Mit
diesen optimalen Perspektiven vor Augen blieben uns noch einige Wochen, um gemütlich
Saskatchewan, Manitoba, Ontario und einen Teil von Québec zu durchqueren. Die
meisten touristischen Infrastrukturen waren zwar geschlossen, insbesondere Wasseranschlüsse
und sanitäre Anlagen wegen Gefriergefahr. Doch in unserem heizbaren Wohnmobil
konnten wir uns nach ausgedehnten Wanderungen immer wieder aufwärmen. Dass dies
nicht gerade die bevorzugte Reisezeit der Touristen war, zeigte sich auch
daran, dass man tagelang keine anderen Reisenden traf. In Ontario wählten wir den
nördlichen Trans-Canada-Highway über Timmins und anschliessend die Region Abitibi-Témiscamingue
im Nordwesten Québecs. Mit modernster Technologie werden in dieser Gegend zahlreiche
Goldminen betrieben. Uns faszinierte hingegen eher die einsame Landschaft mit
unzähligen Seen. Nach minus zwölf Grad Celsius in Val d’Or waren wir froh, am
nächsten Tag in unserem „Winterquartier“ bei France und Boris anzukommen.
Im
Dezember flogen wir in die Schweiz und verbrachten die Weihnachtszeit wieder einmal
mit unseren Kindern, Familie und Freunden. Gleichzeitig pausierte unser Blog,
sozusagen „closed for the season“, wie wir es letzten Herbst oft bei
Touristeninformationen und Museen angetroffen haben. Sprache
Donnerstag, 13. November 2014
Québec – ein Zwischenhalt vor Augen
Vor
einigen Monaten fragten uns France und Boris, unsere kanadischen Freunde von
Québec, ob wir ihr Haus, Hund und Katze während ihrer Mexikoreise im November hüten
würden. Dieses Angebot kam uns sehr gelegen. Dass der kanadische Winter
unausweichlich einen Unterbruch der Reise erforderte, war uns bewusst. Wir
verspürten keine Lust, nochmals in den wärmeren Süden zu ziehen. Da wir
nächsten Sommer sowieso Ostkanada und Neufundland-Labrador auch noch erkunden
wollen, lag die Region Gatineau-Ottawa auf dem Weg. France und Boris wohnen auf
dem Land bei Buckingham, Québec. Beide sind pensionierte Lehrpersonen und sehr
interessiert an Sprachen, Kulturen und Natur. So planen sie bereits für nächstes
Jahr einen Aufenthalt von zweieinhalb Monaten in Italien. Deshalb wurden wir
nochmals als „Gardiens“ von Ende Februar bis Anfang Mai engagiert. Sie besitzen
ein grosses Haus mit viel Umschwung mit angrenzendem Wald. Kaum waren France
und Boris abgereist, besuchte uns ein Wildschwein. Zorra, die Hündin, verteidigte
ihr Terrain aber pflichtbewusst. Leider besass Boris kein Jagdgewehr – das hätte
ein paar kulinarische Leckerbissen gegeben! Nach unseren verantwortungsvollen Überwachungsaufgaben
dürfen wir uns anschliessend im geheizten Whirlpool unter freiem Himmel entspannen.
Somit können wir unser Wärmedefizit vom letzten Sommer im Yukon und in Alaska jetzt
etwas kompensieren.
Montag, 13. Oktober 2014
Durch die Provinzen Westkanadas
Auf
den ersten Blick vermisst man spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Doch beim genauen
Recherchieren und Planen stiessen wir immer wieder auf Spannendes: Beispielsweise
die verschiedenen Kulturen der Indianerstämme, die ersten Kontakte von weissen
Pelzhändlern mit den Eingeborenen im 19. Jahrhundert, die weitere Besiedelung des
Westens von Kanada und die damit verbundenen Chancen und Probleme, die
interessanten Geschichten von Schweizer Auswanderern in den Jahren 1910 bis
1960 ins Bulkley Valley, die Entwicklung der Erdölförderung in den Provinzen Alberta
und Saskatchewan.
Die
Landschaften veränderten sich während den letzten zweitausend Kilometern (von
Prince Rupert nach Saskatoon) eindrücklich: In Prince Rupert am Pazifik
wanderten wir durch Regenwald, später liessen wir Gletscher, Berge und endlose
Wälder hinter uns und nun fuhren wir durch die riesigen Getreidefelder und
Weiden der Prärie. Von Langeweile noch keine Spur!
Bilder
Montag, 22. September 2014
Goldener Herbst im Yukon
Vor
drei Monaten erreichten wir den sommerlichen Yukon. Dazwischen verbrachten wir
sechs Wochen in Alaska. Nun war es Herbst geworden und wir befanden uns immer noch im
Yukon. Statt den kürzesten Weg über den Alaska Highway zurück nach Whitehorse
zu nehmen, entschieden wir uns in Tok, nochmals nach Dawson City zu fahren. Wir
fuhren diese Strecke schon im Juli mit Barbara in umgekehrter Richtung. Und es
lohnte sich wirklich – der Top of the World Highway von Alaska zum Yukon präsentierte
sich diesmal in den schönsten Herbstfarben mit unendlicher Fernsicht über das
menschenleere Gebiet. Hundert Kilometer fährt man auf einer Höhenstrasse und
hat eine grandiose Aussicht auf beide Seiten. Für uns war das die attraktivste
Route hier im Norden.
Auf
dem Silver Trail nach Mayo und Keno trafen wir Renate und Udo aus Bayern. Aus
einem kurzen Gespräch entwickelte sich eine sehr sympathische
Reisebekanntschaft. Sie sind ebenfalls mit ihrem Wohnmobil unterwegs und reisen
zehn Monate durch Kanada und die USA. Wir verabredeten uns am Tatchun Lake. Udo
ist ein leidenschaftlicher Jäger und Fischer. Schon bald meldeten sich die
beiden Männer ab zum Fischen mit dem Kajak. Prompt kamen sie mit drei Hechten
zurück, die am gleichen Abend auf dem Campgroundgrill landeten. Auch in den
folgenden Tagen änderte sich das Abendmenü nicht: Hecht mit Kartoffeln vom
Grill! Den grössten Hecht mit 75 cm Länge erwischte aber Franz mit Brigitte im
Frenchman Lake noch schnell vor der Weiterreise. Rasch Bauch aufschlitzen, Fisch
ausnehmen, Kopf weg und rein in den kleinen Kühlschrank. Und weiter ging’s zum
Twin Lake. Das Fischen in diesen klaren Seen machte viel mehr Spass als das
Lachsfischen in Alaska. Über eine Woche genossen wir die gemeinsame Zeit mit
Renate und Udo sehr, bevor sie nach Süden weiterzogen.
Uns
lockte die farbige Herbststimmung zu weiteren Kajaktouren auf dem
spiegelglatten Twin Lake. Beim Lake Laberge stellten wir den Wecker, um bei
Neumond und dunkler Nacht das Nord- oder Polarlicht zu beobachten. Tatsächlich
wurden wir nicht enttäuscht: Schleierähnliche Lichterscheinungen wurden im
Norden sichtbar. Sie änderten laufend ihre Form, verschwanden und tauchten
wieder an anderen Orten auf. Allerdings blieben die intensiven Farbspiele, wie
in den Reisebroschüren abgebildet, aus. Dafür war es wohl noch zu früh im Herbst
und auch zu wenig kalt.
Zum
Abschluss unternahmen wir eine Kajaktour auf dem legendären Yukon River. Kaum
zu glauben, dass bis Ende Jahr dieser riesige Fluss zugefroren sein wird. Langsam
wurde es ruhiger im Norden: die Touristen abgereist und die Mücken verschwunden,
die farbigen Blätter am Boden, die Campgrounds und Museen geschlossen. Die
lange Winterzeit im Norden stand bevor. Auch für uns kam der Moment, uns zu
verabschieden. Wir verliessen wehmütig den Yukon und reisten langsam südwärts
Richtung British Columbia.
Bilder
Bilder
Donnerstag, 4. September 2014
Kurzer intensiver Sommer in Alaska
Der
Kenai River auf der Kenai Halbinsel im Süden von Anchorage ist legendär bei
Fischern für seine Forellen und riesigen Lachse. Was wäre Alaska ohne Lachse zu
fischen? Also löste Franz eine Fischerlizenz für zwei Wochen (80 US Dollar) und
wollte es auch wissen! Zuerst buchte er eine geführte Fischbootstour. So lernt
man als Anfänger einiges: Es gibt King, Silver, Sockey, Chum und Pink Lachse.
Am Beliebtesten sind King und Silver Lachse. Aber leider gibt es von diesen
weniger und man findet nicht alle Lachsarten in allen Gewässern. Interessant
ist ihr Lebenszyklus: Die Lachse kommen zu verschiedenen Zeitpunkten vom Meer zurück,
um in Flüssen und Seen zu laichen. Anschliessend sterben die „Alten“. Die
„Jungen“ schlüpfen erst im nächsten Frühling aus und bleiben zwei Jahre im
Süsswasser. Danach migrieren sie ins Meer, wo sie in wenigen Jahren zu
Prachtexemplaren heranwachsen. Instinktiv finden sie den Weg zurück an ihren
Geburtsort zum Laichen. Auf ihrem Rückweg fressen sie nichts und deshalb nützt
der Köder am Angel auch nichts. Man braucht also andere Tricks und die lernt
man schnell! Unglaublich, das Gedränge der vielen Fische im Wasser und der
erwartungsvollen Fischer aus aller Welt. Auf der Bootstour fing Franz über
zwanzig Lachse an einem Nachmittag, aber nur einer landete in der Pfanne. Die
anderen durften ihren Weg zum Laichen fortsetzen. Das nennt der Sportfischer
„catch and release“! Zudem regeln viele Vorschriften die Fischerei in Alaska.
Ganz
im Süden der Kenai-Halbinsel liegt Homer. Von dort aus überquerten wir mit
einem Wassertaxi die Kachemak Bay. Kajak, Zeltausrüstung und Verpflegung nahmen
wir mit und blieben drei Tage in der Tutka Bay. Das war viel Kajak und Natur
pur mit vielen Tieren: See- und Landotter, Seehunde, Fischadler und natürlich
viele Lachse. Beeindruckend waren die bis über acht Meter hohen Unterschiede
zwischen Ebbe und Flut zirka alle sechs Stunden in dieser engen und ruhigen
Bucht. Leider regnete es oft und die Schlafsäcke waren schon beim Auspacken
nass, weil der Bootssack ein Loch hatte. Pfui, war das eklig und kalt!
Jedes
Jahr Ende August findet in Palmer die Alaska State Fair statt. Eine ideale
Gelegenheit, uns einen Einblick über den Markt, die Produkte und Freizeitbeschäftigungen
in Alaska zu verschaffen. Wir erlebten einen spannenden Tag bei schönstem
Sommerwetter. Unter anderem gab es zahlreiche Wettbewerbe: Wer hätte zum
Beispiel gewusst, dass diesen Sommer in Palmer/Alaska ein 102,4 Pfund schwerer
Kabiskopf (rund 46 kg) wuchs. Gewisse Gemüse profitieren halt besonders von den
extrem langen Sommertagen!
Auch
in Valdez waren noch alle am Fischen. Inzwischen lagen aber so viele tote
Lachse am Ufer, dass uns die Lust verging – und wir gerne zur Abwechslung auf
Steak oder Würste wechselten. Obwohl wir eigentlich genügend Naturstrassen
gefahren sind, fuhren wir die fast 100 km lange McCarthy Road in den riesigen
Wrangell-St.Elias Nationalpark hinein. Die Strasse wurde auf dem ehemaligen
Bahngeleise erstellt. Diese Bahnlinie wurde von privaten Investoren gebaut und
diente nur dazu, von 1911 bis 1938 die reichen Kupfervorkommen der Kennecott
Mines dem Chitina und Copper River entlang an den Golf von Alaska zu
transportieren. Nach der Schliessung der Mine verliessen die Leute die Gegend
und die Gebäude verfielen langsam. Inzwischen wurde die geschichtliche
Bedeutung der einmal grössten Kupfervorkommen erkannt. Mit Hilfe des
Nationalparks und privaten Abenteurern wurden Kennecott und McCarthy wieder zum
Leben erweckt. Die gigantische Gletscher- und Berglandschaften ziehen zudem viele
Wildernessliebhaber in ihren Bann. Auch wir montierten wieder einmal die
Steigeisen und kletterten auf den Root Gletscher. Auf der Rückfahrt nach
Chitina stiessen wir auf eine Bärenmutter mit zwei Jungen. Sie lag mitten auf
der Strasse. Eine Autofahrerin hörte kurz vorher einen Schuss und sah, wie die
Bärenmutter sofort zusammenbrach. Aber kein Jäger war zu sehen. Ein Jungbär
verschwand im Busch und der andere beobachtete uns verängstigt. Bären jagen ist
in Alaska nicht verboten, doch braucht es wirklich einen Idioten, der eine
Bärenmutter mit Jungen erschiesst und liegen lässt. Die Jungen werden viel
Glück brauchen, um den ersten Winter alleine zu überleben.
Bei
strahlendem Wetter, das leider viel zu selten vorkommt, fuhren wir ein paar
Tage später noch die Nabesna Road, die bei Slana von Norden her ebenfalls in
den Wrangell-St.Elias Nationalpark hinein führt. Inzwischen wurden die Nächte
kühler und das Laub nahm die herrlichen Herbstfarben an. In der Nacht auf den
3. September 2014 fiel der erste Schnee. Doch bis zum Mittag war er schon
geschmolzen. In der folgenden Nacht sank das Thermometer auf minus acht Grad
Celsius. Aber wir hofften trotzdem, noch einige schöne Herbsttage in Alaska geniessen
zu können.
Bilder
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Sonntag, 3. August 2014
Zu dritt im Norden angekommen
Endlich
war es soweit! Obwohl noch fast taghell, war es schon Mitternacht, als das
Flugzeug in Whitehorse landete und wir mit riesiger Freude Barbara begrüssen
konnten. Die erste Nacht war kurz, denn wir hatten ja so viel zu erzählen. Barbara
gefiel unser Camperleben sofort. Mit den beschränkten Platzverhältnissen in
einem Zweipersonen-Camper kamen wir auch zu dritt ganz gut zurecht. Die
grosszügigen Campingplätze im Yukon, Northwest Territories und Alaska mit
Picknicktischen und Grillstellen sorgten für ein intensives Outdoorleben.
Während fast vier Wochen hatte niemand Lust auf ein Restaurant oder Fastfood.
Zu gut waren unsere Köstlichkeiten vom Holzgrill!
Unserer
Reiseroute ist auf der nebenstehenden Google Map ersichtlich. Allgemeine
Reiseinformationen stehen in jedem Reiseführer. Zusätzlich gibt es in den
Visitor Centers Gratisbroschüren in hervorragender Qualität. Deshalb verzichteten
wir auf eine detaillierte Beschreibung unserer Route. Hingegen fiel die Fotoauswahl
(von drei Fotokameras!) dieses Mal etwas grösser aus.
Vieles
beeindruckte uns in den letzten Wochen sehr: Freundliche Menschen, unendliche
Wilderness, wunderschöne Landschaften und Seen, extrem langes Tageslicht, Blumen,
Gletscher, Bären, Elche, Karibus, Adler, Otter, Wale, Orcas, Delfine und viele Wasservögel.
Allerdings hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis in Inuvik, dem nördlichsten
Punkt unserer Reise. Während zwei Tagen regnete es leider meistens und wir
waren schon ein bisschen enttäuscht, dass es mit der nicht untergehenden Sonne
nichts wird. Gegen Mitternacht öffnete sich aber die Wolkendecke langsam am
nördlichen Horizont. Während wir im Regen warteten und den Himmel beobachteten,
wurden wir um halb zwei Uhr doch noch von ein paar Sonnenstrahlen geblendet.
Als zusätzliche Überraschung bildete sich hinter uns ein doppelter Regenbogen. Glücklich
über das einzigartige Naturschauspiel schliefen wir endlich ein.
Leider
verging die Zeit viel zu schnell. Barbara flog Ende Juli von Anchorage wieder
in die Schweiz zurück. Doch viele gemeinsame Erinnerungen bleiben uns zum Glück
erhalten. Alleine setzten wir unsere Reise fort und waren gespannt, was wir in
Alaska und im Yukon noch weiter entdecken werden.
Bilder
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Samstag, 21. Juni 2014
Kanada – 240-mal grösser als die Schweiz…
Obwohl
wir 1979 nach Kanada ausgewandert sind und bis 1989 in der Provinz Québec
lebten, war uns Westkanada sozusagen unbekannt. Kanada ist ein riesiges Land – rund
240-mal grösser als die Schweiz! Kein Wunder, dass beim Reisen der
Kilometerzähler kaum zur Ruhe kommt. Bis jetzt genossen wir jeden Meter in den
Nationalparks Waterton, Banff, Jasper, Kootenay und Yoho sowie im Kananaskis
Country: Schneebedeckte Berge und mächtige Gletscher, noch gefrorene und
bereits aufgetaute Seen, rauschende Flüsse und Bäche, perfekte Strassen mit
wenig Verkehr und über weite Strecken fast keine Besiedelung.
Dieses
Jahr dauerte für uns der Frühling besonders lange. Vor vier Monaten begann im
Süden der USA der Frühling und seither begleitet er uns, mit kleinen
Wintereinbrüchen, nordwärts. Auch in Kanada erwachten inzwischen die Bären und
viele Wildtiere erhielten ihren Nachwuchs. Viele Wildblumen zieren den
Wegesrand in bunten Farben. Und die Tage werden immer länger, die Nächte umso
kürzer, je weiter wir nach Norden kommen. In ein paar Wochen wollen wir ganz
„oben“ ankommen, wo die Sonne für einige Zeit überhaupt nicht untergeht. Kanada
ist auch Kajakland - immer wieder treffen wir auf wunderschöne Seen. Unser
Faltkajak erhielt inzwischen seinen Stammplatz auf dem Dachträger und ist stets
bereit für eine Abwechslung auf dem Wasser.
Seit
einigen Tagen befanden wir uns auf dem Alaska Highway, der von Dawson Creek,
British Columbia, bis Delta Junction, Alaska, 2450 km lang ist. Diese Strasse
wurde 1942 in nur acht Monaten von US-Soldaten gebaut. Man befürchtete, dass
Japan im Laufe des 2. Weltkrieges Amerika von Alaska her angreifen könnte.
Später wurde der Alaska Highway ausgebaut, für den Privatverkehr freigegeben
und durchgehend geteert. Aber auch abseits dieser Streckenführung gab es viel
zu entdecken. In Whitehorse erwarteten wir am 5. Juli unsere Tochter Barbara. Gemeinsam
wollten wir einen Teil von Yukon und Alaska entdecken. Darauf freuten wir uns
sehr.
Samstag, 24. Mai 2014
Riesige Nationalparks, Geysire und Wildtiere
Der
Yellowstone Nationalpark allein besitzt fast einen Viertel der Ausdehnung der
Schweiz. Zwei etwas weniger bekannte Nationalparks liegen in der Nähe: der
Grand Teton südlich und der Glacier Nationalpark etwas weiter im Norden an der
Grenze zu Kanada. Hauptattraktion des Yellowstone Parks sind Geysire und heisse
Quellen. Aber sehr fasziniert waren wir von den vielen freilebenden Wildtieren in
allen drei Parks. Da in den Bergen im Mai noch viel Schnee lag, waren die Tiere
auf der Nahrungssuche in tiefergelegenen Weiden. Sicher ein Grund, warum wir in
den letzten zwei Wochen so viele Tiere in freier Natur beobachten konnten. Am
Anfang waren wir noch überrascht, in weiter Entfernung einen Bison zu sehen. Später
trafen wir eine ganze Herde mit neugeborenen Kälbern mitten in Mammoth Hot
Springs und auf dem Camping an.
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In
diesem Ort hatten wir auch unser erstes persönliches Bärenerlebnis. Nach einer
Wanderung zu den Biberteichen kehrten wir auf einem kleinen Wanderweg zum
Camping zurück. Plötzlich entdeckten wir eine Bärenmutter mit zwei Jungen bei
einer Tanne, nur etwa zehn Meter von unserem Weg entfernt und nur wenige Meter
oberhalb des Campings. Wir blieben sofort stehen, unsere Distanz zu den Bären
war höchstens vierzig Meter. Also, was machen wir jetzt? Der offizielle
Sicherheitsabstand zu Bären und Wölfen beträgt hundert Yards oder 91 Meter.
Überall wird man informiert und gewarnt, wie man sich bei Kontakten mit Bären
verhalten soll. Wir machten uns durch lautes Reden und Stampfen mit den Schuhen
auf uns aufmerksam. Die Bärenmutter schaute nur kurz auf und kümmerte sich um
ihre zwei putzigen Jungen. Wir zogen uns langsam zurück und machten einen Umweg
durch die Büsche. Da an diesem Tag noch kein Mensch auf diesem kleinen Weg unterwegs
war, wusste im fast vollen Camping niemand, dass sich Bären in der Nähe
aufhielten. Wir informierten die Ranger und sie sperrten sofort den Weg. In
sicherer Entfernung bildete sich rasch eine grössere Gruppe Beobachter mit
Kameras und Feldstecher. Der anwesende Ranger beurteilte die Situation als
relativ ungefährlich, solange der Sicherheitsabstand eingehalten wurde. Nach
vielen Fotos zogen sich die Leute zurück – und die Bären vermutlich auch. Am
nächsten Morgen waren sie verschwunden.
Langsam fuhren wir durch die reizvolle, schwachbesiedelte
Landschaft Montanas und näherten uns dem Glacier Nationalpark, der direkt an
den kanadischen Waterton Lakes Nationalpark grenzt. Hier begegneten wir unserem
ersten Elch. Vor zwei Tagen überquerten wir die Grenze auf der Chief Mountain
International Strasse nach Kanada. Einzig das Campingfeuerholz aus den USA
durften wir wegen der „Dutch Elm Disease“ nicht nach Kanada mitnehmen. Da wir
keine Waffen, Sprengstoff, Feuerwerk oder andere lebensbedrohende Gegenstände
mitführten, war der Grenzübertritt rasch und freundlich erledigt. Der
dreimonatige Aufenthalt in den USA hat uns sehr gefallen, aber jetzt freuen wir
uns auf die Zeit in Kanada und später Alaska.Bilder
Donnerstag, 8. Mai 2014
Weisse Berge und grüne Täler in Colorado
Colorado
lag eigentlich nicht an unserer vorgesehenen Reiseroute nach Norden. Aber in
der Baja California, Mexiko, trafen wir vor einigen Monaten die vielgereisten
Berner Marianne und Karl einerseits und den Amerikaner Ace Brown andererseits.
Sie überzeugten uns, Colorado ja nicht auszulassen. Und wirklich, wir hätten Ende
April/Anfang Mai viel verpasst: über dreitausend Meter hohe, verschneite Passübergänge
und noch höhere Berge, Frühling in den Tälern, rauschende Wildbäche, eine
naturliebende Bevölkerung mit allen Sportarten beschäftigt, verlassene
Goldminen, noch ruhige Campgrounds und Wildtiere auf Futtersuche am
Strassenrand. Irrtümlicherweise löschten wir die Fotos von Bighorns, Mule Deers,
Groundhogs, Biber usw. – Shit happens, auch bei uns!
In
Breckenridge unternahmen Marianne und Karl schöne Skitouren und Abfahrten als Abschluss
ihrer halbjährigen Reise. Wir durften unser Wohnmobil vor ihrer Ferienwohnung
stationieren und genossen zusammen einige Tage mit feinem Essen, Spaziergängen,
Hot Tub, Sauna und spannenden Diskussionen – merci viumau!
Wir
besuchten auch Ace in Cedaredge. Er arbeitete in verschiedenen Staaten der USA
und ist nun als Siebzigjähriger oft mit seinem Offroad-Toyota mit
Campinganhänger inklusive Mountainbike, Ski und Kajak unterwegs. Und natürlich,
wie üblicherweise alle Amerikaner, hat er immer eine Schusswaffe dabei. Er
wusste auch, dass jeder Schweizer anscheinend ein Gewehr zu Hause hat - na ja!
Von ihm erhielten wir viele gute Hinweise für die Weiterreise. Unter anderem
besuchten wir noch den eindrücklichen Dinosaurier State Park mit Museum.
Ein
gutgemeinter Tipp von einem Autoersatzteileverkäufer veranlasste uns, den Umweg
zum Yellowstone Park über Salt Lake City (SLC) zu fahren. Doch das spezielle Getriebeöl
für unseren Sprinter fanden wir auch in SLC nicht. Den hektischen Verkehr von
SLC liessen wir rasch hinter uns und retteten uns auf die ruhige Antelope
Island im Grossen Salzsee. Das 25%ige Salzwasser eignete sich allerdings schlecht
zum Baden. Erstaunlich waren das Antreffen der zahlreichen Vögel, Wildhasen, Pronghorn
Antelopen und eine wildlebende Bisonherde auf dieser Insel.
BilderSonntag, 27. April 2014
Millionen Jahre Erosionen im Südwesten der USA
Wasser, Wind und
gewaltige Erdverschiebungen haben über Millionen von Jahren die eindrücklichsten
Gesteinsformationen und tiefe Canyons hinterlassen. Millionen von Touristen besuchen
deshalb jedes Jahr den Südwesten der USA. Alles lässt sich in unzähligen
Reiseführern nachlesen und in Bildbändern bestaunen – da gibt es fast nichts
mehr anzufügen. Und trotzdem, man muss es selbst gesehen haben! Auch wir liessen
uns auf einer spannenden Tour durch folgende National- und Stateparks begeistern:
Valley of Fire, Grand Canyon, Page/Lake Powell, Paria Canyon, Kodachrome Basin,
Bryce Canyon, Boulder, Capitol Reef, Canyonsland, Dead Horse Point,
Arches/Moab, Natural Bridges, Valley of the Gods, Goosenecks Park, Monument
Valley. …und auch wir haben hunderte von Fotos gemacht – nachfolgend eine
kleine Auswahl.
Das Aprilwetter auf der anschliessenden Fahrt nach Colorado
schloss die reiche Farbpallette der letzten drei Wochen mit flächendeckendem
Weiss ab!
Bilder
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Samstag, 5. April 2014
Unterwegs in Kalifornien
In den letzten drei
Wochen entdeckten wir die Vielfalt von Kalifornien. Vier Tage genossen wir gleich
zweimal die angeblich schönsten 100 Meilen des Coastal Highway 1 von Monteray
nach San Simeon – einmal von Norden nach Süden und dann gleich wieder zurück von
Süden nach Norden. An unzähligen Aussichtspunkten konnten wir die Pazifikküste,
Tiere und Pflanzen in Frühlingsstimmung bestaunen.
Nicht mehr ganz so
ruhig erlebten wir den Verkehr in und um San Francisco. Die Autobahnen und
Brücken sind alle vier- bis sechsspurig und die Automobilisten sind sehr rassig
unterwegs. Das Highlight von San Francisco – die Golden Gate Bridge –
überquerten wir einmal zu Fuss und drei Tage später auch noch mit unserem
Wohnmobil. Der berüchtigte Nebel blieb glücklicherweise aus. Anschliessend
machten wir einen Halt in Sacramento, der Hauptstadt von Kalifornien. Der
Schweizer Johannes (John) August Sutter gründete 1838 am Sacramento River
Neu-Helvetien. Zehn Jahre später begann auf seinem Land der Goldrausch, der ihm
persönlich aber nicht den erhofften Reichtum brachte. Aber immerhin weisen das
Sutter Fort, die Sutter Avenue, Sutter School, Sutter Hospital, Sutter Creek
auf seine Bedeutung als Stadtgründer hin.
Bei der Überquerung der
Sierra Nevada schneite es, aber die Schneeketten mussten wir immerhin nicht
montieren! Weniger hektisch und auf abwechslungsreicher Strasse fuhren wir
langsam vom Lake Tahoe nach Süden. Gründe für Stopps gab es viele, zum Beispiel
die Tuffsteine im weltgrössten Kratersee Mono Lake, der zweimal salziger als
der Ozean und sehr alkalisch ist. Oder die Felsbögen der Alabama Hills, die als
Kulisse für viele Westernfilme dienten. Hauptziel war aber schliesslich das
Death Valley. Eigentlich erwarteten wir dort die grosse Hitze und das ganze Tal
staubtrocken. Deshalb besorgten wir uns vorsorglich die empfohlenen Gallonen
Trinkwasser. Bei der Übernachtung auf dem Mahogany Flat Campground auf 2500 m
Höhe sank das Thermometer allerdings unter den Gefrierpunkt. Bei der Besteigung
des Wildrose Peak waren wir froh um Mütze und Handschuhe. Erst unten in den Senkungen
des Death Valley, welche bis zu 85.5 m unter dem Meeresspiegel liegen, war es
angenehme 20 bis 25 Grad warm. Im Sommer steigen die Temperaturen anscheinend
bis auf 50 Grad Celsius. Touristische Hauptsaison herrscht deshalb im
März/April bei diesem angenehmen Klima, wenn viele Pflanzen blühen. Zudem gibt
es verschiedenartige Canyons, die man zu Fuss oder mit dem Auto entdecken kann,
Sanddünen, Salzseen, Geisterstätten und Museen. Für uns war das Death Valley
überhaupt kein „totes Tal“ und beschäftigte uns fünf Tage lang!
Bilder
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Sonntag, 16. März 2014
Erste USA-Eindrücke in Kalifornien
Schon kurz nach der
Grenze fiel uns auf: Gepflegte Häuser und Strassen, informative
Strassenschilder, weisse Zäune, die bekannten Postboxen bei jedem Haus, kein
Müll am Strassenrand. Schluss mit dem metrischen System, dafür: mile, foot/feet,
inch, pound, gallon, pint, ounce. In den Parks war alles detailliert
beschriftet – zum Beispiel, dass man in der Wüste eine Gallone Trinkwasser pro
Person (3,80 Liter) auf einen Tagestripp mitnehmen soll! Die Registrierung in
den Campgrounds erledigt man selbst, steckt die verlangten Dollars in ein
Kuvert und wirft dieses in die vorhandene Kassette - enjoy your stay! Überall begegneten wir
hilfsbereiten und sehr freundlichen Amerikanern.
Video: Unser kleines Wohnmobil zwischen riesigen Sequoia Bäumen…
Wir folgten zuerst
einigen Hauptattraktionen des Westens der USA: die Nationalparks Anza Borrego,
Joshua Tree, Sequoia und Yosemite. Schon beim ersten Park kauften wir für achtzig Dollar den Jahrespass für den freien Zugang zu allen Nationalparks der USA. Jeder
Park ist einzigartig und geprägt durch seine Naturschönheiten. Voller Tatendrang
benutzten wir die vielfältigen Wandermöglichkeiten: durch blühende
Wüstenpflanzen, über eigenwillige Felsenformationen mit Joshua Bäumen (Yucca),
zwischen riesigen Sequoia Bäumen und bei schönstem Frühlingswetter im herrlichen
Yosemite Valley mit den vielen Wasserfällen. Allerdings waren einige Wege und
Strassen in höheren Lagen infolge Schnee noch geschlossen und nachts sank das
Thermometer gegen null Grad Celsius. Trotzdem begegneten wir schon zahlreichen
Parkbesuchern. Anscheinend seien diese Parks im Sommer völlig überlaufen und
ein freier Campingplatz finde nur noch, wer frühzeitig reserviert habe.
Donnerstag, 27. Februar 2014
Baja California – auf der langen Halbinsel Richtung USA
Will
man die zweitgrösste Halbinsel der Welt in ganzer Länge erleben, muss man von
La Paz zuerst 220 km südwärts nach Cabo San Lucas fahren und von hier sind es
dann offiziell 1714 km bis zur USA-Grenze. Da trafen wir viele Kanadier und
Amerikaner, die ihren kalten Winter lieber im Süden verbringen, entweder in der
Luxusvilla, mobil im riesigen Motorhome oder auch viel einfacher im alten
VW-Bus – alle sind vertreten. Entsprechend hört man vor allem Englisch, dafür
weniger Spanisch. Grundsätzlich herrscht Ferienstimmung auf der Baja. Wir haben
viele interessante Reisende mit Wohnmobilen aus anderen Ländern getroffen. Unter
anderen den Franzosen Marc Parez, der seit sieben Jahren mit seinem gelben
Renault 4x4 Expeditionsfahrzeug unterwegs ist. Die wunderbaren, einsamen
Strände laden zum freien Campieren ein. In keinem anderen Land war das für uns
bis jetzt in dieser Form möglich. Ausgiebig haben wir die letzten Wochen
genossen: Baden, mit Marc auf Kajaktouren einem Schwarm Delfine begegnen,
Seehunde beobachten, frische Fische und Muscheln geniessen. Und wieder einmal
an nächtlichen Lagerfeuern die Welt in allen Sprachen verbessern!..
Die Walbeobachtung
zwischen Januar und März ist ein weiterer touristischer Anziehungspunkt. Die
Wale kommen zum Kalben von Alaska in die wärmeren Gewässer von einigen Buchten
der Baja California. Wir entschiedenen uns für die Bucht hinter den Dünen von
Puerto López Mateos. Schon nach kurzer Bootsfahrt trafen wir auf einen riesigen
Grauwal mit ihrem Jungen. Interessiert näherten sich beide dem Boot und liessen
sich sogar berühren – ein eindrückliches Erlebnis.
Die zahlreichen
Missionskirchen in Baja haben eine fragwürdige Geschichte. Sie wurden im 17.
Jahrhundert von Missionaren errichtet und sollten den Indigenen eigentlich das
Seelenheil bringen. Stattdessen schleppten sie von Europa Krankheiten ein. Die
Bevölkerungszahlen gingen in der Folge zurück, die Missionen wurden aufgegeben
und stehen heute teilweise im Niemandsland. Einige Kirchen wurden restauriert
und dienen heute touristischen Zwecken.
Bei Cataviña, mitten in
der Wildnis der nördlichen Baja, war es schöner als erwartet. Wir stiessen auf
eine Vielzahl von riesigen, noch nie gesehenen Kakteen und den hier heimischen
Cirio-Bäumen. In dieser Gegend fällt manchmal jahrelang kein Tropfen Regen und
wir bewunderten die aussergewöhnliche Vegetation in dieser steinigen Landschaft.
Die letzten Tage auf
der Baja California verbrachten wir buchstäblich auf dem Höhepunkt der langen
Halbinsel. Von Meereshöhe fuhren wir auf der sehr kurvenreichen, geteerten 99,7
km langen Strasse zum Nationalpark San Pedro Mártir, der 2500 m höher liegt.
Nach der Durchquerung der kargen Wüstenlandschaft staunten wir über die hohen
Nadelbäume in diesem Park. Der Campingplatz lag mitten im Wald und auf
zahlreichen Wegen konnten wir zu Fuss die Gegend erkunden und eine fantastische
Sicht geniessen. Am Ende der Strasse liegt Mexikos staatliches Observatorium.
Von hier reichte der Blick einerseits bis zur Pazifikküste und auf der anderen
Seite bis zum Golf von Kalifornien.
Kurz vor der Grenze in
Ensenada liess Brigitte noch eine verlorene Zahnfüllung ersetzen. Ohne vorher einen
Termin abgemacht zu haben, erledigte die Zahnärztin den Schaden unverzüglich
und verlangte nur 500 Pesos (35 Franken). Ein weiteres Erfolgserlebnis: Bei
Mercedes-Benz in Tijuana fanden wir den besten Automechaniker Mexikos! David
löste unser Problem mit der 4x4-Zuschaltung, in dem er mit Hilfe des Diagnosegerätes ein defektes
Stromkabel fand und dieses sofort kompetent ersetzte. Damit
ging unsere Mexikoreise, die fast ein Jahr gedauert hatte, in jeder Hinsicht
erfolgreich zu Ende. Heute, am 27. Februar 2014 reisten wir beim Grenzübergang Tecate ohne
Schwierigkeiten in die USA ein.
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Mittwoch, 15. Januar 2014
Mit dem Chepe in die Barrancas del Cobre
Schweizer
sind sich ja an Bahnfahren gewohnt! Die Fahrt mit dem „Chepe“ von der
Pazifikküste nach Chihuahua im Innern von Nordmexiko gilt als letzte und
schönste Bahnstrecke in Mexiko. Wir wollten dies mit eigenen Augen sehen. In
einer 8-stündigen Fahrt ab El Fuerte
bewältigten wir fast die Hälfte der 656 km langen Strecke und erreichten dann Creel,
wo wir zweimal übernachteten und zwei geführte Touren in die Umgebung
unternahmen. Dieser Teil der Strecke bot eine fantastische Fahrt durch einfache
Siedlungen und der Zug mit drei Lokomotiven schlängelte sich stundenlang die
Schluchten hinauf bis auf 2400 m. Ausländische Touristen waren in der
Minderheit. Die Bahnlinie ist die Hauptverbindungsroute zwischen Chihuahua und
der Küste und wird intensiv für den Güterverkehr und einmal täglich für den
Personenverkehr genutzt. Wir waren überrascht wie ruhig und organisiert alles
ablief. Die Bahntickets kauft man im Zug und die Plätze werden einem zugewiesen
– keine Hektik, kein Drängeln! Für jeden Bahnwagon ist ein Zugbegleiter
zuständig. Das WC ist auch nach stundenlanger Fahrt immer noch sauber. Dass man
nicht vergisst, dass man in Mexiko ist, zirkulieren regelmässig mit
Maschinengewehren bewaffnete Polizisten durch den Zug und bewachen ihn bei
Haltestellen. Allerdings bei der Pünktlichkeit gewinnen die Schweizer, aber
hier meckerte auch nach einer Stunde Verspätung niemand!
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In
Divisadero hielt der Zug zwanzig Minuten und man konnte von hier den ersten
Eindruck von der tiefen Kupferschlucht (Barrancas
del Cobre oder Copper Canyon) erhaschen.
Es gibt aber keine Kupferminen hier, der Name rührt von einem Missverständnis der Spanier her, die
den von Flechten verursachten grünlichen Schimmer für Kupfer hielten. Bei jedem
Halt verkauften die indigenen Tarahumara Frauen und Kinder wunderschöne
handgeflochtene Körbchen, Textilarbeiten und Holzschnitzereien zu sehr
günstigen Preisen. Auch einheimische Verpflegung wurde angeboten. In der Nähe
entstand kürzlich ein Abenteuerpark mit dem längsten Zip-Line-Netz und sogar
einer Luftseilbahn über einen Teil der Canyons. Da der attraktivste Teil der
Strecke nur bis Creel führt, kehrten wir total zufrieden am dritten Tag wieder mit
dem „Chepe“ zurück nach El Fuerte. Unser Wohnmobil konnten wir während unserem
Bahnerlebnis gleich gegenüber der Bahnstation im Hinterhof bei einer älteren
Frau parkieren. In der nächsten Nacht brachte uns die TMC-Ferry
von Topolobampo nach La Paz auf die Halbinsel Baja California.
Bilder
Sonntag, 5. Januar 2014
Vom zentralen Hochland zur Pazifikküste
San
Miguel de Allende war für uns ein Glücksfall. Weihnachten wollten wir nämlich nicht
alleine verbringen. Gleichzeitig trafen Doris und Torsten aus Deutschland und
Fränzi und Richi aus der Schweiz ein. Wenig später stiessen Madeleine und Ralf
(Schweiz/Deutschland) dazu. Die einen kamen von Norden, die anderen von Süden. Niemand
hat sich zuvor getroffen oder gekannt. Da gab es viel zu diskutieren und
Reiseerfahrungen auszutauschen. Die Stimmung war so friedlich, dass niemand
weiterreiste und alle zusammen Weihnachten in SMA feiern wollten. Noch dauerte
es aber einige Tage. Da wurden noch Öl-, Filter- und Radwechsel sowie kleinere
Reparaturarbeiten an den Fahrzeugen erledigt. Die Frauen motivierten sich
gegenseitig zum Stricken. Und spätestens zum Apéro waren alle acht wieder
zusammen. Bis Weihnachten trafen weitere Reisende aus Deutschland, Frankreich,
Niederlanden, USA und Kanada ein. Für das Weihnachtsessen am 24. Dezember brachten
alle etwas Feines für das gemeinsame Buffet mit. Das Spektrum von Älplermaccaroni
mit Apfelmus, Lasagne, mexikanische Ziegenkäse und weitere lokale Spezialitäten
bis zum französischen Schokoladenkuchen (selbstgebacken von Marc) war eindrücklich und lecker. Und sozusagen zum
Abschluss der Feierlichkeiten grillierten wir am Weihnachtstag ein zünftiges
Rindsfilet für unsere kleine Gruppe. Schon bald trennten sich unsere Wege für unterschiedliche
Reiseziele, aber Weihnachten in San Miguel de Allende wird uns allen in bester
Erinnerung bleiben.
Unser
nächstes Ziel war Mazatlan an der Pazifikküste. Wir entschieden uns für die
Strecke, an der die reichen Silberminenstädte Guanajuato und Zacatecas liegen. Für
die Erkundung dieser von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannten Städte
wendeten wir je zwei Tage auf. Bedenkt man aber, dass der ganze Prunk der
Silberpaläste und das opulente Leben der spanischen Silberbarone nur durch die
Ausbeutung der indigenen Sklaven und Tagelöhner möglich war, relativierte sich für
uns der ganze Zauber dieser berühmten Kolonialstädte etwas! Nach Durango
übernachteten wir im kleinen Park El Tecuan und waren überrascht, dort Wapiti Hirsche
und sogar zwei Wölfe in einem grossen Gehege anzutreffen. Am nächsten Tag
genossen wir die spektakuläre, kurvenreiche, 200 km lange Panoramastrasse von
der 2500 m hohen Sierra hinunter auf Meeresebene bei Mazatlan. Als Alternative
gab es seit ein paar Wochen eine neue Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels. Gerade
deshalb hatte es auf der alten Strasse fast keinen Verkehr mehr. Genau an
diesem Tag verzogen sich die dunklen Wolken und die Sicht in die tiefen Täler und
bewaldeten Bergketten wurde phänomenal.
Einmal
mehr kamen wir an die Pazifikküste. 75 km nördlich von Mazatlan fanden wir den
ruhigen Camping Celestino RV Resort. Täglich
trafen nur vereinzelte Wohnmobilreisende aus Kanada ein, die einen kurzen Zwischenstopp
auf ihrer Reise in den wärmeren Süden von Mexiko machten. Die Frage stellte
sich immer wieder: Warum trifft man fast keine Reisende mehr aus der USA an? Anscheinend
rät die Regierung ihren Landsleuten eindringlich vor Reisen nach Mexiko ab. Vor
einigen Jahren seien die zahlreichen RV Trailerparks bis zum letzten Platz
besetzt gewesen. Wir haben aber bis jetzt keine Touristen angetroffen, die
konkrete Sicherheitsprobleme in Mexiko hatten. Allerdings gibt es schwere Auseinandersetzungen
mit Todesopfern zwischen aggressiven Drogenbanden, vor allem im Grenzgebiet zu
den USA.
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