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Montag, 5. März 2012

Carretera Austral 2

Plötzlich stiessen wir in der Region Aysén auf Strassensperren mit brennenden Pneus. Das Motto: „Ti problema es mi problema“! Die Bevölkerung dieser Region war ganz allgemein unzufrieden und forderte zum Beispiel bessere Strassen, Schulen, Gesundheitsversorgung, tiefere Treibstoff- und Lebensmittelpreise. Alle paar Stunden wurden die Sperren aufgehoben und man konnte bis zur nächsten Sperre weiterfahren.

Immer wieder stiessen wir auf Nationalparke, Naturreservate, typische Pionierdörfer: Rio Simpson, Nationalpark Queulat, Puerto Puyuhuapi (1935 von Sudetendeutschen gegründet), La Junta, Lago Rosselot, Termas la Sauce, Raúl Marín Balmaceda, Gletscher Ventisquero Yelcho, Lago Yelcho, Termas El Amarillo und schliesslich Chaitén. Diese Ortschaft von viertausend Einwohnern wurde 2008 und 2009 vom nur 10 km entfernten Vulkan zum grössten Teil zerstört. Der Staat wollte Chaitén aufgeben und an einem anderen Ort wieder aufbauen. Die Bevölkerung wehrte sich aber, verbesserte den Flusslauf des Rio Blanco und begann Häuser sowie Strassen zu renovieren. Ein steiler Wanderweg führte uns zum Vulkankrater. Leider regnete es stark und Wolken verdeckten die Sicht. Die gewaltigen Zerstörungen am Regenwald durch meterdicke Asche wirkten deprimierend.

In dieser Region befindet sich der Pumalín Park, das grösste private Naturschutzgebiet der Welt, das der amerikanische Multimillionär Douglas Tomkins und seine Frau geschaffen haben. Pumalín gehört zu den schönsten Parks in ganz Chile und die Infrastruktur ist vorbildlich. Zwangsläufig regnete es halt häufig im Regenwald, bis 6000 mm pro Jahr. Da gehören nasse Schuhe und Kleider dazu. Allerdings ist die Vegetation unglaublich üppig und grün. Dazu gehören zum Beispiel die riesigen, über tausendjährigen Alercen.

Für uns war die Carretera Austral in Caleta Gonzalo zu Ende. Für diese sehr abwechslungsreiche Route und die zahlreichen Abstecher nach links und rechts liessen wir uns rund fünf Wochen Zeit. Von Caleta Gonzalo fuhren wir nach Chaitén zurück und nahmen die Fähre nach Quellón auf der Insel Chiloé.

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Samstag, 11. Februar 2012

Carretera Austral 1

Kurz vor Cochrane stiessen wir auf die legendäre Carretera Austral oberhalb des Rio Baker. Von dieser Strassenkreuzung sind es noch rund 250 km bis zum südlichen Ende der Carretera Austral. Die Strasse, welche vom Militär gebaut wurde, führt grösstenteils als 1200 Kilometer lange Schotterpiste von Puerto Montt bis nach Villa O’Higgins. Wir fuhren zuerst südlich nach Cochrane, wo wir einige Tage im Reservat Tamango am Rio und Lago Cochrane verbrachten. Der Camping war unser ideale Ausgangspunkt für schöne Kajaktouren auf dem glasklaren Fluss. Dann gings weiter nach Süden durch tiefe Täler mit Regenwälder bis nach Caleta Tortel. Dieses Dorf liegt an einem Fjord am Pazifik und es hat keine Strassen, sondern hölzerne Stege ersetzen die Wege. Deshalb werden die Schuhe beim häufigen Regen nicht nass. Sogar der Wanderweg führte über Holzstege. Auf dem gleichen Weg gings zurück nach Cochrane, wo wir den Dieseltank und Kühlschrank nochmals auffüllten. Dem türkisblauen Rio Baker entlang fuhren wir zum riesigen Lago General Carrera und machten noch einen kleinen Umweg nach Puerto Guadal zur Lodge Terra Luna, wo wir auf dem Parkplatz übernachten konnten.

Zurück auf der Carretera Austral ging es nach Puerto Tranquilo. Hier machten wir einen Abstecher ins Valle Exploradores, wo die Strasse nach 80 km vor einem grossen Fluss abrupt endete und auf ihre Fertigstellung wartet. Auf beiden Talseiten hängen Gletscher und viele Wasserfälle stürzen hunderte Meter über die Felsen herunter. Die kurvenreiche Strasse führte über schmale Brücken, durch dichten Regenwald und Sumpflandschaften, den schäumenden Flüssen entlang.

Der Strassenzustand der Carretera Austral wechselte von neu betoniert bis zur extremen Wellblech- und Schotterpiste. Eindrücklich war der Übergang in Cerro Castillo, wo ein betonierter Strassenabschnitt von rund 250 km begann. Die Ortschaft am Fusse des gleichnamigen Bergmassives war unser Ausgangspunkt für eine schöne Wanderung im Naturreservat mit einer imposanten Aussicht über das Tal des Rio Ibáñez. Auf der Weiterfahrt nach Coyhaique begegneten uns grosse Wiesenfelder, wo auch runde Heuballen hergestellt wurden - etwas, das man weiter südlich nie sah.

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Mittwoch, 1. Februar 2012

Über den Paso Roballos nach Chile


Beim Paso Roballos bot sich die erste Gelegenheit, um nach Chile auf die Carretera Austral zu gelangen. Auf diesem abgelegenen Grenzübergang waren die Zollformalitäten sehr rasch erledigt. In der Regel beschlagnahmen die Chilenen alle Früchte, Gemüse und Frischprodukte, damit keine Schädlinge ins Land eingeschleppt werden. Deshalb verschlingen wir vor der Grenze möglichst alle kritischen Produkte, bis auf Zwiebeln oder Knoblauch. Somit haben sie etwas zu beschlagnahmen und suchen nicht weiter. Aber beim Paso Roballos interessierten sich die sonst sehr strengen chilenischen Zöllner nicht für unseren Kühlschrank.
Es begann zu regnen und langsam wurde es dunkel. Wir verbrachten eine ruhige Nacht am Strassenrand und am nächsten Morgen schien die Sonne schon wieder auf die frisch verschneiten Berggipfel. Auf einer schmalen aber abwechslungsreichen Naturstrasse fuhren wir das Valle Chacabuco hinunter. Im unteren Teil des malerischen Tales entsteht ein neues, riesiges, privates Naturschutzreservat von Douglas Tompkins, ähnlich wie der Pumalín-Park. Der Amerikaner Tompkins war der Besitzer der bekannten Kleidermarken The North Face und Esprit. Nach dem Verkauf begann er in Chile und Argentinien mit dem Kauf grosser zusammenhängender Urwaldgebiete, um sie als Naturschutzgebiete für künftige Generationen zu erhalten. Die vielen Wildtiere im Valle Chacabuco scheinen dies schon bemerkt zu haben und geniessen die geschützte Umgebung.
Kurz vor Cochrane erreichten wir die legendäre Carretera Austral oberhalb des Rio Baker. Die Strasse führt grösstenteils als Schotterpiste nach Südchile, inzwischen 1200 Kilometer lang, von Puerto Montt bis nach Villa O’Higgins. Vor der Weiterreise verbrachten wir einige Tage im Reservat Tamango am Rio und Lago Cochrane. Der Camping war unser ideale Ausgangspunkt für schöne Kajaktouren.

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Vollgetankt zum Nationalpark Perito Moreno


Da uns die Warterei auf Diesel in El Chaltén zu lange dauerte, fuhren wir kurz entschlossen zum Tanken nach El Calafate zurück. Hier trafen wir wieder auf Laura und Heiri. Plaudernd und grillierend verbrachten wir das sommerliche Wochenende im sympatischen Camping Niriguro. Vollgetankt starteten wir nun nordwärts. Wir verfuhren uns (immer noch kein GPS) und landeten mit einem Umweg im überraschend hübschen Gobernador Gregores. Dies war gleichzeitig ein Glücksfall, da wir bei der YPF-Tankstelle nochmals auffüllen und gleich übernachten konnten. Über hunderte von Kilometern gibt es in dieser Region nämlich keine Ortschaften und auch keine Tankstellen. 

Mit vollem Tank und genügend Proviant konnten wir es nun wagen, den weit abgelegenen und am wenigsten besuchten Nationalpark Perito Moreno anzupeilen (nicht zu verwechseln mit dem Gletscher und dem Ort mit der gleichen Bezeichnung). Der einsame Park mit kostenlosen Campingplätzen, die zahlreichen Seen in allen Blautönen und die Aussicht während den Wanderungen entschädigten uns für die dreihundert Kilometer Schotterpiste hin und zurück. Auf der ganzen Strecke kamen uns nur ganz selten Fahrzeuge entgegen. Wesentlich mehr Guanakos und Wildhasen kreuzten unseren Weg!

Dienstag, 17. Januar 2012

Das Fitz Roy Massiv von El Chaltén

Der Fitz Roy ist mit seinen 3405 Metern über Meer der höchste Berg in El Chaltén. Seine Nachbartürme (Torres) sind alle kleiner, aber dennoch ein Traumziel für Bergsteiger aus aller Welt. Am Cerrro Torre spielte sich 1959 ein tragisches Bergsteigerdrama ab. Der Südtiroler Cesare Maestri und sein österreichischer Seilpartner Toni Egger bestiegen den bisher unbezwingbar geltenden Cerro Torre. Beim Abstieg wurde Egger von einer Eislawine in den Tod gerissen, mit ihm die Kamera und die Gipfelfotos. Es gab keine Beweise, dass sie oben waren, nur Maestris Behauptung. Die Geschichte klang zu unwahrscheinlich, um wahr zu sein. Alle Fakten sprachen gegen Maestri und er wurde als Lügner bezeichnet. Bis heute sind Anklagen und Vorwürfe nicht verstummt. War die „grösste Leistung des Alpinismus“ in Wahrheit der grösste Betrug? 

Nebst Bergsteigern kamen auch wir gewöhnliche Trekker in der eindrucksvollen Landschaft voll auf die Rechnung. Das sonst unberechenbare Wetter zeigte sich in diesen Tagen von seiner besten Seite. Unsere Weiterreise nach Norden verzögerte sich um einige Tage, da in der ganzen Region wieder einmal der Treibstoff  an den Tankstellen ausgegangen ist – und das in den argentinischen Sommerferien!

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Mittwoch, 11. Januar 2012

El Calafate und Gletscher Perito Moreno

Früh und bei schönstem Sommerwetter paddelten wir vom Lago Roca zum von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Gletscher Perito Moreno. Vom Kajak aus sah der mächtige Gletscher noch atemberaubender aus, als vom gegenüberliegenden Aussichtssteg. Als wir in sicherer Entfernung vom Gletscher herumpaddelten und die gigantischen Eiswände fotografierten, passte dies den Parkwächtern aber überhaupt nicht. Hier sei der Zugang mit dem Kajak verboten, behaupteten sie und verlangten, dass wir mit unserem Kajak zu ihnen in das Zodiak-Boot stiegen. Und sie brachten uns die rund 25 km zurück zu unserem Startplatz am Lago Roca. Ihre Anzeige nahmen wir gelassen entgegen, da sie uns keine Parkvorschriften zeigen konnten, die den Zugang über den Brazo Sur mit dem Kajak verbieten. Doch die Parkwächter verhielten sich jederzeit freundlich und korrekt. Und wir sparten dabei unsere Kräfte für die Rückfahrt. Nur schade, dass wir all die tollen Fotos vom Gletscher löschen mussten. Zum Glück war ein Luzerner Reisepaar, das wir später in El Calafate trafen, per Ausflugsboot zum Perito Moreno unterwegs und hat unseren Kajakausflug fotografiert.

Um unsere Fotogalerie wieder zu vervollständigen, fuhren wir am nächsten Tag mit dem Auto (wie alle anderen) zum Gletscher. Von den Aussichtsplattformen beobachteten wir während Stunden die gigantischen Eisformationen (60 m hoch und 4 km breit). Von Zeit zu Zeit krachten Eisblöcke von der Gletscherzunge in den See. Der Perito Moreno ist einer der ganz wenigen Gletscher auf der Welt, der noch wächst – bis zwei Meter pro Tag. Zur Ergänzung besuchten wir in El Calafate das neue und spannende Museum Glaciarium, Museo del Hielo.

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Sonntag, 1. Januar 2012

Ein gutes neues Jahr – Buen Año – Bonne année – Happy New Year

Euch allen Bloglesern wünschen wir ein erfolgreiches und interessantes neues Jahr. Gleichzeitig danken wir für euer Interesse an unseren Reiseberichten. Und wir freuen uns natürlich sehr, wenn wir gelegentlich etwas von euch hören.

Das erste Reisejahr schlossen wir mit einer dreitägigen Kajaktour auf dem Rio Serrano ab. Dieser grosse Fluss führt das Wasser von mehreren Gletschern des Nationalparks Torres del Paine in den Fjord Ultima Esperanza. Aufgrund des starken Windes am ersten Tag mussten wir die Tour unterbrechen und campierten am Flussufer. Von weitem sahen wir die dunklen Rauchwolken, die vom riesigen Brand stammten, der innert vier Tagen 13‘000 Hektaren Wald des Parks Torres del Paine zerstörten. Später vernahmen wir, dass die Besucher evakuiert und der Park für unbekannte Zeit geschlossen wurden. Eine katastrophale Situation für die Natur und für die vom Tourismus lebende Region.

Am Nachmittag des zweiten Tages liess der Wind nach und wir paddelten mit Rückenwind zügig flussabwärts. Am Silvestermorgen statteten wir dem Serranogletscher noch einen Besuch ab (siehe Bild unten). Anschliessend demontierten wir unser Faltkajak und fuhren mit dem „Cutter 21 de Mayo“ den ganzen Fjord bis Puerto Natales zurück. Mit köstlichen Pizzas aus der Bratpfanne und gutem chilenischem Wein verwöhnten uns Laura und Heiri aus Steffisburg bis ins neue Jahr. Wohin führt unsere Reise wohl im neuen Jahr?