. Der lauwarme Fluss aus dem Urwald ist zwar bräunlich gefärbt, aber mit bester Wasserqualität. Wohnmobile sind im Amazonasgebiet eher selten. Darum wollten das Restaurantpersonal und ihre Gäste einen Blick ins Innere des Fahrzeugs werfen. Dafür luden sie uns zum gegrillten Fisch ein.

Nach zehn Tagen in der Region von Manaus setzten wir die Reise nach Boa Vista fort, der nördlichsten Stadt von Brasilien. Die gut ausgebaute Strasse führt schnurgerade durch den Regenwald. Immer wieder wurde auf Wasserfälle und Grotten hingewiesen – dankbare Gelegenheiten, um sich im tropischen Klima zu erfrischen. Diese Strecke führte uns auch mitten durch das Reservat der Waimiri Atroari Indianer. Diese Ureinwohner wehrten sich in den Siebzigerjahren heftig gegen den Bau der Strasse – sogar mit Giftpfeilen. Viele Strassenarbeiter seien daran gestorben. Auf Strassenschildern wurde darauf hingewiesen, dass es nicht gestattet sei, anzuhalten, zu fotografieren oder zu filmen. Auf diesen 125 km sahen wir aber weder Hütten noch Indianer, nur Urwald bis zum Strassenrand.
Etwas nördlich davon, überquerten wir den Äquator. Eine Skulptur neben der Strasse wies darauf hin. Tag und Nacht sind hier gleich lang: Die Sonne geht um sechs Uhr auf und um 18 Uhr wieder unter. Bei Caracarei führte eine 700 Meter lange Brücke über den Rio Branco. Da wir grundsätzlich nur Tags über fahren, übernachteten wir wieder einmal bei einer Tankstelle. Am nächsten Vormittag erreichten wir Boa Vista. Wir waren überrascht, hier eine Stadt mit modernen Gebäuden, neue Villenquartiere, frisch geteerte und mehrspurige Alleen sowie grosse gepflegte Parks zu finden. Ob die früheren Goldfunde zu diesem Reichtum führten?

Von und nach Boa Vista führen nur drei Strassen: nach Manaus im Süden, nach Guyana im Nordosten und nach Venezuela im Norden. Bevor wir aber nach Venezuela reisten, machten wir zuerst einen Abstecher nach Guyana.

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Donnerstag, 21. Juni 2012

Nach Manaus und an den Amazonas

Wir reisten alleine weiter auf der neuen „Interoceanica Sur“ nach Brasilien. Genauer gesagt war die Strasse nur in Peru neu. Bis in die erste brasilianische Stadt Rio Branco wies die Strasse so viele Löcher auf, wie wir es seit Paraguay nie mehr erlebt haben. Eine neue Herausforderung war die Kommunikation auf Portugiesisch. Nur selten sprach und verstand jemand spanisch oder englisch – da half nur unsere Körpersprache weiter. Trotzdem interessierten sich die Leute für uns und unsere Reise.
In den 80er Jahren wurde zirka ein Viertel des Regenwaldes durch Brandrodungen für Weide- und Ackerland urbar gemacht. Kautschuksammler und Indianer, die vorher im Regenwald lebten, wurden verdrängt. Dies führte zu sozialen Spannungen und in Xapuri wurde im Jahr 1988 Francisco Alves Mendes oder kurz „Chico Mendes“ genannt, ein Umweltschützer und Oppositionsführer, ermordet, was auch international zu grossen Protesten führte. Seither gilt er als grosser Held.
In Porte Velho stellten wir mit Überraschung fest, dass die auf der Karte eingetragene Ruta 319 nach Manaus nicht mehr befahrbar sei. Diese Strasse wurde auch von der Regierung aufgegeben. Der Regen spülte zu viele Strassenabschnitte und Brücken weg. Als interessante Alternative bot sich uns die Weiterreise mit einem Frachtschiff auf dem Rio Madeira an. Wir waren die einzigen Passagiere und konnten das Wohnmobil zuvorderst auf der Plattform, die mit unzähligen Getreidesäcken und Kisten voller Knoblauch beladen war, hinstellen. Ruhig und an bester Aussichtslage glitten wir flussabwärts. Wir hörten nur ein leises Plätschern des Wassers, da wir die Schiffsantriebsmaschine hinter der grossen Ladung gar nicht mehr wahrnehmen konnten. Vier Tage und vier Nächte waren wir ununterbrochen unterwegs – Erholung pur!
Morgens um sieben Uhr erreichten wir den Hafen von Manaus. Die Temperatur stieg schon bald auf über dreissig Grad. Emsiges Treiben überall – alle Güter der kleineren Frachtschiffe wurden noch von Hand beziehungsweise auf schwitzenden Schultern und Rücken auf die wartenden Lastwagen umgeladen. Die einzige Strasse von und nach Manaus kommt von Venezuela aus dem Norden. Deshalb spielt der Transport auf dem riesigen Amazonas und seinen Nebenflüssen eine zentrale Rolle. Eigentlich erstaunlich, dass sich Mitten im Urwald eine Stadt von fast zwei Millionen Einwohnern entwickeln konnte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Manaus nach der Erfindung des Gummireifens und dem Anbau von riesigen Kautschukplantagen für kurze Zeit die reichste Stadt der Welt. Aus jener Zeit stammt das grosse Opernhaus, das Teatro Amazonas. Sein gesamtes Baumaterial wurde aus Europa importiert. In der Nähe von Manaus besuchten wir das eindrückliche Kautschuk Museum, das für den Spielfilm „Jungle“ aufgebaut wurde. Anschliessend fuhren wir über die neue Hängebrücke über den Rio Negro, der in Manaus in den Amazonas mündet. Das Niveau der Flüsse war jetzt am Ende der Regenzeit am Höchsten und die Ufer waren überflutet. Auch ein Stadtteil von Manacapuru lag unter Wasser. Deshalb konnten die Häuser nur auf Holzstegen erreicht werden.

Man glaubt es kaum, wir baden in der Nähe von Manaus zum ersten Mal auf unserer Reise in einem warmen See! Sommer ist wunderbar…

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Sonntag, 3. Juni 2012

Sévérine – zu Dritt in Peru

Wir freuten uns sehr auf die Ankunft unserer Tochter Sévérine. Nach ihrem langen Flug via Amsterdam und einer Übernachtung in Lima empfingen wir sie am 14. Mai auf dem Flughafen in Arequipa. Nach mehr als einem Jahr feierten wir das erste Wiedersehen auf dem Camping des Hostals Las Mercedes. Die attraktive Stadt auf 2350 Meter über Meer war der ideale Standort, damit sich Sévérine langsam an die Höhe und eine neue Kultur akklimatisieren konnte.

Nach einigen Tagen ging’s zuerst nach Chivay, dem Ausgangspunkt für den Colca Canyon. Dank viel Coca-Tee bestand Sévérine den ersten Höhentest über den Patapampapass von 4800 m bestens. Im Thermalbad von Chivay erholten wir uns, bevor wir zum Cruz del Condor fuhren. Dort übernachteten wir in einer klaren und kalten Nacht im Wohnmobil auf dem Parkplatz. Am folgenden Morgen waren wir die Ersten am östlichen Beobachtungspunkt. Nach längerem Warten stiegen ein paar Kondore aber im Westen des Canyons auf! Das Spektakel vom letzten Jahr, als wir zum ersten Mal hier waren, hielt sich leider in Grenzen.

Nächstes Ziel waren die Grabtürme von Sillustani und die schwimmenden Inseln im Titicacasee bei Puno. Anschliessend fuhren wir nach Cusco – der Hauptstadt des ehemaligen Inkareiches. Es fiel uns auf, dass die Landschaft nach der Regenzeit im Sommer viel grüner war als im letzten August. Sévérine machte sich allein auf den Weg zum Machu Picchu. Tief beeindruckt kam sie zurück und genoss mit uns einige Tage auf dem Camping Quinta Lala. Dazu gehörte auch ein BBQ mit feinstem Alpaca- und Rindfleisch. Spannend war für sie auch der Kontakt zu anderen Langzeitreisenden.

Eigentlich war vorgesehen, dass wir mit Sévérine nach Lima fahren, wo sie am ersten Juni ihren Rückflug in die Schweiz hatte. Kurz entschlossen entschieden wir uns für eine Tour in den südperuanischen Dschungel. Auf einer neu asphaltierten Strasse von rund 500 km erreichten wir nach zwei Tagen das warme und feuchte Puerto Maldonado, das nur noch auf 200 m liegt. Dort erwartete uns Jhon, unser Urwaldführer, mit Yeni, der jungen Köchin und Hilmer, dem Bootsführer, für eine dreitägige Dschungeltour. Nach zehn Stunden Flussfahrt durch den Urwald erreichten wir das Basislager am Rio Pariamanú. Unterwegs gab es immer wieder interessante Beobachtungen wie Goldwäscher, Holztransporte per Boot, Kaimane, Schildkröten, Vögel und Schmetterlinge. Gekocht und gegessen wurde an Bord, geschlafen im Zelt und gewaschen im Fluss – Natur pur! Der Höhepunkt waren die vielen Papageien, die wir aus nächster Nähe beobachten konnten. Jhon wusste auch sonst viel Interessantes über Tiere und Pflanzen zu erklären. Wieder zurück in Puerto Maldonado erholten wir uns in der Anaconda Lodge. Hier machte Sévérine die Bekanntschaft mit einem anhänglichen jungen Brüllaffen. Viel zu schnell verging die schöne, gemeinsame Zeit mit Sévérine. Mit einem Inlandflug reiste sie via Cusco nach Lima und erreichte noch rechtzeitig ihren Rückflug heim nach Zürich.

Und wir reisen weiter auf der neuen Interoceanica Sur nach Brasilien. Wir versuchen auf dem Landweg nach Manaus zu fahren, um später sozusagen durch die Hintertüre nach Venezuela zu gelangen. Dort erwarten wir Ende August Barbara, unsere zweite Tochter, zu Besuch.

Montag, 14. Mai 2012

Sévérine – willkommen in Arequipa, Peru

Wir freuen uns sehr auf die Ankunft unser Tochter Sévérine. Zusammen werden wir bis am 1. Juni ein paar Highlights von Peru besuchen.

Und schon ist sie hier...







Samstag, 12. Mai 2012

Mit Tempo durch Nordchile

Auf dem Weg von Punta Arenas im tiefen Süden bis Santiago im Zentrum von Chile verweilten wir fünf Monate. Wir genossen diese abwechslungsreiche Strecke sehr: Feuerland, Patagonien, Regenwald, Insel Chiloé, Vulkan- und Seengebiet sowie die Weinbauregion. Einerseits besuchten wir einen Teil von Nordchile im Jahr bevor und andererseits erwartete uns Mitte Mai unsere Tochter Sévérine in Arequipa, Peru. Es blieben uns also noch zwei Wochen für rund 2‘500 km von Santiago bis Arequipa. Trotzdem nahmen wir und die Zeit für das Valle del Elqui, wo der chilenische Pisco hergestellt wird. Dank künstlicher Bewässerung und viel Sonne gedeihen die Piscotrauben hervorragend in dieser bizarren Landschaft aus Sand und steilen Berghängen.

Die Wüstenlandschaft im Norden ist geprägt durch viele Minenaktivitäten. Ideal ist das besondere Klima auch für die Beobachtung des Universums. Zahlreiche Observatorien sind deshalb hier zu finden. Wir besuchten das „European Large Telescope“ der Europäischen Organisation für Astronomie (ESO) in Paranal. Auch die Schweiz ist an diesen Teleskopen mit bis zu 8,2 Metern Durchmesser beteiligt. Im Internet konnten wir lesen, dass der Bundesrat kürzlich einen Kredit von 65 Millionen Schweizerfranken bewilligt hat, um das geplante Riesenteleskop der 40-Meter-Klasse mit zu realisieren. Dieses werde um Grössenordnungen leistungsfähiger sein als alle heute existierenden Teleskope der Welt. Die Anlage wird in der Nähe von Paranal auf dem Cerro Armazones in der chilenischen Atacama-Wüste gebaut.

Sehenswert waren aber auch die schönen Städte wie Iquique und Arica. Zum Abschied in Chile fuhren wir zum Nationalpark Lauca hoch. Von Meereshöhe steigt die Strasse in einer atemberaubenden Landschaft auf die Passhöhe und den Grenzübergang zu Bolivien von fast 4700 Metern. Diese Strecke benutzen viele bolivianische Lastwagenfahrer, die Güter von Häfen an der Küste Chiles in ihr Land transportieren. Um nicht der Höhenkrankheit zu verfallen, legten wir vor dem Lauca Park einen zweitägigen Zwischenhalt in Putre ein. Auf der gleichen Strecke ging‘s anschliessend zurück nach Arica. Den Grenzübergang zu Peru kannten wir vom letzten Jahr. Alles verlief problemlos und die Peruaner hiessen uns willkommen. Bis nach Arequipa begleitete uns weiterhin die Wüste in allen Farbtönen.

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Samstag, 28. April 2012

Der Pazifikküste entlang nach Santiago

Zügig fuhren wir vom Seengebiet auf der Autobahn nordwärts und erreichten in Cobquecura den Pazifik. Mit der zerklüfteten Küste mit den tosenden Wellen, Seehunden und Pelikanen präsentierte sich die Natur wieder von einer anderen Seite. Nicht nur das tosende Meer, sondern auch die Erinnerung und Spuren, welche das sehr starke Erdbeben vom 27. Februar 2010 mit anschliessendem Tsunami in dieser Region verursachte (Stärke 8,8 auf der Richterskala), liess uns an der Küste nicht so ruhig schlafen. Obwohl vieles schon wieder neu aufgebaut oder renoviert wurde, waren die Zerstörungen zwei Jahre später noch überall sichtbar.

Zwischen Meer und Anden erstrecken sich mehrere Weinanbaugebiete. Die Mehrheit aller international preisgekrönten chilenischen Weine stammt aus dem Valle de Colchagua. Unsere Durchfahrt fiel optimal in die Erntezeit. Im letzten Sommer regnete es sehr wenig und die Landschaft war extrem trocken und ausgebrannt. Aber für die Reben war es anscheinend ein hervorragendes Jahr und wird die schweren chilenischen Weine mit über 14 Volumenprozenten geben. Auf dem Weingut „Montgras“ bei Pallmilla degustierten wir einige dieser Spitzenweine.

Anschliessend ging es weiter in die Hauptstadt von Chile. Santiago ist eine Riesenstadt am Rande der Anden von gegen sechs Millionen Einwohnern - für unsere Bedürfnisse eher zu gross und zu hektisch. Aber drei Tage hielten wir es trotzdem aus und genossen wieder einmal das Stadtleben. Vom Cerro Santa Lucia sahen wir nicht einmal bis zum Stadtrand. Von besonderem Interesse war für uns der Mercado Central, wo die Chilenen ihre Wochenendeinkäufe tätigen.

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Mittwoch, 18. April 2012

Seen, Thermen, Araukarien und Vulkane

Zurück in Chile erwartete uns die Region „Siete Lagos“ in schönster Herbststimmung mit vielen Seen, Vulkanen und Thermen. Zum ersten Mal wanderten wir durch einen Araukarienwald. Bis zu 50 Meter ragten die Baumriesen in den Himmel, die weit über 1000 Jahre alt werden können. Im Sommer ist diese Gegend ein beliebtes Ferienziel. Jetzt im Herbst waren wir fast allein in den Nationalparks Villarica, Huerquehue und Conguillío unterwegs. Wo Vulkane tätig sind, gibt es meist auch viele Thermalbäder. Das Angebot in der Umgebung Villarica und Pucón ist sehr vielfältig: von der einfachen Naturtherme bis zum exklusiven Spa. Die einzigartige Thermalanlage „Termas Geométricas“ in einem engen Canyon gefiel uns ganz besonders. Rote Holzstege verbinden siebzehn weit auseinanderliege, mit Naturschiefer verkleidete Becken.

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Freitag, 6. April 2012

Zehn Tage in Argentinien

Nach zwei Monaten in Chile ging unsere Reise wieder nach Argentinien. Vorher machten wir einen Halt bei den Thermalquellen in Aguas Calientes und stiegen zum Vulkankrater Casablanca hinauf. An diesen Abhängen wird im Winter Ski gefahren. Bald wurden auch die Spuren des im letzten Jahr ausgebrochen, chilenischen Vulkans Puyehue sichtbar, oder genauer eines Vulkans im Bereich des Cordón Caulle. Bei schönstem Wetter wurde es plötzlich sehr trüb – aber nicht von der Feuchtigkeit, sondern von der aufgewirbelten Asche des immer noch aktiven Vulkans. In der Grenznähe zu Argentinien lag die Asche meterdick. Bedingt durch die heftigen Westwinde belastete die Asche nach dem Ausbruch am 4. Juni 2011 vor allem Argentinien. Inzwischen sind die Schäden aber in der Region von San Carlos de Bariloche fast verschwunden.

In der Nähe von Bariloche gibt es die Colonia Suiza, wo sich vor etwa hundert Jahren Walliser angesiedelt haben. Wir „echten“ Schweizer – Laura und Heiri stiessen wieder einmal zu uns – fühlten uns auf einem Camping dieser Colonia, beziehungsweise Dörfchen, fast ein bisschen wie zu Hause… Hier konnte man alles kaufen mit einem Schweizer Kreuz darauf. Die Gegend sah aus wie im Engadin: Berge, schöne Wälder mit riesigen Tannen und Föhren, Holzhäuser und -villen im Chaletstil, blaue Seen und glasklare Flüsse. Auf dem Stadtplatz von Bariloche spazierte sogar ein Bernhardiner Hund mit Fässchen um den Hals herum. Im Reiseführer wird die Region als „argentinische Schweiz“ bezeichnet.

Und weil‘s so schön war, fuhren wir auch nach El Bolson und an den Lago Puelo. Nach dem attraktiven Künstlermarkt in El Bolson gings auf dem gleichen Weg zurück nach Bariloche und dann weiter nördlich durch das Valle Traful zum hübschen Gebirgsstädtchen San Martin de los Andes. Entlang dem Lago Lacar folgten wir auf der Naturstrasse zum Zoll Hua Hum. Über den langen, schmalen, von dichtem Urwald umgebenen Lago Pirihueico verkehrt nur eine kleine Autofähre.

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Freitag, 23. März 2012

Deutsche und Schweizer in Chile

Mit einer weiteren Fähre verliessen wir Chiloé und fuhren anschliessend nach Puerto Montt. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen viele deutsche Auswanderer hierher und gründeten die Stadt. Auch in der nördlichen Umgebung um den Lago Llanquihue entdeckt man vieles, das an Mitteleuropa erinnert: Hügelige Gegend, Häuser mit spitzen Giebeln, Schindeldächern, Balkone und Blumengärtchen. Überall wird leckerer „Kuchen“ angeboten. Nicht zu übersehen ist der 2652 Meter hohe Vulkan Osorno: Kegelförmig mit einem Kragen aus Eis und Schnee. Dank Matthias aus der Schweiz konnten wir in Petrohué eine grosse, grillierte Forelle aus dem Lago Todos los Santos geniessen. In Osorno besuchten wir Eveline und Michael. Die Beiden aus St. Gallen  unterrichten an der Deutschen Schule und wir erfuhren beim gemütlichen Nachtessen viel Interessantes über die schweiz- und deutschstämmige Bevölkerung in dieser Region.

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Mittwoch, 21. März 2012

Chiloé – alles aus Holz

Die Fahrt mit der Fähre Naviera Austral nach Quellón dauerte vier Stunden. Die Insel ist ebenfalls bekannt für ergiebige Regenfälle. Wir erlebten aber ausnahmsweise zehn fast trockene Tage. In Cucao - beim Nationalpark Chiloé gelegen – erkundeten wir See, Fluss und die Pazifikküste mit unserem Kajak (gestärkt durch Camper-Pizzas aus der Bratpfanne, siehe die Bilder dazu!). Nicht nur Häuser, auch die Kirchen von Chiloé wurden aus Holz gebaut und wurden in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Auf der schönen Insel Quinchao – gegenüber von Dalcahue – gab es einige besonders eindrückliche Holzkirchen.

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Montag, 5. März 2012

Carretera Austral 2

Plötzlich stiessen wir in der Region Aysén auf Strassensperren mit brennenden Pneus. Das Motto: „Ti problema es mi problema“! Die Bevölkerung dieser Region war ganz allgemein unzufrieden und forderte zum Beispiel bessere Strassen, Schulen, Gesundheitsversorgung, tiefere Treibstoff- und Lebensmittelpreise. Alle paar Stunden wurden die Sperren aufgehoben und man konnte bis zur nächsten Sperre weiterfahren.

Immer wieder stiessen wir auf Nationalparke, Naturreservate, typische Pionierdörfer: Rio Simpson, Nationalpark Queulat, Puerto Puyuhuapi (1935 von Sudetendeutschen gegründet), La Junta, Lago Rosselot, Termas la Sauce, Raúl Marín Balmaceda, Gletscher Ventisquero Yelcho, Lago Yelcho, Termas El Amarillo und schliesslich Chaitén. Diese Ortschaft von viertausend Einwohnern wurde 2008 und 2009 vom nur 10 km entfernten Vulkan zum grössten Teil zerstört. Der Staat wollte Chaitén aufgeben und an einem anderen Ort wieder aufbauen. Die Bevölkerung wehrte sich aber, verbesserte den Flusslauf des Rio Blanco und begann Häuser sowie Strassen zu renovieren. Ein steiler Wanderweg führte uns zum Vulkankrater. Leider regnete es stark und Wolken verdeckten die Sicht. Die gewaltigen Zerstörungen am Regenwald durch meterdicke Asche wirkten deprimierend.

In dieser Region befindet sich der Pumalín Park, das grösste private Naturschutzgebiet der Welt, das der amerikanische Multimillionär Douglas Tomkins und seine Frau geschaffen haben. Pumalín gehört zu den schönsten Parks in ganz Chile und die Infrastruktur ist vorbildlich. Zwangsläufig regnete es halt häufig im Regenwald, bis 6000 mm pro Jahr. Da gehören nasse Schuhe und Kleider dazu. Allerdings ist die Vegetation unglaublich üppig und grün. Dazu gehören zum Beispiel die riesigen, über tausendjährigen Alercen.

Für uns war die Carretera Austral in Caleta Gonzalo zu Ende. Für diese sehr abwechslungsreiche Route und die zahlreichen Abstecher nach links und rechts liessen wir uns rund fünf Wochen Zeit. Von Caleta Gonzalo fuhren wir nach Chaitén zurück und nahmen die Fähre nach Quellón auf der Insel Chiloé.

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Samstag, 11. Februar 2012

Carretera Austral 1

Kurz vor Cochrane stiessen wir auf die legendäre Carretera Austral oberhalb des Rio Baker. Von dieser Strassenkreuzung sind es noch rund 250 km bis zum südlichen Ende der Carretera Austral. Die Strasse, welche vom Militär gebaut wurde, führt grösstenteils als 1200 Kilometer lange Schotterpiste von Puerto Montt bis nach Villa O’Higgins. Wir fuhren zuerst südlich nach Cochrane, wo wir einige Tage im Reservat Tamango am Rio und Lago Cochrane verbrachten. Der Camping war unser ideale Ausgangspunkt für schöne Kajaktouren auf dem glasklaren Fluss. Dann gings weiter nach Süden durch tiefe Täler mit Regenwälder bis nach Caleta Tortel. Dieses Dorf liegt an einem Fjord am Pazifik und es hat keine Strassen, sondern hölzerne Stege ersetzen die Wege. Deshalb werden die Schuhe beim häufigen Regen nicht nass. Sogar der Wanderweg führte über Holzstege. Auf dem gleichen Weg gings zurück nach Cochrane, wo wir den Dieseltank und Kühlschrank nochmals auffüllten. Dem türkisblauen Rio Baker entlang fuhren wir zum riesigen Lago General Carrera und machten noch einen kleinen Umweg nach Puerto Guadal zur Lodge Terra Luna, wo wir auf dem Parkplatz übernachten konnten.

Zurück auf der Carretera Austral ging es nach Puerto Tranquilo. Hier machten wir einen Abstecher ins Valle Exploradores, wo die Strasse nach 80 km vor einem grossen Fluss abrupt endete und auf ihre Fertigstellung wartet. Auf beiden Talseiten hängen Gletscher und viele Wasserfälle stürzen hunderte Meter über die Felsen herunter. Die kurvenreiche Strasse führte über schmale Brücken, durch dichten Regenwald und Sumpflandschaften, den schäumenden Flüssen entlang.

Der Strassenzustand der Carretera Austral wechselte von neu betoniert bis zur extremen Wellblech- und Schotterpiste. Eindrücklich war der Übergang in Cerro Castillo, wo ein betonierter Strassenabschnitt von rund 250 km begann. Die Ortschaft am Fusse des gleichnamigen Bergmassives war unser Ausgangspunkt für eine schöne Wanderung im Naturreservat mit einer imposanten Aussicht über das Tal des Rio Ibáñez. Auf der Weiterfahrt nach Coyhaique begegneten uns grosse Wiesenfelder, wo auch runde Heuballen hergestellt wurden - etwas, das man weiter südlich nie sah.

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Mittwoch, 1. Februar 2012

Über den Paso Roballos nach Chile


Beim Paso Roballos bot sich die erste Gelegenheit, um nach Chile auf die Carretera Austral zu gelangen. Auf diesem abgelegenen Grenzübergang waren die Zollformalitäten sehr rasch erledigt. In der Regel beschlagnahmen die Chilenen alle Früchte, Gemüse und Frischprodukte, damit keine Schädlinge ins Land eingeschleppt werden. Deshalb verschlingen wir vor der Grenze möglichst alle kritischen Produkte, bis auf Zwiebeln oder Knoblauch. Somit haben sie etwas zu beschlagnahmen und suchen nicht weiter. Aber beim Paso Roballos interessierten sich die sonst sehr strengen chilenischen Zöllner nicht für unseren Kühlschrank.
Es begann zu regnen und langsam wurde es dunkel. Wir verbrachten eine ruhige Nacht am Strassenrand und am nächsten Morgen schien die Sonne schon wieder auf die frisch verschneiten Berggipfel. Auf einer schmalen aber abwechslungsreichen Naturstrasse fuhren wir das Valle Chacabuco hinunter. Im unteren Teil des malerischen Tales entsteht ein neues, riesiges, privates Naturschutzreservat von Douglas Tompkins, ähnlich wie der Pumalín-Park. Der Amerikaner Tompkins war der Besitzer der bekannten Kleidermarken The North Face und Esprit. Nach dem Verkauf begann er in Chile und Argentinien mit dem Kauf grosser zusammenhängender Urwaldgebiete, um sie als Naturschutzgebiete für künftige Generationen zu erhalten. Die vielen Wildtiere im Valle Chacabuco scheinen dies schon bemerkt zu haben und geniessen die geschützte Umgebung.
Kurz vor Cochrane erreichten wir die legendäre Carretera Austral oberhalb des Rio Baker. Die Strasse führt grösstenteils als Schotterpiste nach Südchile, inzwischen 1200 Kilometer lang, von Puerto Montt bis nach Villa O’Higgins. Vor der Weiterreise verbrachten wir einige Tage im Reservat Tamango am Rio und Lago Cochrane. Der Camping war unser ideale Ausgangspunkt für schöne Kajaktouren.

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Vollgetankt zum Nationalpark Perito Moreno


Da uns die Warterei auf Diesel in El Chaltén zu lange dauerte, fuhren wir kurz entschlossen zum Tanken nach El Calafate zurück. Hier trafen wir wieder auf Laura und Heiri. Plaudernd und grillierend verbrachten wir das sommerliche Wochenende im sympatischen Camping Niriguro. Vollgetankt starteten wir nun nordwärts. Wir verfuhren uns (immer noch kein GPS) und landeten mit einem Umweg im überraschend hübschen Gobernador Gregores. Dies war gleichzeitig ein Glücksfall, da wir bei der YPF-Tankstelle nochmals auffüllen und gleich übernachten konnten. Über hunderte von Kilometern gibt es in dieser Region nämlich keine Ortschaften und auch keine Tankstellen. 

Mit vollem Tank und genügend Proviant konnten wir es nun wagen, den weit abgelegenen und am wenigsten besuchten Nationalpark Perito Moreno anzupeilen (nicht zu verwechseln mit dem Gletscher und dem Ort mit der gleichen Bezeichnung). Der einsame Park mit kostenlosen Campingplätzen, die zahlreichen Seen in allen Blautönen und die Aussicht während den Wanderungen entschädigten uns für die dreihundert Kilometer Schotterpiste hin und zurück. Auf der ganzen Strecke kamen uns nur ganz selten Fahrzeuge entgegen. Wesentlich mehr Guanakos und Wildhasen kreuzten unseren Weg!