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Mittwoch, 1. Februar 2012

Über den Paso Roballos nach Chile


Beim Paso Roballos bot sich die erste Gelegenheit, um nach Chile auf die Carretera Austral zu gelangen. Auf diesem abgelegenen Grenzübergang waren die Zollformalitäten sehr rasch erledigt. In der Regel beschlagnahmen die Chilenen alle Früchte, Gemüse und Frischprodukte, damit keine Schädlinge ins Land eingeschleppt werden. Deshalb verschlingen wir vor der Grenze möglichst alle kritischen Produkte, bis auf Zwiebeln oder Knoblauch. Somit haben sie etwas zu beschlagnahmen und suchen nicht weiter. Aber beim Paso Roballos interessierten sich die sonst sehr strengen chilenischen Zöllner nicht für unseren Kühlschrank.
Es begann zu regnen und langsam wurde es dunkel. Wir verbrachten eine ruhige Nacht am Strassenrand und am nächsten Morgen schien die Sonne schon wieder auf die frisch verschneiten Berggipfel. Auf einer schmalen aber abwechslungsreichen Naturstrasse fuhren wir das Valle Chacabuco hinunter. Im unteren Teil des malerischen Tales entsteht ein neues, riesiges, privates Naturschutzreservat von Douglas Tompkins, ähnlich wie der Pumalín-Park. Der Amerikaner Tompkins war der Besitzer der bekannten Kleidermarken The North Face und Esprit. Nach dem Verkauf begann er in Chile und Argentinien mit dem Kauf grosser zusammenhängender Urwaldgebiete, um sie als Naturschutzgebiete für künftige Generationen zu erhalten. Die vielen Wildtiere im Valle Chacabuco scheinen dies schon bemerkt zu haben und geniessen die geschützte Umgebung.
Kurz vor Cochrane erreichten wir die legendäre Carretera Austral oberhalb des Rio Baker. Die Strasse führt grösstenteils als Schotterpiste nach Südchile, inzwischen 1200 Kilometer lang, von Puerto Montt bis nach Villa O’Higgins. Vor der Weiterreise verbrachten wir einige Tage im Reservat Tamango am Rio und Lago Cochrane. Der Camping war unser ideale Ausgangspunkt für schöne Kajaktouren.

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Vollgetankt zum Nationalpark Perito Moreno


Da uns die Warterei auf Diesel in El Chaltén zu lange dauerte, fuhren wir kurz entschlossen zum Tanken nach El Calafate zurück. Hier trafen wir wieder auf Laura und Heiri. Plaudernd und grillierend verbrachten wir das sommerliche Wochenende im sympatischen Camping Niriguro. Vollgetankt starteten wir nun nordwärts. Wir verfuhren uns (immer noch kein GPS) und landeten mit einem Umweg im überraschend hübschen Gobernador Gregores. Dies war gleichzeitig ein Glücksfall, da wir bei der YPF-Tankstelle nochmals auffüllen und gleich übernachten konnten. Über hunderte von Kilometern gibt es in dieser Region nämlich keine Ortschaften und auch keine Tankstellen. 

Mit vollem Tank und genügend Proviant konnten wir es nun wagen, den weit abgelegenen und am wenigsten besuchten Nationalpark Perito Moreno anzupeilen (nicht zu verwechseln mit dem Gletscher und dem Ort mit der gleichen Bezeichnung). Der einsame Park mit kostenlosen Campingplätzen, die zahlreichen Seen in allen Blautönen und die Aussicht während den Wanderungen entschädigten uns für die dreihundert Kilometer Schotterpiste hin und zurück. Auf der ganzen Strecke kamen uns nur ganz selten Fahrzeuge entgegen. Wesentlich mehr Guanakos und Wildhasen kreuzten unseren Weg!