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Mittwoch, 29. August 2012

Die venezolanische Karibikküste geniessen

Zuerst genossen wir auf der Halbinsel von Araya das kristallklare und warme Wasser der Karibik – zwei Bleichgesichter (aber nicht sehr lange) zwischen schokoladebraunen Einheimischen! Dann besuchten wir den maritimen Nationalpark Mochima, dessen Attraktionen grösstenteils am und unter Wasser zu finden sind. Mochima hat betreffend Sicherheit einen sehr guten Ruf, weshalb wir zuerst beim Bootshafen und später in der Strasse bei der Posada Girasol, die von der netten Schweizerin Brigitte geführt wird, ruhige Standplätze hatten. Einsame Strände, wunderschöne Korallenbänke, Delfine, Meeresschildkröten, Seesterne und viele Fische entdeckten wir auf unseren Boots- und Kajaktouren.

Etwas Sorgen machte uns die Schaltung bei unserem Fahrzeug. Das Schalten war nur noch mit grosser Kraft möglich und schlussendlich konnten wir die Gänge fünf und sechs nicht mehr benutzen – ein Werkstattbesuch war angezeigt. In Cagua fanden wir professionelle Unterstützung bei der Mercedes-Garage, obwohl sie dort noch nie dieses Sprintermodell aus Europa gesehen hatten. Der Grund für die Probleme lag bei einem korrodierten Teil am Schaltungsgestänge (siehe Fotos). Nach dem Schmirgeln und Polieren bauten sie das Teil mit viel Fett wieder ein. Und siehe da, die Schaltung ging wieder perfekt. Nach mindestens vier Stunden Arbeit durch zwei Mechaniker belief sich die Rechnung nur auf rund 100 Franken. Damit konnten wir natürlich sehr gut leben, beziehungsweise weiterreisen.
Nachdem wir einen grossen Bogen um die Stadt Caracas gemacht hatten, fuhren wir nochmals nördlich an die Karibik, genauer nach Choroni und Puerto Colombo. Zuerst mussten wir den Pass von 1500 m mit vielen Kurven, durch den nach dem Schweizer Henri Pittier benannten Nationalpark, überqueren. Wir konnten unser Wohnmobil direkt an der wunderschönen Playa Grande platzieren – gut bewacht von der Polizei, die aber von uns 200 Bolivares pro Tag verlangte. Die hervorragende Lage war uns diese sogenannte „Colaboración“ wert. Allerdings stellt sich die kritische Frage, ob dies nicht mit Korruption zu tun hatte? Per Boot besuchten wir auch den kleinen Ort Chuao, wo hervorragender Kakao angebaut wird. Dann ging’s zurück nach Maracay und über die Llanos-Route nach Barinas und schliesslich über die steile Strasse auf den 3550 m hohen Pass und wieder hinunter nach Mérida, wo wir in wenigen Tagen unsere Barbara und ihre Kolleginnen Fabienne und Mélanie erwarteten.

Bilder

Samstag, 25. August 2012

Willkommen in Venezuela - Bienvenidos

Heute fliegen unsere Tochter Barbara und ihre Kolleginnen Fabienne und Mélanie nach Caracas, Venezuela. In den nächsten Tagen besuchen sie den Salto Angel, mit 1000 m Fallhöhe der grösste Wasserfall der Welt. Anschliessend treffen wir uns in Mérida, im Westen von Venezuela. Wir wünschen ihnen einen kurzweiligen Flug und freuen uns riesig auf das Wiedersehen.

Samstag, 11. August 2012

Der lange Weg an die Karibik

Nachdem wir uns vom Roraima Trek erholt hatten, fuhren wir nordwärts durch die Gran Sabana. In der eindrücklichen Landschaft bestaunten wir kleinere und grössere Wasserfälle. In deren Nähe gab es einfachste Campingplätze, wo wir zweimal übernachteten. Diese werden von Pemón-Indianern, die in bescheidenen Siedlungen leben, betrieben. Beim Salto Kawi fertigte ein Pemón-Indianer vor unseren Augen einen Anhänger aus dem lokalen Gestein an. Da wir von Süden kamen, merkten wir kaum, dass die Strasse stetig anstieg und wir schliesslich auf 1440 m den höchsten Punkt erreichten. Dann ging es steil hinunter in den grünen Urwald. 

Bei El Dorado überquerten wir den Rio Cuyuní, wo der legendäre Schweizer Bruno (gemäss Reiseführer) das Campamento El Encanto Cuyuní führt. Schon von der Brücke aus sahen wir die Schweizer Fahne! Eigentlich sind es zwei Brücken. Die ältere Brücke, von Gustave Eiffel (wie der Eiffelturm in Paris) erbaut, ist allerdings nicht mehr befahrbar. Bruno war abwesend und weilte zu dieser Zeit in der Schweiz. Ruedi, ein zweiter Schweizer von bald siebzig Jahren, lebte ebenfalls auf diesem Campo. Der Berner liess sich vor rund 25 Jahren in Venezuela nieder und bewirtschaftete eine Finca (Bauernhof). Vor drei Jahren enteignete ihn die aktuelle Regierung und er verlor die Finca ohne eine Entschädigung zu erhalten. Trotz diesem Schicksalsschlag blieb der aufgestellte Ruedi in Venezuela. Er erzählte uns von seinen vielen Erlebnissen. Wir genossen acht spannende Tage auf dem El Encanto Cuyuni und feierten sogar den 1. August zusammen. Der nahe gelegene Ort El Dorado hat schon bessere Zeiten gesehen. Es gibt zwar immer noch Gold- und Diamantensucher. Aber vermutlich wird heute mehr Geld mit Treibstoffschmuggel nach Guyana auf dem Rio Cuyuní verdient. Das Gefängnis von El Dorado, das im verfilmten Bestseller „Papillon“ vorkommt, existiert noch immer.
Eigentlich hatten wir nicht die Absicht, in Puerto Ordaz länger zu verweilen. An einem regnerischen Sonntag sprach uns aber der Venezolaner Gregory bei einer Rotlichtampel an und lud uns spontan zu einer Schifffahrt auf dem Rio Caroní und Rio Orinoco ein. Später landeten wir bei ihm zu Hause zum Nachtessen mit seiner Familie. Am nächsten Tag nahm sich der Besitzer einer Eiswürfelfabrik frei und zeigte uns stolz die Sehenswürdigkeiten bis hin zu Ciudad Bolivar. Bis zum Abend legten wir rund 300 km in seinem grossen Auto zurück. Als wohlhabender Geschäftsmann vertrat Gregory eine kritische Einstellung gegenüber der aktuellen Regierung von Hugo Chavez. Er meinte, Venezuela sei ein reiches Land (z.B. Erdöl, reiche Bodenschätze, grosse Wasserkraftwerke), aber die grosse Mehrheit der Bevölkerung sei arm und leider etwas arbeitsscheu. Am 7. Oktober 2012 wird gewählt. Es ist kaum anzunehmen, dass sich etwas ändern wird, da Chavez im Moment grosse Versprechungen an die Ärmeren macht. Die Einnahmen der verstaatlichten Betriebe werden grosszügig verteilt und für die Instandhaltung und Neuinvestitionen bleibt zu wenig übrig. Wo führt das wohl hin?
Unsere Fahrt ging weiter via Maturín nach Carúpano am karibischen Meer. Im Innern des Landes sind die Autokolonnen vor den Tankstellen kürzer und der Treibstoff nochmals viel billiger als in den Grenzgebieten. Für 62 Liter Diesel bezahlten wir nur 2,98 Bolivares (siehe Foto), was total etwa 35 Schweizerrappen entsprach – kaum zu glauben, aber wahr! Sahen wir deshalb so viele alte „Benzinschlucker“ aus den USA? In keinem südamerikanischen Land war der Unterschied zwischen uralten und neuen Autos so frappant wie in Venezuela.