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Donnerstag, 13. November 2014

Québec – ein Zwischenhalt vor Augen

Vor einigen Monaten fragten uns France und Boris, unsere kanadischen Freunde von Québec, ob wir ihr Haus, Hund und Katze während ihrer Mexikoreise im November hüten würden. Dieses Angebot kam uns sehr gelegen. Dass der kanadische Winter unausweichlich einen Unterbruch der Reise erforderte, war uns bewusst. Wir verspürten keine Lust, nochmals in den wärmeren Süden zu ziehen. Da wir nächsten Sommer sowieso Ostkanada und Neufundland-Labrador auch noch erkunden wollen, lag die Region Gatineau-Ottawa auf dem Weg. France und Boris wohnen auf dem Land bei Buckingham, Québec. Beide sind pensionierte Lehrpersonen und sehr interessiert an Sprachen, Kulturen und Natur. So planen sie bereits für nächstes Jahr einen Aufenthalt von zweieinhalb Monaten in Italien. Deshalb wurden wir nochmals als „Gardiens“ von Ende Februar bis Anfang Mai engagiert. Sie besitzen ein grosses Haus mit viel Umschwung mit angrenzendem Wald. Kaum waren France und Boris abgereist, besuchte uns ein Wildschwein. Zorra, die Hündin, verteidigte ihr Terrain aber pflichtbewusst. Leider besass Boris kein Jagdgewehr – das hätte ein paar kulinarische Leckerbissen gegeben! Nach unseren verantwortungsvollen Überwachungsaufgaben dürfen wir uns anschliessend im geheizten Whirlpool unter freiem Himmel entspannen. Somit können wir unser Wärmedefizit vom letzten Sommer im Yukon und in Alaska jetzt etwas kompensieren.

Mit diesen optimalen Perspektiven vor Augen blieben uns noch einige Wochen, um gemütlich Saskatchewan, Manitoba, Ontario und einen Teil von Québec zu durchqueren. Die meisten touristischen Infrastrukturen waren zwar geschlossen, insbesondere Wasseranschlüsse und sanitäre Anlagen wegen Gefriergefahr. Doch in unserem heizbaren Wohnmobil konnten wir uns nach ausgedehnten Wanderungen immer wieder aufwärmen. Dass dies nicht gerade die bevorzugte Reisezeit der Touristen war, zeigte sich auch daran, dass man tagelang keine anderen Reisenden traf. In Ontario wählten wir den nördlichen Trans-Canada-Highway über Timmins und anschliessend die Region Abitibi-Témiscamingue im Nordwesten Québecs. Mit modernster Technologie werden in dieser Gegend zahlreiche Goldminen betrieben. Uns faszinierte hingegen eher die einsame Landschaft mit unzähligen Seen. Nach minus zwölf Grad Celsius in Val d’Or waren wir froh, am nächsten Tag in unserem „Winterquartier“ bei France und Boris anzukommen.
Im Dezember flogen wir in die Schweiz und verbrachten die Weihnachtszeit wieder einmal mit unseren Kindern, Familie und Freunden. Gleichzeitig pausierte unser Blog, sozusagen „closed for the season“, wie wir es letzten Herbst oft bei Touristeninformationen und Museen angetroffen haben.

Montag, 13. Oktober 2014

Durch die Provinzen Westkanadas

Auf den ersten Blick vermisst man spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Doch beim genauen Recherchieren und Planen stiessen wir immer wieder auf Spannendes: Beispielsweise die verschiedenen Kulturen der Indianerstämme, die ersten Kontakte von weissen Pelzhändlern mit den Eingeborenen im 19. Jahrhundert, die weitere Besiedelung des Westens von Kanada und die damit verbundenen Chancen und Probleme, die interessanten Geschichten von Schweizer Auswanderern in den Jahren 1910 bis 1960 ins Bulkley Valley, die Entwicklung der Erdölförderung in den Provinzen Alberta und Saskatchewan.

Die Landschaften veränderten sich während den letzten zweitausend Kilometern (von Prince Rupert nach Saskatoon) eindrücklich: In Prince Rupert am Pazifik wanderten wir durch Regenwald, später liessen wir Gletscher, Berge und endlose Wälder hinter uns und nun fuhren wir durch die riesigen Getreidefelder und Weiden der Prärie. Von Langeweile noch keine Spur!
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Montag, 22. September 2014

Goldener Herbst im Yukon

Vor drei Monaten erreichten wir den sommerlichen Yukon. Dazwischen verbrachten wir sechs Wochen in Alaska. Nun war es Herbst geworden und wir befanden uns immer noch im Yukon. Statt den kürzesten Weg über den Alaska Highway zurück nach Whitehorse zu nehmen, entschieden wir uns in Tok, nochmals nach Dawson City zu fahren. Wir fuhren diese Strecke schon im Juli mit Barbara in umgekehrter Richtung. Und es lohnte sich wirklich – der Top of the World Highway von Alaska zum Yukon präsentierte sich diesmal in den schönsten Herbstfarben mit unendlicher Fernsicht über das menschenleere Gebiet. Hundert Kilometer fährt man auf einer Höhenstrasse und hat eine grandiose Aussicht auf beide Seiten. Für uns war das die attraktivste Route hier im Norden.

Auf dem Silver Trail nach Mayo und Keno trafen wir Renate und Udo aus Bayern. Aus einem kurzen Gespräch entwickelte sich eine sehr sympathische Reisebekanntschaft. Sie sind ebenfalls mit ihrem Wohnmobil unterwegs und reisen zehn Monate durch Kanada und die USA. Wir verabredeten uns am Tatchun Lake. Udo ist ein leidenschaftlicher Jäger und Fischer. Schon bald meldeten sich die beiden Männer ab zum Fischen mit dem Kajak. Prompt kamen sie mit drei Hechten zurück, die am gleichen Abend auf dem Campgroundgrill landeten. Auch in den folgenden Tagen änderte sich das Abendmenü nicht: Hecht mit Kartoffeln vom Grill! Den grössten Hecht mit 75 cm Länge erwischte aber Franz mit Brigitte im Frenchman Lake noch schnell vor der Weiterreise. Rasch Bauch aufschlitzen, Fisch ausnehmen, Kopf weg und rein in den kleinen Kühlschrank. Und weiter ging’s zum Twin Lake. Das Fischen in diesen klaren Seen machte viel mehr Spass als das Lachsfischen in Alaska. Über eine Woche genossen wir die gemeinsame Zeit mit Renate und Udo sehr, bevor sie nach Süden weiterzogen.
Uns lockte die farbige Herbststimmung zu weiteren Kajaktouren auf dem spiegelglatten Twin Lake. Beim Lake Laberge stellten wir den Wecker, um bei Neumond und dunkler Nacht das Nord- oder Polarlicht zu beobachten. Tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht: Schleierähnliche Lichterscheinungen wurden im Norden sichtbar. Sie änderten laufend ihre Form, verschwanden und tauchten wieder an anderen Orten auf. Allerdings blieben die intensiven Farbspiele, wie in den Reisebroschüren abgebildet, aus. Dafür war es wohl noch zu früh im Herbst und auch zu wenig kalt.
Zum Abschluss unternahmen wir eine Kajaktour auf dem legendären Yukon River. Kaum zu glauben, dass bis Ende Jahr dieser riesige Fluss zugefroren sein wird. Langsam wurde es ruhiger im Norden: die Touristen abgereist und die Mücken verschwunden, die farbigen Blätter am Boden, die Campgrounds und Museen geschlossen. Die lange Winterzeit im Norden stand bevor. Auch für uns kam der Moment, uns zu verabschieden. Wir verliessen wehmütig den Yukon und reisten langsam südwärts Richtung British Columbia.

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Donnerstag, 4. September 2014

Kurzer intensiver Sommer in Alaska

Der Kenai River auf der Kenai Halbinsel im Süden von Anchorage ist legendär bei Fischern für seine Forellen und riesigen Lachse. Was wäre Alaska ohne Lachse zu fischen? Also löste Franz eine Fischerlizenz für zwei Wochen (80 US Dollar) und wollte es auch wissen! Zuerst buchte er eine geführte Fischbootstour. So lernt man als Anfänger einiges: Es gibt King, Silver, Sockey, Chum und Pink Lachse. Am Beliebtesten sind King und Silver Lachse. Aber leider gibt es von diesen weniger und man findet nicht alle Lachsarten in allen Gewässern. Interessant ist ihr Lebenszyklus: Die Lachse kommen zu verschiedenen Zeitpunkten vom Meer zurück, um in Flüssen und Seen zu laichen. Anschliessend sterben die „Alten“. Die „Jungen“ schlüpfen erst im nächsten Frühling aus und bleiben zwei Jahre im Süsswasser. Danach migrieren sie ins Meer, wo sie in wenigen Jahren zu Prachtexemplaren heranwachsen. Instinktiv finden sie den Weg zurück an ihren Geburtsort zum Laichen. Auf ihrem Rückweg fressen sie nichts und deshalb nützt der Köder am Angel auch nichts. Man braucht also andere Tricks und die lernt man schnell! Unglaublich, das Gedränge der vielen Fische im Wasser und der erwartungsvollen Fischer aus aller Welt. Auf der Bootstour fing Franz über zwanzig Lachse an einem Nachmittag, aber nur einer landete in der Pfanne. Die anderen durften ihren Weg zum Laichen fortsetzen. Das nennt der Sportfischer „catch and release“! Zudem regeln viele Vorschriften die Fischerei in Alaska. 

Ganz im Süden der Kenai-Halbinsel liegt Homer. Von dort aus überquerten wir mit einem Wassertaxi die Kachemak Bay. Kajak, Zeltausrüstung und Verpflegung nahmen wir mit und blieben drei Tage in der Tutka Bay. Das war viel Kajak und Natur pur mit vielen Tieren: See- und Landotter, Seehunde, Fischadler und natürlich viele Lachse. Beeindruckend waren die bis über acht Meter hohen Unterschiede zwischen Ebbe und Flut zirka alle sechs Stunden in dieser engen und ruhigen Bucht. Leider regnete es oft und die Schlafsäcke waren schon beim Auspacken nass, weil der Bootssack ein Loch hatte. Pfui, war das eklig und kalt!
Jedes Jahr Ende August findet in Palmer die Alaska State Fair statt. Eine ideale Gelegenheit, uns einen Einblick über den Markt, die Produkte und Freizeitbeschäftigungen in Alaska zu verschaffen. Wir erlebten einen spannenden Tag bei schönstem Sommerwetter. Unter anderem gab es zahlreiche Wettbewerbe: Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass diesen Sommer in Palmer/Alaska ein 102,4 Pfund schwerer Kabiskopf (rund 46 kg) wuchs. Gewisse Gemüse profitieren halt besonders von den extrem langen Sommertagen!
Auch in Valdez waren noch alle am Fischen. Inzwischen lagen aber so viele tote Lachse am Ufer, dass uns die Lust verging – und wir gerne zur Abwechslung auf Steak oder Würste wechselten. Obwohl wir eigentlich genügend Naturstrassen gefahren sind, fuhren wir die fast 100 km lange McCarthy Road in den riesigen Wrangell-St.Elias Nationalpark hinein. Die Strasse wurde auf dem ehemaligen Bahngeleise erstellt. Diese Bahnlinie wurde von privaten Investoren gebaut und diente nur dazu, von 1911 bis 1938 die reichen Kupfervorkommen der Kennecott Mines dem Chitina und Copper River entlang an den Golf von Alaska zu transportieren. Nach der Schliessung der Mine verliessen die Leute die Gegend und die Gebäude verfielen langsam. Inzwischen wurde die geschichtliche Bedeutung der einmal grössten Kupfervorkommen erkannt. Mit Hilfe des Nationalparks und privaten Abenteurern wurden Kennecott und McCarthy wieder zum Leben erweckt. Die gigantische Gletscher- und Berglandschaften ziehen zudem viele Wildernessliebhaber in ihren Bann. Auch wir montierten wieder einmal die Steigeisen und kletterten auf den Root Gletscher. Auf der Rückfahrt nach Chitina stiessen wir auf eine Bärenmutter mit zwei Jungen. Sie lag mitten auf der Strasse. Eine Autofahrerin hörte kurz vorher einen Schuss und sah, wie die Bärenmutter sofort zusammenbrach. Aber kein Jäger war zu sehen. Ein Jungbär verschwand im Busch und der andere beobachtete uns verängstigt. Bären jagen ist in Alaska nicht verboten, doch braucht es wirklich einen Idioten, der eine Bärenmutter mit Jungen erschiesst und liegen lässt. Die Jungen werden viel Glück brauchen, um den ersten Winter alleine zu überleben.
Bei strahlendem Wetter, das leider viel zu selten vorkommt, fuhren wir ein paar Tage später noch die Nabesna Road, die bei Slana von Norden her ebenfalls in den Wrangell-St.Elias Nationalpark hinein führt. Inzwischen wurden die Nächte kühler und das Laub nahm die herrlichen Herbstfarben an. In der Nacht auf den 3. September 2014 fiel der erste Schnee. Doch bis zum Mittag war er schon geschmolzen. In der folgenden Nacht sank das Thermometer auf minus acht Grad Celsius. Aber wir hofften trotzdem, noch einige schöne Herbsttage in Alaska geniessen zu können.

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Sonntag, 3. August 2014

Zu dritt im Norden angekommen

Endlich war es soweit! Obwohl noch fast taghell, war es schon Mitternacht, als das Flugzeug in Whitehorse landete und wir mit riesiger Freude Barbara begrüssen konnten. Die erste Nacht war kurz, denn wir hatten ja so viel zu erzählen. Barbara gefiel unser Camperleben sofort. Mit den beschränkten Platzverhältnissen in einem Zweipersonen-Camper kamen wir auch zu dritt ganz gut zurecht. Die grosszügigen Campingplätze im Yukon, Northwest Territories und Alaska mit Picknicktischen und Grillstellen sorgten für ein intensives Outdoorleben. Während fast vier Wochen hatte niemand Lust auf ein Restaurant oder Fastfood. Zu gut waren unsere Köstlichkeiten vom Holzgrill!

Unserer Reiseroute ist auf der nebenstehenden Google Map ersichtlich. Allgemeine Reiseinformationen stehen in jedem Reiseführer. Zusätzlich gibt es in den Visitor Centers Gratisbroschüren in hervorragender Qualität. Deshalb verzichteten wir auf eine detaillierte Beschreibung unserer Route. Hingegen fiel die Fotoauswahl (von drei Fotokameras!) dieses Mal etwas grösser aus.
Vieles beeindruckte uns in den letzten Wochen sehr: Freundliche Menschen, unendliche Wilderness, wunderschöne Landschaften und Seen, extrem langes Tageslicht, Blumen, Gletscher, Bären, Elche, Karibus, Adler, Otter, Wale, Orcas, Delfine und viele Wasservögel. Allerdings hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis in Inuvik, dem nördlichsten Punkt unserer Reise. Während zwei Tagen regnete es leider meistens und wir waren schon ein bisschen enttäuscht, dass es mit der nicht untergehenden Sonne nichts wird. Gegen Mitternacht öffnete sich aber die Wolkendecke langsam am nördlichen Horizont. Während wir im Regen warteten und den Himmel beobachteten, wurden wir um halb zwei Uhr doch noch von ein paar Sonnenstrahlen geblendet. Als zusätzliche Überraschung bildete sich hinter uns ein doppelter Regenbogen. Glücklich über das einzigartige Naturschauspiel schliefen wir endlich ein.
Leider verging die Zeit viel zu schnell. Barbara flog Ende Juli von Anchorage wieder in die Schweiz zurück. Doch viele gemeinsame Erinnerungen bleiben uns zum Glück erhalten. Alleine setzten wir unsere Reise fort und waren gespannt, was wir in Alaska und im Yukon noch weiter entdecken werden.

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Samstag, 21. Juni 2014

Kanada – 240-mal grösser als die Schweiz…

Obwohl wir 1979 nach Kanada ausgewandert sind und bis 1989 in der Provinz Québec lebten, war uns Westkanada sozusagen unbekannt. Kanada ist ein riesiges Land – rund 240-mal grösser als die Schweiz! Kein Wunder, dass beim Reisen der Kilometerzähler kaum zur Ruhe kommt. Bis jetzt genossen wir jeden Meter in den Nationalparks Waterton, Banff, Jasper, Kootenay und Yoho sowie im Kananaskis Country: Schneebedeckte Berge und mächtige Gletscher, noch gefrorene und bereits aufgetaute Seen, rauschende Flüsse und Bäche, perfekte Strassen mit wenig Verkehr und über weite Strecken fast keine Besiedelung.

Dieses Jahr dauerte für uns der Frühling besonders lange. Vor vier Monaten begann im Süden der USA der Frühling und seither begleitet er uns, mit kleinen Wintereinbrüchen, nordwärts. Auch in Kanada erwachten inzwischen die Bären und viele Wildtiere erhielten ihren Nachwuchs. Viele Wildblumen zieren den Wegesrand in bunten Farben. Und die Tage werden immer länger, die Nächte umso kürzer, je weiter wir nach Norden kommen. In ein paar Wochen wollen wir ganz „oben“ ankommen, wo die Sonne für einige Zeit überhaupt nicht untergeht. Kanada ist auch Kajakland - immer wieder treffen wir auf wunderschöne Seen. Unser Faltkajak erhielt inzwischen seinen Stammplatz auf dem Dachträger und ist stets bereit für eine Abwechslung auf dem Wasser.
Seit einigen Tagen befanden wir uns auf dem Alaska Highway, der von Dawson Creek, British Columbia, bis Delta Junction, Alaska, 2450 km lang ist. Diese Strasse wurde 1942 in nur acht Monaten von US-Soldaten gebaut. Man befürchtete, dass Japan im Laufe des 2. Weltkrieges Amerika von Alaska her angreifen könnte. Später wurde der Alaska Highway ausgebaut, für den Privatverkehr freigegeben und durchgehend geteert. Aber auch abseits dieser Streckenführung gab es viel zu entdecken. In Whitehorse erwarteten wir am 5. Juli unsere Tochter Barbara. Gemeinsam wollten wir einen Teil von Yukon und Alaska entdecken. Darauf freuten wir uns sehr.

Samstag, 24. Mai 2014

Riesige Nationalparks, Geysire und Wildtiere

Der Yellowstone Nationalpark allein besitzt fast einen Viertel der Ausdehnung der Schweiz. Zwei etwas weniger bekannte Nationalparks liegen in der Nähe: der Grand Teton südlich und der Glacier Nationalpark etwas weiter im Norden an der Grenze zu Kanada. Hauptattraktion des Yellowstone Parks sind Geysire und heisse Quellen. Aber sehr fasziniert waren wir von den vielen freilebenden Wildtieren in allen drei Parks. Da in den Bergen im Mai noch viel Schnee lag, waren die Tiere auf der Nahrungssuche in tiefergelegenen Weiden. Sicher ein Grund, warum wir in den letzten zwei Wochen so viele Tiere in freier Natur beobachten konnten. Am Anfang waren wir noch überrascht, in weiter Entfernung einen Bison zu sehen. Später trafen wir eine ganze Herde mit neugeborenen Kälbern mitten in Mammoth Hot Springs und auf dem Camping an.

In diesem Ort hatten wir auch unser erstes persönliches Bärenerlebnis. Nach einer Wanderung zu den Biberteichen kehrten wir auf einem kleinen Wanderweg zum Camping zurück. Plötzlich entdeckten wir eine Bärenmutter mit zwei Jungen bei einer Tanne, nur etwa zehn Meter von unserem Weg entfernt und nur wenige Meter oberhalb des Campings. Wir blieben sofort stehen, unsere Distanz zu den Bären war höchstens vierzig Meter. Also, was machen wir jetzt? Der offizielle Sicherheitsabstand zu Bären und Wölfen beträgt hundert Yards oder 91 Meter. Überall wird man informiert und gewarnt, wie man sich bei Kontakten mit Bären verhalten soll. Wir machten uns durch lautes Reden und Stampfen mit den Schuhen auf uns aufmerksam. Die Bärenmutter schaute nur kurz auf und kümmerte sich um ihre zwei putzigen Jungen. Wir zogen uns langsam zurück und machten einen Umweg durch die Büsche. Da an diesem Tag noch kein Mensch auf diesem kleinen Weg unterwegs war, wusste im fast vollen Camping niemand, dass sich Bären in der Nähe aufhielten. Wir informierten die Ranger und sie sperrten sofort den Weg. In sicherer Entfernung bildete sich rasch eine grössere Gruppe Beobachter mit Kameras und Feldstecher. Der anwesende Ranger beurteilte die Situation als relativ ungefährlich, solange der Sicherheitsabstand eingehalten wurde. Nach vielen Fotos zogen sich die Leute zurück – und die Bären vermutlich auch. Am nächsten Morgen waren sie verschwunden.
Langsam fuhren wir durch die reizvolle, schwachbesiedelte Landschaft Montanas und näherten uns dem Glacier Nationalpark, der direkt an den kanadischen Waterton Lakes Nationalpark grenzt. Hier begegneten wir unserem ersten Elch. Vor zwei Tagen überquerten wir die Grenze auf der Chief Mountain International Strasse nach Kanada. Einzig das Campingfeuerholz aus den USA durften wir wegen der „Dutch Elm Disease“ nicht nach Kanada mitnehmen. Da wir keine Waffen, Sprengstoff, Feuerwerk oder andere lebensbedrohende Gegenstände mitführten, war der Grenzübertritt rasch und freundlich erledigt. Der dreimonatige Aufenthalt in den USA hat uns sehr gefallen, aber jetzt freuen wir uns auf die Zeit in Kanada und später Alaska.

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Donnerstag, 8. Mai 2014

Weisse Berge und grüne Täler in Colorado

Colorado lag eigentlich nicht an unserer vorgesehenen Reiseroute nach Norden. Aber in der Baja California, Mexiko, trafen wir vor einigen Monaten die vielgereisten Berner Marianne und Karl einerseits und den Amerikaner Ace Brown andererseits. Sie überzeugten uns, Colorado ja nicht auszulassen. Und wirklich, wir hätten Ende April/Anfang Mai viel verpasst: über dreitausend Meter hohe, verschneite Passübergänge und noch höhere Berge, Frühling in den Tälern, rauschende Wildbäche, eine naturliebende Bevölkerung mit allen Sportarten beschäftigt, verlassene Goldminen, noch ruhige Campgrounds und Wildtiere auf Futtersuche am Strassenrand. Irrtümlicherweise löschten wir die Fotos von Bighorns, Mule Deers, Groundhogs, Biber usw. – Shit happens, auch bei uns!

In Breckenridge unternahmen Marianne und Karl schöne Skitouren und Abfahrten als Abschluss ihrer halbjährigen Reise. Wir durften unser Wohnmobil vor ihrer Ferienwohnung stationieren und genossen zusammen einige Tage mit feinem Essen, Spaziergängen, Hot Tub, Sauna und spannenden Diskussionen – merci viumau!
Wir besuchten auch Ace in Cedaredge. Er arbeitete in verschiedenen Staaten der USA und ist nun als Siebzigjähriger oft mit seinem Offroad-Toyota mit Campinganhänger inklusive Mountainbike, Ski und Kajak unterwegs. Und natürlich, wie üblicherweise alle Amerikaner, hat er immer eine Schusswaffe dabei. Er wusste auch, dass jeder Schweizer anscheinend ein Gewehr zu Hause hat - na ja! Von ihm erhielten wir viele gute Hinweise für die Weiterreise. Unter anderem besuchten wir noch den eindrücklichen Dinosaurier State Park mit Museum.
Ein gutgemeinter Tipp von einem Autoersatzteileverkäufer veranlasste uns, den Umweg zum Yellowstone Park über Salt Lake City (SLC) zu fahren. Doch das spezielle Getriebeöl für unseren Sprinter fanden wir auch in SLC nicht. Den hektischen Verkehr von SLC liessen wir rasch hinter uns und retteten uns auf die ruhige Antelope Island im Grossen Salzsee. Das 25%ige Salzwasser eignete sich allerdings schlecht zum Baden. Erstaunlich waren das Antreffen der zahlreichen Vögel, Wildhasen, Pronghorn Antelopen und eine wildlebende Bisonherde auf dieser Insel.
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Sonntag, 27. April 2014

Millionen Jahre Erosionen im Südwesten der USA

Wasser, Wind und gewaltige Erdverschiebungen haben über Millionen von Jahren die eindrücklichsten Gesteinsformationen und tiefe Canyons hinterlassen. Millionen von Touristen besuchen deshalb jedes Jahr den Südwesten der USA. Alles lässt sich in unzähligen Reiseführern nachlesen und in Bildbändern bestaunen – da gibt es fast nichts mehr anzufügen. Und trotzdem, man muss es selbst gesehen haben! Auch wir liessen uns auf einer spannenden Tour durch folgende National- und Stateparks begeistern: Valley of Fire, Grand Canyon, Page/Lake Powell, Paria Canyon, Kodachrome Basin, Bryce Canyon, Boulder, Capitol Reef, Canyonsland, Dead Horse Point, Arches/Moab, Natural Bridges, Valley of the Gods, Goosenecks Park, Monument Valley. …und auch wir haben hunderte von Fotos gemacht – nachfolgend eine kleine Auswahl.
 
Das Aprilwetter auf der anschliessenden Fahrt nach Colorado schloss die reiche Farbpallette der letzten drei Wochen mit flächendeckendem Weiss ab!

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Samstag, 5. April 2014

Unterwegs in Kalifornien

In den letzten drei Wochen entdeckten wir die Vielfalt von Kalifornien. Vier Tage genossen wir gleich zweimal die angeblich schönsten 100 Meilen des Coastal Highway 1 von Monteray nach San Simeon – einmal von Norden nach Süden und dann gleich wieder zurück von Süden nach Norden. An unzähligen Aussichtspunkten konnten wir die Pazifikküste, Tiere und Pflanzen in Frühlingsstimmung bestaunen.  

Nicht mehr ganz so ruhig erlebten wir den Verkehr in und um San Francisco. Die Autobahnen und Brücken sind alle vier- bis sechsspurig und die Automobilisten sind sehr rassig unterwegs. Das Highlight von San Francisco – die Golden Gate Bridge – überquerten wir einmal zu Fuss und drei Tage später auch noch mit unserem Wohnmobil. Der berüchtigte Nebel blieb glücklicherweise aus. Anschliessend machten wir einen Halt in Sacramento, der Hauptstadt von Kalifornien. Der Schweizer Johannes (John) August Sutter gründete 1838 am Sacramento River Neu-Helvetien. Zehn Jahre später begann auf seinem Land der Goldrausch, der ihm persönlich aber nicht den erhofften Reichtum brachte. Aber immerhin weisen das Sutter Fort, die Sutter Avenue, Sutter School, Sutter Hospital, Sutter Creek auf seine Bedeutung als Stadtgründer hin.

Bei der Überquerung der Sierra Nevada schneite es, aber die Schneeketten mussten wir immerhin nicht montieren! Weniger hektisch und auf abwechslungsreicher Strasse fuhren wir langsam vom Lake Tahoe nach Süden. Gründe für Stopps gab es viele, zum Beispiel die Tuffsteine im weltgrössten Kratersee Mono Lake, der zweimal salziger als der Ozean und sehr alkalisch ist. Oder die Felsbögen der Alabama Hills, die als Kulisse für viele Westernfilme dienten. Hauptziel war aber schliesslich das Death Valley. Eigentlich erwarteten wir dort die grosse Hitze und das ganze Tal staubtrocken. Deshalb besorgten wir uns vorsorglich die empfohlenen Gallonen Trinkwasser. Bei der Übernachtung auf dem Mahogany Flat Campground auf 2500 m Höhe sank das Thermometer allerdings unter den Gefrierpunkt. Bei der Besteigung des Wildrose Peak waren wir froh um Mütze und Handschuhe. Erst unten in den Senkungen des Death Valley, welche bis zu 85.5 m unter dem Meeresspiegel liegen, war es angenehme 20 bis 25 Grad warm. Im Sommer steigen die Temperaturen anscheinend bis auf 50 Grad Celsius. Touristische Hauptsaison herrscht deshalb im März/April bei diesem angenehmen Klima, wenn viele Pflanzen blühen. Zudem gibt es verschiedenartige Canyons, die man zu Fuss oder mit dem Auto entdecken kann, Sanddünen, Salzseen, Geisterstätten und Museen. Für uns war das Death Valley überhaupt kein „totes Tal“ und beschäftigte uns fünf Tage lang!

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Sonntag, 16. März 2014

Erste USA-Eindrücke in Kalifornien

Schon kurz nach der Grenze fiel uns auf: Gepflegte Häuser und Strassen, informative Strassenschilder, weisse Zäune, die bekannten Postboxen bei jedem Haus, kein Müll am Strassenrand. Schluss mit dem metrischen System, dafür: mile, foot/feet, inch, pound, gallon, pint, ounce. In den Parks war alles detailliert beschriftet – zum Beispiel, dass man in der Wüste eine Gallone Trinkwasser pro Person (3,80 Liter) auf einen Tagestripp mitnehmen soll! Die Registrierung in den Campgrounds erledigt man selbst, steckt die verlangten Dollars in ein Kuvert und wirft dieses in die vorhandene Kassette -  enjoy your stay! Überall begegneten wir hilfsbereiten und sehr freundlichen Amerikanern. 

Video: Unser kleines Wohnmobil zwischen riesigen Sequoia Bäumen…



Wir folgten zuerst einigen Hauptattraktionen des Westens der USA: die Nationalparks Anza Borrego, Joshua Tree, Sequoia und Yosemite. Schon beim ersten Park kauften wir für achtzig Dollar den Jahrespass für den freien Zugang zu allen Nationalparks der USA. Jeder Park ist einzigartig und geprägt durch seine Naturschönheiten. Voller Tatendrang benutzten wir die vielfältigen Wandermöglichkeiten: durch blühende Wüstenpflanzen, über eigenwillige Felsenformationen mit Joshua Bäumen (Yucca), zwischen riesigen Sequoia Bäumen und bei schönstem Frühlingswetter im herrlichen Yosemite Valley mit den vielen Wasserfällen. Allerdings waren einige Wege und Strassen in höheren Lagen infolge Schnee noch geschlossen und nachts sank das Thermometer gegen null Grad Celsius. Trotzdem begegneten wir schon zahlreichen Parkbesuchern. Anscheinend seien diese Parks im Sommer völlig überlaufen und ein freier Campingplatz finde nur noch, wer frühzeitig reserviert habe. 
 
 

Donnerstag, 27. Februar 2014

Baja California – auf der langen Halbinsel Richtung USA

Will man die zweitgrösste Halbinsel der Welt in ganzer Länge erleben, muss man von La Paz zuerst 220 km südwärts nach Cabo San Lucas fahren und von hier sind es dann offiziell 1714 km bis zur USA-Grenze. Da trafen wir viele Kanadier und Amerikaner, die ihren kalten Winter lieber im Süden verbringen, entweder in der Luxusvilla, mobil im riesigen Motorhome oder auch viel einfacher im alten VW-Bus – alle sind vertreten. Entsprechend hört man vor allem Englisch, dafür weniger Spanisch. Grundsätzlich herrscht Ferienstimmung auf der Baja. Wir haben viele interessante Reisende mit Wohnmobilen aus anderen Ländern getroffen. Unter anderen den Franzosen Marc Parez, der seit sieben Jahren mit seinem gelben Renault 4x4 Expeditionsfahrzeug unterwegs ist. Die wunderbaren, einsamen Strände laden zum freien Campieren ein. In keinem anderen Land war das für uns bis jetzt in dieser Form möglich. Ausgiebig haben wir die letzten Wochen genossen: Baden, mit Marc auf Kajaktouren einem Schwarm Delfine begegnen, Seehunde beobachten, frische Fische und Muscheln geniessen. Und wieder einmal an nächtlichen Lagerfeuern die Welt in allen Sprachen verbessern!.. 

Die Walbeobachtung zwischen Januar und März ist ein weiterer touristischer Anziehungspunkt. Die Wale kommen zum Kalben von Alaska in die wärmeren Gewässer von einigen Buchten der Baja California. Wir entschiedenen uns für die Bucht hinter den Dünen von Puerto López Mateos. Schon nach kurzer Bootsfahrt trafen wir auf einen riesigen Grauwal mit ihrem Jungen. Interessiert näherten sich beide dem Boot und liessen sich sogar berühren – ein eindrückliches Erlebnis. 

Die zahlreichen Missionskirchen in Baja haben eine fragwürdige Geschichte. Sie wurden im 17. Jahrhundert von Missionaren errichtet und sollten den Indigenen eigentlich das Seelenheil bringen. Stattdessen schleppten sie von Europa Krankheiten ein. Die Bevölkerungszahlen gingen in der Folge zurück, die Missionen wurden aufgegeben und stehen heute teilweise im Niemandsland. Einige Kirchen wurden restauriert und dienen heute touristischen Zwecken.  

Bei Cataviña, mitten in der Wildnis der nördlichen Baja, war es schöner als erwartet. Wir stiessen auf eine Vielzahl von riesigen, noch nie gesehenen Kakteen und den hier heimischen Cirio-Bäumen. In dieser Gegend fällt manchmal jahrelang kein Tropfen Regen und wir bewunderten die aussergewöhnliche Vegetation in dieser steinigen Landschaft.

Die letzten Tage auf der Baja California verbrachten wir buchstäblich auf dem Höhepunkt der langen Halbinsel. Von Meereshöhe fuhren wir auf der sehr kurvenreichen, geteerten 99,7 km langen Strasse zum Nationalpark San Pedro Mártir, der 2500 m höher liegt. Nach der Durchquerung der kargen Wüstenlandschaft staunten wir über die hohen Nadelbäume in diesem Park. Der Campingplatz lag mitten im Wald und auf zahlreichen Wegen konnten wir zu Fuss die Gegend erkunden und eine fantastische Sicht geniessen. Am Ende der Strasse liegt Mexikos staatliches Observatorium. Von hier reichte der Blick einerseits bis zur Pazifikküste und auf der anderen Seite bis zum Golf von Kalifornien.  

Kurz vor der Grenze in Ensenada liess Brigitte noch eine verlorene Zahnfüllung ersetzen. Ohne vorher einen Termin abgemacht zu haben, erledigte die Zahnärztin den Schaden unverzüglich und verlangte nur 500 Pesos (35 Franken). Ein weiteres Erfolgserlebnis: Bei Mercedes-Benz in Tijuana fanden wir den besten Automechaniker Mexikos! David löste unser Problem mit der 4x4-Zuschaltung, in dem er mit Hilfe des Diagnosegerätes ein defektes Stromkabel fand und dieses sofort kompetent ersetzte. Damit ging unsere Mexikoreise, die fast ein Jahr gedauert hatte, in jeder Hinsicht erfolgreich zu Ende. Heute, am 27. Februar 2014 reisten wir beim Grenzübergang Tecate ohne Schwierigkeiten in die USA ein.

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Mittwoch, 15. Januar 2014

Mit dem Chepe in die Barrancas del Cobre

Schweizer sind sich ja an Bahnfahren gewohnt! Die Fahrt mit dem „Chepe“ von der Pazifikküste nach Chihuahua im Innern von Nordmexiko gilt als letzte und schönste Bahnstrecke in Mexiko. Wir wollten dies mit eigenen Augen sehen. In einer 8-stündigen Fahrt  ab El Fuerte bewältigten wir fast die Hälfte der 656 km langen Strecke und erreichten dann Creel, wo wir zweimal übernachteten und zwei geführte Touren in die Umgebung unternahmen. Dieser Teil der Strecke bot eine fantastische Fahrt durch einfache Siedlungen und der Zug mit drei Lokomotiven schlängelte sich stundenlang die Schluchten hinauf bis auf 2400 m. Ausländische Touristen waren in der Minderheit. Die Bahnlinie ist die Hauptverbindungsroute zwischen Chihuahua und der Küste und wird intensiv für den Güterverkehr und einmal täglich für den Personenverkehr genutzt. Wir waren überrascht wie ruhig und organisiert alles ablief. Die Bahntickets kauft man im Zug und die Plätze werden einem zugewiesen – keine Hektik, kein Drängeln! Für jeden Bahnwagon ist ein Zugbegleiter zuständig. Das WC ist auch nach stundenlanger Fahrt immer noch sauber. Dass man nicht vergisst, dass man in Mexiko ist, zirkulieren regelmässig mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten durch den Zug und bewachen ihn bei Haltestellen. Allerdings bei der Pünktlichkeit gewinnen die Schweizer, aber hier meckerte auch nach einer Stunde Verspätung niemand!

In Divisadero hielt der Zug zwanzig Minuten und man konnte von hier den ersten Eindruck von der tiefen Kupferschlucht (Barrancas del Cobre oder Copper Canyon) erhaschen. Es gibt aber keine Kupferminen hier, der Name rührt von  einem Missverständnis der Spanier her, die den von Flechten verursachten grünlichen Schimmer für Kupfer hielten. Bei jedem Halt verkauften die indigenen Tarahumara Frauen und Kinder wunderschöne handgeflochtene Körbchen, Textilarbeiten und Holzschnitzereien zu sehr günstigen Preisen. Auch einheimische Verpflegung wurde angeboten. In der Nähe entstand kürzlich ein Abenteuerpark mit dem längsten Zip-Line-Netz und sogar einer Luftseilbahn über einen Teil der Canyons. Da der attraktivste Teil der Strecke nur bis Creel führt, kehrten wir total zufrieden am dritten Tag wieder mit dem „Chepe“ zurück nach El Fuerte. Unser Wohnmobil konnten wir während unserem Bahnerlebnis gleich gegenüber der Bahnstation im Hinterhof bei einer älteren Frau parkieren. In der nächsten Nacht brachte uns die TMC-Ferry von Topolobampo nach La Paz auf die Halbinsel Baja California.

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Sonntag, 5. Januar 2014

Vom zentralen Hochland zur Pazifikküste

San Miguel de Allende war für uns ein Glücksfall. Weihnachten wollten wir nämlich nicht alleine verbringen. Gleichzeitig trafen Doris und Torsten aus Deutschland und Fränzi und Richi aus der Schweiz ein. Wenig später stiessen Madeleine und Ralf (Schweiz/Deutschland) dazu. Die einen kamen von Norden, die anderen von Süden. Niemand hat sich zuvor getroffen oder gekannt. Da gab es viel zu diskutieren und Reiseerfahrungen auszutauschen. Die Stimmung war so friedlich, dass niemand weiterreiste und alle zusammen Weihnachten in SMA feiern wollten. Noch dauerte es aber einige Tage. Da wurden noch Öl-, Filter- und Radwechsel sowie kleinere Reparaturarbeiten an den Fahrzeugen erledigt. Die Frauen motivierten sich gegenseitig zum Stricken. Und spätestens zum Apéro waren alle acht wieder zusammen. Bis Weihnachten trafen weitere Reisende aus Deutschland, Frankreich, Niederlanden, USA und Kanada ein. Für das Weihnachtsessen am 24. Dezember brachten alle etwas Feines für das gemeinsame Buffet mit. Das Spektrum von Älplermaccaroni mit Apfelmus, Lasagne, mexikanische Ziegenkäse und weitere lokale Spezialitäten bis zum französischen Schokoladenkuchen (selbstgebacken von Marc)  war eindrücklich und lecker. Und sozusagen zum Abschluss der Feierlichkeiten grillierten wir am Weihnachtstag ein zünftiges Rindsfilet für unsere kleine Gruppe. Schon bald trennten sich unsere Wege für unterschiedliche Reiseziele, aber Weihnachten in San Miguel de Allende wird uns allen in bester Erinnerung bleiben.

Unser nächstes Ziel war Mazatlan an der Pazifikküste. Wir entschieden uns für die Strecke, an der die reichen Silberminenstädte Guanajuato und Zacatecas liegen. Für die Erkundung dieser von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannten Städte wendeten wir je zwei Tage auf. Bedenkt man aber, dass der ganze Prunk der Silberpaläste und das opulente Leben der spanischen Silberbarone nur durch die Ausbeutung der indigenen Sklaven und Tagelöhner möglich war, relativierte sich für uns der ganze Zauber dieser berühmten Kolonialstädte etwas! Nach Durango übernachteten wir im kleinen Park El Tecuan und waren überrascht, dort Wapiti Hirsche und sogar zwei Wölfe in einem grossen Gehege anzutreffen. Am nächsten Tag genossen wir die spektakuläre, kurvenreiche, 200 km lange Panoramastrasse von der 2500 m hohen Sierra hinunter auf Meeresebene bei Mazatlan. Als Alternative gab es seit ein paar Wochen eine neue Autobahn mit vielen Brücken und Tunnels. Gerade deshalb hatte es auf der alten Strasse fast keinen Verkehr mehr. Genau an diesem Tag verzogen sich die dunklen Wolken und die Sicht in die tiefen Täler und bewaldeten Bergketten wurde phänomenal.
Einmal mehr kamen wir an die Pazifikküste. 75 km nördlich von Mazatlan fanden wir den ruhigen Camping Celestino RV  Resort. Täglich trafen nur vereinzelte Wohnmobilreisende aus Kanada ein, die einen kurzen Zwischenstopp auf ihrer Reise in den wärmeren Süden von Mexiko machten. Die Frage stellte sich immer wieder: Warum trifft man fast keine Reisende mehr aus der USA an? Anscheinend rät die Regierung ihren Landsleuten eindringlich vor Reisen nach Mexiko ab. Vor einigen Jahren seien die zahlreichen RV Trailerparks bis zum letzten Platz besetzt gewesen. Wir haben aber bis jetzt keine Touristen angetroffen, die konkrete Sicherheitsprobleme in Mexiko hatten. Allerdings gibt es schwere Auseinandersetzungen mit Todesopfern zwischen aggressiven Drogenbanden, vor allem im Grenzgebiet zu den USA.
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