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Dienstag, 23. Juni 2015

Und weiter mit dem Schiff nach Labrador

Bei schönstem Wetter reisten wir zwei Tage und Nächte mit der Bella Desgagnés von Natashquan nach Blanc-Sablon. Das Spezielle an dieser Schiffsreise besteht darin, dass Passagiere wie auf einer Kreuzschifffahrt reisen können. Zusätzlich ist das Schiff die einzige Verbindungs- und Versorgungsmöglichkeit für die Küstenorte Kegaska, La Romaine, Harrington Harbor, Tête-à-la-Baleine, La Tabatière und Saint-Augustin. Deshalb ist das Schiff mit einem riesigen Liebherr-Kran ausgestattet. Während dem Auf- und Abladen der Güter konnten wir diese abgelegenen Dörfer besuchen. Die kontaktfreudigen Menschen machten einen sehr zufriedenen Eindruck. Man dürfe einfach nicht zu spät aufs Schiff zurückkehren, warnte uns der Kapitän!

Genau genommen befindet man sich bei der Ankunft in Blanc-Sablon noch in der äussersten Ecke von Québec. Aber bereits drei Kilometer weiter beginnt Labrador. Anstelle der Küstenroute hätten wir auch die rund tausend Kilometer lange Naturstrasse über Labrador City fahren können. Unser Wohnmobil war uns sicher dankbar, dass wir darauf verzichteten. Auf der Küstenroute waren es dann nur noch 140 km Schotterpiste bis Saint Lewis. Die mächtigen Eisberge, die zu dieser Jahreszeit langsam von Grönland nach Süden treiben, und die typischen Landschaften Labradors entschädigten uns dafür auf der Iceberg Alley. Zusätzlich zwei Besonderheiten in der Landschaft: Überall wo es Wald hat, sieht man einsame Holzschlitten am Strassenrand, die vermutlich auf den nächsten Winter und Brennholztransport warten. Und weit abgelegen von der Zivilisation stösst man plötzlich auf gepflegte Gemüsegärten in diesem sonst kargen Land.
Labrador gehört zur Provinz Neufundland. Während Neufundland eine Insel ist, gehört Labrador zum Festland Canadas. In Labrador leben nur zirka 30‘000 Einwohner auf 295‘000 km2 (sieben Mal grösser als die Schweiz); in Neufundland zirka 480‘000 Einwohner auf 111‘000 km2. In Blanc-Sablon nahmen wir die Fähre nach Saint-Barbe in Newfoundland, wo wir schon zwei Stunden später ankamen.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Côte-Nord auf dem Landweg

Unter Côte-Nord versteht man das nördliche Ufer des Sankt-Lorenz-Stromes in Québec. Die Region beginnt in Tadoussac und die Route der Küste entlang trägt die Bezeichnung „Route des Baleines“. Und tatsächlich konnten wir öfters Finnwale und Seehunde vom Ufer aus beobachten, zwar nicht so spektakulär wie in Argentinien, Mexiko oder Alaska. Bis Natashquan sind es rund 800 km. Dann endet die Küstenstrasse und es geht nur noch mit einer zweitägigen Schiffsreise bis zur Grenze nach Labrador weiter.

In Baie-Saint-Paul zweigten wir vorerst vom Sankt-Lorenz-Strom ab und fuhren zum Lac-Saint-Jean, einer bekannten, eigenständigen Region in Québec. Eine der touristischen Attraktionen ist der Zoo in Saint-Félicien, den wir schon vor 26 Jahren mit unseren Kindern besuchten. Das Spezielle an diesem Zoo sind nördliche Wildtiere, die frei in natürlicher Umgebung leben. Wir, die Besucher, fahren in einem „Käfig-Zug“ in ihrem Revier herum. Hier hatten wir Glück; viele andere Attraktivitäten, Nationalpärke, Museen und Camping waren noch bis Mitte Juni geschlossen. Deshalb campieren wir immer wieder frei, was hier kein Problem ist. Die touristische Saison schien noch nicht begonnen zu haben. Dies mag mit dem noch recht kühlen Klima zusammenhangen.
Im Hinterland der Côte-Nord befinden sich riesige Wasserkraftwerke (Bersimis, Manic) und Minen (Eisen, Aluminium). Dazwischen unendlicher Wald und bereits einzelne Taigagebiete. Baie-Comeau und Sept-Îles sind zwei grössere Städte mit vielfältigem Einkaufsangebot (Walmart, Canadian-Tire, Pharma-Prix, Maxi, Metro, Tim Hortens, McDonald usw.). Sonst ist die Küste nur mit sehr kleinen Dörfern besiedelt, ein Teil davon sind Indianersiedlungen mit den Namen Mingan, Aguanish und Natashquan. Hier befindet sich der bekannte Nationalpark Archipel-de-Mingan, ein Küstenabschnitt von 152 km mit über tausend grösseren und kleinsten Inseln.
Inzwischen haben wir uns an das Dodge-Wohnmobil gewöhnt. Zwar musste in Baie-Comeau der lärmende Auspuff geschweisst und der Wasserhahn ersetzt werden. Im Moment gibt uns nur die Heizung ein Rätsel auf. Ja richtig, es ist noch nicht Sommer im Norden! Nur der Kauf einer zusätzlichen Bettdecke rettete uns über das Wärmedefizit hinweg. Hingegen ist der Benzinverbrauch des Dodge „sommerlich durstig“, sprich 20 Liter pro 100 Kilometer. Dafür brummt der Motor wie ein ganz Grosser!
Natashquan ist wohl das bekannteste Dorf in Québec. Von hier stammt der bekannte Poet und Sänger Gilles Vigneault. Ein paar Kilometer weiter endet die Strasse 138. Deshalb verschifften wir am 17. Juni 2015 unser Wohnmobil auf das Schiff „Bella Desgagnés“ bis Blanc-Sablon.