Sprache

Mittwoch, 15. Januar 2014

Mit dem Chepe in die Barrancas del Cobre

Schweizer sind sich ja an Bahnfahren gewohnt! Die Fahrt mit dem „Chepe“ von der Pazifikküste nach Chihuahua im Innern von Nordmexiko gilt als letzte und schönste Bahnstrecke in Mexiko. Wir wollten dies mit eigenen Augen sehen. In einer 8-stündigen Fahrt  ab El Fuerte bewältigten wir fast die Hälfte der 656 km langen Strecke und erreichten dann Creel, wo wir zweimal übernachteten und zwei geführte Touren in die Umgebung unternahmen. Dieser Teil der Strecke bot eine fantastische Fahrt durch einfache Siedlungen und der Zug mit drei Lokomotiven schlängelte sich stundenlang die Schluchten hinauf bis auf 2400 m. Ausländische Touristen waren in der Minderheit. Die Bahnlinie ist die Hauptverbindungsroute zwischen Chihuahua und der Küste und wird intensiv für den Güterverkehr und einmal täglich für den Personenverkehr genutzt. Wir waren überrascht wie ruhig und organisiert alles ablief. Die Bahntickets kauft man im Zug und die Plätze werden einem zugewiesen – keine Hektik, kein Drängeln! Für jeden Bahnwagon ist ein Zugbegleiter zuständig. Das WC ist auch nach stundenlanger Fahrt immer noch sauber. Dass man nicht vergisst, dass man in Mexiko ist, zirkulieren regelmässig mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten durch den Zug und bewachen ihn bei Haltestellen. Allerdings bei der Pünktlichkeit gewinnen die Schweizer, aber hier meckerte auch nach einer Stunde Verspätung niemand!

In Divisadero hielt der Zug zwanzig Minuten und man konnte von hier den ersten Eindruck von der tiefen Kupferschlucht (Barrancas del Cobre oder Copper Canyon) erhaschen. Es gibt aber keine Kupferminen hier, der Name rührt von  einem Missverständnis der Spanier her, die den von Flechten verursachten grünlichen Schimmer für Kupfer hielten. Bei jedem Halt verkauften die indigenen Tarahumara Frauen und Kinder wunderschöne handgeflochtene Körbchen, Textilarbeiten und Holzschnitzereien zu sehr günstigen Preisen. Auch einheimische Verpflegung wurde angeboten. In der Nähe entstand kürzlich ein Abenteuerpark mit dem längsten Zip-Line-Netz und sogar einer Luftseilbahn über einen Teil der Canyons. Da der attraktivste Teil der Strecke nur bis Creel führt, kehrten wir total zufrieden am dritten Tag wieder mit dem „Chepe“ zurück nach El Fuerte. Unser Wohnmobil konnten wir während unserem Bahnerlebnis gleich gegenüber der Bahnstation im Hinterhof bei einer älteren Frau parkieren. In der nächsten Nacht brachte uns die TMC-Ferry von Topolobampo nach La Paz auf die Halbinsel Baja California.

Bilder

Sonntag, 5. Januar 2014

Vom zentralen Hochland zur Pazifikküste

San Miguel de Allende war für uns ein Glücksfall. Weihnachten wollten wir nämlich nicht alleine verbringen. Gleichzeitig trafen Doris und Torsten aus Deutschland und Fränzi und Richi aus der Schweiz ein. Wenig später stiessen Madeleine und Ralf (Schweiz/Deutschland) dazu. Die einen kamen von Norden, die anderen von Süden. Niemand hat sich zuvor getroffen oder gekannt. Da gab es viel zu diskutieren und Reiseerfahrungen auszutauschen. Die Stimmung war so friedlich, dass niemand weiterreiste und alle zusammen Weihnachten in SMA feiern wollten. Noch dauerte es aber einige Tage. Da wurden noch Öl-, Filter- und Radwechsel sowie kleinere Reparaturarbeiten an den Fahrzeugen erledigt. Die Frauen motivierten sich gegenseitig zum Stricken. Und spätestens zum Apéro waren alle acht wieder zusammen. Bis Weihnachten trafen weitere Reisende aus Deutschland, Frankreich, Niederlanden, USA und Kanada ein. Für das Weihnachtsessen am 24. Dezember brachten alle etwas Feines für das gemeinsame Buffet mit. Das Spektrum von Älplermaccaroni mit Apfelmus, Lasagne, mexikanische Ziegenkäse und weitere lokale Spezialitäten bis zum französischen Schokoladenkuchen (selbstgebacken von Marc)  war eindrücklich und lecker. Und sozusagen zum Abschluss der Feierlichkeiten grillierten wir am Weihnachtstag ein zünftiges Rindsfilet für unsere kleine Gruppe. Schon bald trennten sich unsere Wege für unterschiedliche Reiseziele, aber Weihnachten in San Miguel de Allende wird uns allen in bester Erinnerung bleiben.

Unser nächstes Ziel war Mazatlan an der Pazifikküste. Wir entschieden uns für die Strecke, an der die reichen Silberminenstädte Guanajuato und Zacatecas liegen. Für die Erkundung dieser von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannten Städte wendeten wir je zwei Tage auf. Bedenkt man aber, dass der ganze Prunk der Silberpaläste und das opulente Leben der spanischen Silberbarone nur durch die Ausbeutung der indigenen Sklaven und Tagelöhner möglich war, relativierte sich für uns der ganze Zauber dieser berühmten Kolonialstädte etwas! Nach Durango übernachteten wir im kleinen Park El Tecuan und waren überrascht, dort Wapiti Hirsche und sogar zwei Wölfe in einem grossen Gehege anzutreffen. Am nächsten Tag genossen wir die spektakuläre, kurvenreiche, 200 km lange Panoramastrasse von der 2500 m hohen Sierra hinunter auf Meeresebene bei Mazatlan. Als Alternative gab es seit ein paar Wochen eine neue Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels. Gerade deshalb hatte es auf der alten Strasse fast keinen Verkehr mehr. Genau an diesem Tag verzogen sich die dunklen Wolken und die Sicht in die tiefen Täler und bewaldeten Bergketten wurde phänomenal.
Einmal mehr kamen wir an die Pazifikküste. 75 km nördlich von Mazatlan fanden wir den ruhigen Camping Celestino RV  Resort. Täglich trafen nur vereinzelte Wohnmobilreisende aus Kanada ein, die einen kurzen Zwischenstopp auf ihrer Reise in den wärmeren Süden von Mexiko machten. Die Frage stellte sich immer wieder: Warum trifft man fast keine Reisende mehr aus der USA an? Anscheinend rät die Regierung ihren Landsleuten eindringlich vor Reisen nach Mexiko ab. Vor einigen Jahren seien die zahlreichen RV Trailerparks bis zum letzten Platz besetzt gewesen. Wir haben aber bis jetzt keine Touristen angetroffen, die konkrete Sicherheitsprobleme in Mexiko hatten. Allerdings gibt es schwere Auseinandersetzungen mit Todesopfern zwischen aggressiven Drogenbanden, vor allem im Grenzgebiet zu den USA.
Bilder