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Donnerstag, 9. Juni 2011

Plötzlich sind wir Millionäre

Um von Argentinien nach Paraguay zu gelangen, muss man zuerst kurz nach Brasilien und überquert dann die Brücke über den Rio Paraná von Foz do Iguacu nach Ciudad del Este. Der hektische Verkehr auf der Brücke ist legendär. In dieser Grenzstadt dreht sich alles um Handel und Schmuggel – Markenartikel und Fälschungen. Und wir wurden schlagartig Millionäre! Beim ersten Bankautomaten nach dem Grenzübertritt hoben wir 1,5 Millionen Guaranies ab (mehr ging leider nicht). Die Zeitung kostete allerdings 4'500 Guaranies, was etwa einem Franken entspricht. Ein Liter Benzin kostete 7‘000 Guaranies, was für die Leute hier relativ teuer ist. Die Währung hat ihren Namen von der Urbevölkerung, den Guarani-Indianern.

Etwas nördlich der Stadt besuchten wir das grösste Wasserkraftwerk der Welt – das Binacional ITAIPU. Der rund 200 Meter hohe und 8 Kilometer lange Damm staut den Rio Paraná zu einem Wasserreservoir von unglaublichen 200 Kilometern Länge. Einige Tage verbrachten wir im Reservat Tati Yupi auf einem Camping, den wir hier nicht so erwartet hätten: Ruhige Lage am Stausee, blitzblanke sanitarische Anlagen mit Keramikplatten, warmes Wasser, Ausfahrt mit Pferdefuhrwerk, bunte Vögel und Schmetterlinge und sogar kleine Affen – und das alles gratis! Nach einem Abstecher zu den Saltos del Monday ging die Fahrt südlich auf der Ruta 6 durch das fruchtbare Land im Alto Paraná und Itapua nach Hohenau, einer deutschen Kolonie. Auf dem weiteren Weg nach Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, machten wir einen Abstecher zum Parque Nacional Ybicui, wo es von Schmetterlingen nur so wimmelte. Wegen einem Fehler auf der Landkarte wurden aus der vermeintlichen Abkürzung über eine geteerte Strasse allerdings zusätzliche 30 Kilometer Naturstrasse – Betonung auf „Natur“.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Die Wasserfälle Iguazú

Der Rio Iguazú bildet hier die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Die Wasserfälle liegen rund 20 km vor der Einmündung des Rio Iguazú in den Rio Paraná. Diese Mündung bildet gleichzeitig die Dreiländerecke von Argentinien, Brasilien und Paraguay. Die spektakulären Wasserfälle sind ein Muss für alle Südamerika-Touristen. Bei schönstem Wetter besuchten wir die Wasserfälle und die beiden Nationalpärke von Brasilien und Argentinien. Fotos sagen mehr als viele Worte! 

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Provinz Misiones

Die Provinz Misiones ragt wie eine Halbinsel weit in Brasilien und Paraguay hinein. In der leicht hügeligen Landschaft gibt es unberührten Urwald, ziegelrote Erde und tosende Wasserfälle. Bekannt ist die Region durch die Ruinen der Jesuitenreduktionen. Im 17. Jahrhundert gründeten die Jesuiten Siedlungen, Reduktionen genannt, und bildeten mit den Guaraní-Indianern eine erfolgreiche und eigenartige Kollektivwirtschaft. 1767 wurden die Jesuiten von den Spaniern verbannt und die Siedlungen zerstört. Heute sind mehrere solche Reduktionen von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Bevor wir zu den ganz grossen Wasserfällen kamen, machten wir einen Abstecher zu den Saltos del Moconá, die als die längsten Längswasserfälle der Welt gelten. An einer rund drei Kilometer langen Kante stürzt der Rio Uruguay seitlich etliche Meter in die Tiefe. Die neue Höhenstrasse von Soberbio nach Moconá ermöglichte eine fantastische Aussicht auf den Urwald und den Flusslauf. Man weiss allerdings nie so ganz, ob die alten Transportmittel mit Ochsenkarren und die einfachen Holzhäusern der Lebensart dieser Urbewohner entsprechen oder ob die heutige Technik noch nicht angekommen ist. Allerdings sind Mobiltelefone auch hier weit verbreitet!

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Samstag, 21. Mai 2011

Abschied von Uruguay

Eigentlich wollten wir Uruguay in nordwestlicher Richtung rasch durchqueren. Aber immer wieder stiessen wir auf interessante und schöne Orte. Und dann blieben wir halt meistens ein paar Tage: Quebrada de los Cuervos, Vallee Edén, Termas Guaviyu und Bella Union. Beim Thermalbad Guaviyu trafen wir auf Helmut und Ingrid aus Deutschland. Sie sind mit ihrem Castillo verde bereits seit sechs Jahren in Südamerika unterwegs und denken überhaupt noch nicht ans Aufhören mit ihren bald siebzig Jahren. Da müssen wir ja nicht so pressieren und können die Reise ruhig angehen! Nume nöd jufle…

Nach über einem Monat in Uruguay verliessen wir bei Bella Union das Land mit vielen schönen Erinnerungen – ein kleines Land mit sehr gastfreundlichen Leuten. Weiter gings achtzig Kilometer durch Brasilien und noch am gleichen Tag überquerten wir die Grenze nach Argentinien. 

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Samstag, 14. Mai 2011

Drei Generationen Schweizer in Uruguay

Vom WIFI an der ANCAP-Tankstelle profitierend, waren wir konzentriert mit der Aktualisierung unseres Blogs beschäftigt, als uns Eduard Huber auf Deutsch ansprach. Nur er und sein 91-jähriger Vater würden in Treinta y Tres Deutsch sprechen. Er hatte uns am kleinen Schweizerkreuzkleber am Wohnmobil erkannt. Sein Vater sei 1947 von der Schweiz nach Uruguay ausgewandert und habe später einen Bauernhof erworben. Die Mutter von Eduard stammte aus Deutschland. Deshalb wurde in der Familie viel Deutsch gesprochen. Eduard lud uns spontan ein, ihn und seine Familie zu besuchen. Sie betreiben die einzige Milchfarm in der Region mit 200 Kühen auf rund 300 Hektaren Land. Der momentane Milchpreis mit 40 Cents (U$) sei sehr gut. Sein Sohn Hermann studiert Agronomie in Montevideo und geht demnächst als Praktikant nach Neuseeland. Der Grossvater lebt selbständig in seinem eigenen Haus im hinteren Teil der Farm. Trotzdem ist er über das Weltgeschehen bestens informiert. Er stehe jeden Tag um fünf Uhr auf und lese zuerst die Online-News der Neuen Zürcher Zeitung und Tagesanzeiger im Internet (im Alter von achtzig Jahren erlernt). In reinem Zürcher Dialekt – obwohl er nie mehr in der Schweiz war – berichtete er uns aus seinem interessanten Leben. Typisch für diese kühlere Jahreszeit sei das langsam brennende Eukalyptusholz im Cheminée, das erst im Frühjahr wieder verlöschen werde. In diesem Umfeld und dem weitem Blick über das Land geniesst er zufrieden den Lebensabend. Zum Abschied gab er uns noch ein paar gute Weisheiten mit auf die Reise. 

Samstag, 7. Mai 2011

Treinta y Tres – die Heldenstadt

Kurz vor der brasilianischen Grenze verliessen wir das Küstengebiet und der Weg führte uns auf 70 Kilometern über eine relativ gute Naturstrasse nach Lascano. Schon bald stiessen wir auf echte Gauchos mit ihren Viehherden. Viele Vögel, Nandus (ein straussähnlicher Vogel) und sogar Rehe veranlassten uns zum Anhalten. Auf diesem riesigen, flachen Weide- und Getreidegebiet hat es anscheinend Raum für alle. Weiter geht’s auf geteerten Strassen nach Treinta y Tres, die nach den dreiunddreissig Helden benannt ist, die für die Unabhängigkeit Uruguays gekämpft haben. Im örtlichen Park am Rio Olimar ist der Camping sogar gratis. Leider verpassten wir das bekannte Folklorefestival, das jedes Jahr in der Osterwoche stattfindet. Noch waren die Temperaturen am Tag über zwanzig Grad warm und wir unternahmen hier den ersten Ausflug mit unserem weit gereisten Kajak auf dem viel besungenen Rio Olimar.

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Parque Nacional de Santa Teresa

Nach fast einer Woche verliessen wir Montevideo bei Regen in östlicher Richtung. Nur kurz hielten wir in Punta del Este an, dem nobelsten Ferienort der Reichen und Schönen Südamerikas. Weiter reisten wir der Atlantikküste mit endlosen Sandstränden und Lagunen entlang. Die Ortschaften wurden immer kleiner und ruhiger. In Punta del Diablo übernachteten wir auf dem Dorfplatz des reizvollen Fischerortes. Nur ein paar Kilometer weiter stiessen wir am nächsten Tag auf den Parque Nacional de Santa Teresa. In diesem schönen Park am Meer befindet sich der grösste Camping von Uruguay. Zu dieser Jahreszeit übernachteten aber nur noch Einzelne zwischen den riesigen Eukalyptusbäumen und Palmen. Viele grüne Papageien und andere Vögel sorgten für die spannende Unterhaltung in diesen vier Tagen. Die einsamen Strände luden uns zum Walken ein. In der nahe gelegenen Laguna Negra schien das Wasser tatsächlich schwarz und der weisse Sand ergab ein krasser Kontrast dazu.

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