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Donnerstag, 4. September 2014

Kurzer intensiver Sommer in Alaska

Der Kenai River auf der Kenai Halbinsel im Süden von Anchorage ist legendär bei Fischern für seine Forellen und riesigen Lachse. Was wäre Alaska ohne Lachse zu fischen? Also löste Franz eine Fischerlizenz für zwei Wochen (80 US Dollar) und wollte es auch wissen! Zuerst buchte er eine geführte Fischbootstour. So lernt man als Anfänger einiges: Es gibt King, Silver, Sockey, Chum und Pink Lachse. Am Beliebtesten sind King und Silver Lachse. Aber leider gibt es von diesen weniger und man findet nicht alle Lachsarten in allen Gewässern. Interessant ist ihr Lebenszyklus: Die Lachse kommen zu verschiedenen Zeitpunkten vom Meer zurück, um in Flüssen und Seen zu laichen. Anschliessend sterben die „Alten“. Die „Jungen“ schlüpfen erst im nächsten Frühling aus und bleiben zwei Jahre im Süsswasser. Danach migrieren sie ins Meer, wo sie in wenigen Jahren zu Prachtexemplaren heranwachsen. Instinktiv finden sie den Weg zurück an ihren Geburtsort zum Laichen. Auf ihrem Rückweg fressen sie nichts und deshalb nützt der Köder am Angel auch nichts. Man braucht also andere Tricks und die lernt man schnell! Unglaublich, das Gedränge der vielen Fische im Wasser und der erwartungsvollen Fischer aus aller Welt. Auf der Bootstour fing Franz über zwanzig Lachse an einem Nachmittag, aber nur einer landete in der Pfanne. Die anderen durften ihren Weg zum Laichen fortsetzen. Das nennt der Sportfischer „catch and release“! Zudem regeln viele Vorschriften die Fischerei in Alaska. 

Ganz im Süden der Kenai-Halbinsel liegt Homer. Von dort aus überquerten wir mit einem Wassertaxi die Kachemak Bay. Kajak, Zeltausrüstung und Verpflegung nahmen wir mit und blieben drei Tage in der Tutka Bay. Das war viel Kajak und Natur pur mit vielen Tieren: See- und Landotter, Seehunde, Fischadler und natürlich viele Lachse. Beeindruckend waren die bis über acht Meter hohen Unterschiede zwischen Ebbe und Flut zirka alle sechs Stunden in dieser engen und ruhigen Bucht. Leider regnete es oft und die Schlafsäcke waren schon beim Auspacken nass, weil der Bootssack ein Loch hatte. Pfui, war das eklig und kalt!
Jedes Jahr Ende August findet in Palmer die Alaska State Fair statt. Eine ideale Gelegenheit, uns einen Einblick über den Markt, die Produkte und Freizeitbeschäftigungen in Alaska zu verschaffen. Wir erlebten einen spannenden Tag bei schönstem Sommerwetter. Unter anderem gab es zahlreiche Wettbewerbe: Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass diesen Sommer in Palmer/Alaska ein 102,4 Pfund schwerer Kabiskopf (rund 46 kg) wuchs. Gewisse Gemüse profitieren halt besonders von den extrem langen Sommertagen!
Auch in Valdez waren noch alle am Fischen. Inzwischen lagen aber so viele tote Lachse am Ufer, dass uns die Lust verging – und wir gerne zur Abwechslung auf Steak oder Würste wechselten. Obwohl wir eigentlich genügend Naturstrassen gefahren sind, fuhren wir die fast 100 km lange McCarthy Road in den riesigen Wrangell-St.Elias Nationalpark hinein. Die Strasse wurde auf dem ehemaligen Bahngeleise erstellt. Diese Bahnlinie wurde von privaten Investoren gebaut und diente nur dazu, von 1911 bis 1938 die reichen Kupfervorkommen der Kennecott Mines dem Chitina und Copper River entlang an den Golf von Alaska zu transportieren. Nach der Schliessung der Mine verliessen die Leute die Gegend und die Gebäude verfielen langsam. Inzwischen wurde die geschichtliche Bedeutung der einmal grössten Kupfervorkommen erkannt. Mit Hilfe des Nationalparks und privaten Abenteurern wurden Kennecott und McCarthy wieder zum Leben erweckt. Die gigantische Gletscher- und Berglandschaften ziehen zudem viele Wildernessliebhaber in ihren Bann. Auch wir montierten wieder einmal die Steigeisen und kletterten auf den Root Gletscher. Auf der Rückfahrt nach Chitina stiessen wir auf eine Bärenmutter mit zwei Jungen. Sie lag mitten auf der Strasse. Eine Autofahrerin hörte kurz vorher einen Schuss und sah, wie die Bärenmutter sofort zusammenbrach. Aber kein Jäger war zu sehen. Ein Jungbär verschwand im Busch und der andere beobachtete uns verängstigt. Bären jagen ist in Alaska nicht verboten, doch braucht es wirklich einen Idioten, der eine Bärenmutter mit Jungen erschiesst und liegen lässt. Die Jungen werden viel Glück brauchen, um den ersten Winter alleine zu überleben.
Bei strahlendem Wetter, das leider viel zu selten vorkommt, fuhren wir ein paar Tage später noch die Nabesna Road, die bei Slana von Norden her ebenfalls in den Wrangell-St.Elias Nationalpark hinein führt. Inzwischen wurden die Nächte kühler und das Laub nahm die herrlichen Herbstfarben an. In der Nacht auf den 3. September 2014 fiel der erste Schnee. Doch bis zum Mittag war er schon geschmolzen. In der folgenden Nacht sank das Thermometer auf minus acht Grad Celsius. Aber wir hofften trotzdem, noch einige schöne Herbsttage in Alaska geniessen zu können.

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1 Kommentar:

  1. Besten Dank für Eure schönen Reiseberichte! Ach so vieles kommt uns von unserer Reise wieder in den Sinn: Bären - Inuvik - Regen - Elche - Lachse -... Geniesst es weiterhin!
    Wir sind zur Zeit in den Masuren, im Nordosten Polens. Auch hier ist es interessant, aber es ist nicht Alaska und nicht Kanada (und die Sprache wegen Szczyjk und Konsorte nur mit Knotengefahr in der Zunge zu sprechen).
    Herzliche Grüsse
    Lukas und Brigitte

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