Sprache

Samstag, 31. Oktober 2015

Angekommen…

Schon lange nichts mehr von uns gehört? Seit einem Monat sind wir in „La Petite-Nation“ angekommen. So heisst die Region, etwa in der Mitte zwischen Montréal und Ottawa gelegen. Hier kauften wir im Frühjahr 2015 ein Haus mit viel Wald rundum. Inzwischen sind die Verkäufer in  ihr neues Haus gezügelt. Nach viereinhalb Jahren auf Reise haben wir wieder einen permanenten Wohnsitz – ein sonderbares aber auch ein schönes Gefühl. Bei unserer Ankunft leuchtete die Landschaft in den schönsten Herbstfarben. Die erste Nacht verbrachten wir noch im Wohnmobil vor unserem eigenen Haus, da wir noch keine Möbel hatten. Diese haben wir vor unserer Abreise nach Südamerika entsorgt. Die Schachteln mit den persönlichen Gegenständen aus der Schweiz waren hingegen bereits hier. Nach einem Monat sind wir nun einigermassen eingerichtet, einige Zimmer malerisch aufgehellt und das Brennholz für den nächsten Winter liegt bereit. Internet- und Telefonverbindungen funktionieren. Tatkräftig wurden wir in den ersten Wochen von Simon, unserem Neffen, unterstützt. Ein paar Wochen früher, als wir ihn und seinen Bruder Michael in der Gaspésie trafen, hatte er uns seine Hilfe angeboten. Durch diese vielen neuen Aktivitäten geriet das Schreiben unseres letzten Blogs rasch in den Hintergrund.















Die letzten Fotos illustrieren die schöne Reise durch Gaspésie, Chaudiére-Appalaches und Cantons-de-l’Est. Bei optimalem Herbstwetter lernten wir nochmals weitere attraktive Regionen der Provinz Québec kennen.
Ende Februar 2011 sind wir nach Südamerika aufgebrochen. In viereinhalb Jahren haben wir rund 120‘000 Kilometer kreuz und quer durch Süd-, Mittel- und Nordamerika zurückgelegt. Den Sommer 2014 verbrachten wir in Yukon und Alaska, im Herbst ging’s bis nach Québec. Und diesen Sommer lernten wir auch noch Ostkanada inklusiv Neufundland-Labrador kennen. Daraus sind über hundert Reiseberichte entstanden, die wir im Internet veröffentlichten. 36‘758 Seiten wurden bis heute abgerufen. Ob dies viel oder wenig ist, hat für uns wenig Bedeutung. Deshalb folgen jetzt keine weiteren statistischen Angaben. Diese Reise haben wir für uns gemacht. Sie verlief ohne jegliche negative Zwischenfälle. Zum Glück waren wir nie zur falschen Zeit am falschen Ort! Einzigartige Landschaften, noch nie gesehene Wildtiere, interessante Kulturen und viele Erlebnisse mit lieben Menschen haben uns reich beschenkt. Wir bedanken uns herzlich bei allen, denen wir unterwegs begegnet sind und allen zu Hause, die unsere Reise virtuell begleitet haben.
Liebe Grüsse und auf Wiedersehen
Brigitte und Franz Birchler


Bilder

Donnerstag, 3. September 2015

Nicht spektakulär – trotzdem interessant

Wenn man in Ostkanada reist, trifft man eher selten auf Spektakuläres. Aber wenn man die Informationen genauer anschaut, kann man durchaus auf viel Interessantes und Eindrückliches stossen. So erging es uns mit den Schwarzen Loyalisten in Nova Scotia: Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1775 bis 1783 versprach die englische Krone entlaufenen Sklaven die Freiheit. Als die Engländer den Krieg verloren, wurden die britischen Loyalisten aus dem Land vertrieben und mit ihnen etwa 3000 freie Farbige. Sie landeten vor allem in Shelburne, an der Atlantikküste von Nova Scotia. Aber Freiheit ist halt ein dehnbarer Begriff. Jedenfalls mussten die Schwarzen bald erkennen, dass sie mit ihrer Loyalität zur englischen Krone nicht viel gewonnen hatten. Von den Behörden erhielten sie keine Unterstützung und die weissen Siedler brachten ihnen offene Feindseligkeit entgegen. Ein paar Jahre später emigrierten viele Enttäuschte nach Sierra Leone in Afrika. Andere blieben und kämpften für Akzeptanz und Chancengleichheit – bis heute! All dies kann man im neuen „Black Loyalist Heritage Komplex“ in Birchtown verfolgen.

Eine weitere traurige Geschichte ist die Vertreibung der Acadiens aus den heutigen Provinzen Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island im Jahr 1755. Sie gehörten zu den ersten französischen Siedlern in diesem Gebiet. Durch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich über die Vorherrschaft in Europa, aber auch auf dem neuen amerikanischen Kontinent, gehörten sie abwechslungsweise zu den Gewinnern oder Verlierern. Im Jahr 1755 wurden rund 7000 Acadiens nach Frankreich und in die USA (z.B. Louisiana) deportiert, andere flohen nach Québec. Ihre Land, Hab und Gut wurde konfisziert oder angezündet. Etwa zehn Jahre später kehrte ein Teil wieder zurück und fing wieder von vorne an. Es entstanden starke Dorfgemeinschaften mit katholischer Tradition, Kultur und französisch-akadischer Sprache. New Brunswick, die Provinz mit dem höchsten akadischen Bevölkerungsanteil, wurde 1960 offiziell zweisprachig, als einzige Provinz Kanadas. Die akadischen Dörfer erkennt man an den vielen blau-weiss-roten Flaggen mit gelbem Stern. In Point d’Église (Nova Scotia) konnten wir ihre Kultur und Sprache an einer akadischen Musikveranstaltung mit einer Gastgruppe von Louisiana auf eindrückliche Weise miterleben.
Und sonst genossen wir endlose Küstenabschnitte mit gewaltigen Gezeiten, allgegenwärtiger Fischerei, nicht enden wollender Wälder, gedeckten Holzbrücken, Wanderungen, Kajakfahrten, Verpflegung vom Lagerfeuer – nicht viel Spektakuläres halt, aber uns gefiel es sehr. Nun ging’s in den nächsten paar Wochen langsam zurück nach Québec – langsam nach Hause…

Mittwoch, 12. August 2015

Mit Barbara unterwegs

Die Ferien mit Barbara waren diesmal auf zwei Wochen beschränkt. Trotzdem wollten wir ihr so viel wie möglich von Ostkanada zeigen. Erstes Ziel war der Cabot Trail, eine sehr schöne Rundstrecke in Nova Scotia durch den Cape Breton Highlands Nationalpark. Die Strasse führt durch ausgedehnte Waldregionen, durch Täler und Hochebenen und grandiose Küstenabschnitte. Das Wetter liess zwar zu wünschen übrig, aber auf der Skyline-Rundwanderung auf den French Mountain blieben wir ausnahmsweise trocken. Wie immer wenn Barbara mit uns reist, steht das Kulinarische im Zentrum. Sie kocht sehr gerne und interessiert sich für die lokalen Spezialitäten. Die Vielfalt an Fisch und Meeresfrüchten ist in den Atlantikprovinzen kaum zu übertreffen. Gerne liessen wir uns von ihren Kochkünsten kulinarisch verwöhnen.

Die Îles-de-la-Madeleine gehören zur Provinz Québec und liegen mitten im Sankt Lorenz Golf. Viele Freunde von Québec schwärmten von der Einzigartigkeit dieser Insel – eigentlich sind es mehrere Inseln, die durch Brücken und Dämme miteinander verbunden wurden. Da wir schon einmal im Osten waren, unternahmen wir diesen Abstecher mit Barbara. Zuerst ging‘s mit einer ersten Fähre zur Provinz Prince Edward Island und dort von Souris mit einer weiteren Fähre nach Cap-aux-Meules auf die Îles-de-la-Madeleine. Rote Klippen, kilometerlange, weisse Badestrände, Dünen und Lagunen sowie Häuser in allen Farben über die ganze Insel verstreut gehören zu den Besonderheiten. Und man spricht französisch! Deshalb sind anglophone Touristen eher selten. Eine faszinierende Insel, wo die einheimische Bevölkerung dem Fischfang, speziell Hummer, und dem Tourismus verpflichtet ist. Bedingt durch die kühle Witterung, brauchten wir auch hier noch keine Badekleider auszupacken.
Mit der Abendfähre fuhren wir nach vier Tagen zurück nach Souris, wo wir um zwei Uhr morgens ankamen und auf dem erst besten Parkplatz im Wohnmobil weiter schliefen. Prince Eduard Island ist die Kartoffelprovinz Kanadas. Und tatsächlich, in der Hauptstadt Charlottetown genossen wir die besten Frites, bevor es über die 13 km lange Confederation Bridge nach New Brunswick und gleich nach Nova Scotia weiterging. In Five Islands und Burntcoat Head in der Bay of Fundy staunten wir über den höchsten Pegelunterschied der Welt zwischen Ebbe und Flut (bis 16 m). In den folgenden Tagen besuchten wir an der bekannten Lighthouse Route Lunenburg, Chester und Peggy’s Cove. Letzter Höhepunkt war der Besuch von Halifax – endlich bei schönstem Wetter. Hier verabschiedeten wir uns von Barbara nach einer schönen Reise zu dritt. Alleine erkundeten wir die restlichen Regionen Ostkanadas weiter.
Bilder

Samstag, 18. Juli 2015

Nah bei Europa – früh entdeckt

Von Newfoundland und Labrador aus ist die Distanz zwischen Amerika und Europa am kürzesten. Kein Wunder, dass die Wikinger schon um das Jahr 1000 Amerika entdeckt, aber wohl kaum wahrgenommen haben – ein halbes Jahrtausend vor Christoph Kolumbus. Bei L’Anse aux Meadows bauten sie eine Siedlung auf, die historisch belegt ist und besucht werden kann. Später kamen dann andere Entdecker und angezogen vom Reichtum der Küstengewässer fischten hier Basken, Portugiesen, Franzosen und Engländer. Konflikte gab es deshalb viele und als Folge davon wurden die Beothuk-Indianer, die hier seit Jahrtausenden heimisch waren, allmählich verdrängt. Vor zweihundert Jahren starben sie schliesslich aus.

Die Küstenfischerei ist in Newfoundland und Labrador allgegenwärtig. Ihre wirtschaftliche Bedeutung hat sie aber dem Bergbau und der Erdölförderung abgegeben. In fast jeder Bucht findet man einfachste, aber auch malerische Fischerdörfer. Dazwischen durchquert man unendliche Wälder, unterbrochen durch glitzernde Seen. Viel Platz gibt’s für die anscheinend über hundert Tausend Elche. Sie haben es nicht nötig, für die Touristen am Strassenrand zu fressen! In drei Wochen haben wir ganz kurz vier Elche gesehen. Ja, Sommer gibt es auch in Newfoundland! Die Sonnentage sind zwar sehr selten, die Faserpelz- und Regenjacke hat man immer dabei. Und die Badekleider müsste man gar nicht einpacken. Hingegen war die Mückenplage nicht so schlimm wie vorausgesagt. Schmunzeln darf man über die lustigen Camping- und Parknamen in Newfoundland: Pistolet Bay, Blow Me Down, Dildo Run, Butter Pot und Pippy Park… Die Neufundländer sind hilfsbereite, freundliche Menschen und haben trotz rauen Lebensbedingungen den Humor nicht verloren.

Dann ging‘s mit der Fähre in 16 Stunden langer Fahrt von Argentia nach North Sydney in Nova Scotia. Dort erwarteten wir Barbara.


Bilder

Dienstag, 23. Juni 2015

Und weiter mit dem Schiff nach Labrador

Bei schönstem Wetter reisten wir zwei Tage und Nächte mit der Bella Desgagnés von Natashquan nach Blanc-Sablon. Das Spezielle an dieser Schiffsreise besteht darin, dass Passagiere wie auf einer Kreuzschifffahrt reisen können. Zusätzlich ist das Schiff die einzige Verbindungs- und Versorgungsmöglichkeit für die Küstenorte Kegaska, La Romaine, Harrington Harbor, Tête-à-la-Baleine, La Tabatière und Saint-Augustin. Deshalb ist das Schiff mit einem riesigen Liebherr-Kran ausgestattet. Während dem Auf- und Abladen der Güter konnten wir diese abgelegenen Dörfer besuchen. Die kontaktfreudigen Menschen machten einen sehr zufriedenen Eindruck. Man dürfe einfach nicht zu spät aufs Schiff zurückkehren, warnte uns der Kapitän!

Genau genommen befindet man sich bei der Ankunft in Blanc-Sablon noch in der äussersten Ecke von Québec. Aber bereits drei Kilometer weiter beginnt Labrador. Anstelle der Küstenroute hätten wir auch die rund tausend Kilometer lange Naturstrasse über Labrador City fahren können. Unser Wohnmobil war uns sicher dankbar, dass wir darauf verzichteten. Auf der Küstenroute waren es dann nur noch 140 km Schotterpiste bis Saint Lewis. Die mächtigen Eisberge, die zu dieser Jahreszeit langsam von Grönland nach Süden treiben, und die typischen Landschaften Labradors entschädigten uns dafür auf der Iceberg Alley. Zusätzlich zwei Besonderheiten in der Landschaft: Überall wo es Wald hat, sieht man einsame Holzschlitten am Strassenrand, die vermutlich auf den nächsten Winter und Brennholztransport warten. Und weit abgelegen von der Zivilisation stösst man plötzlich auf gepflegte Gemüsegärten in diesem sonst kargen Land.
Labrador gehört zur Provinz Neufundland. Während Neufundland eine Insel ist, gehört Labrador zum Festland Canadas. In Labrador leben nur zirka 30‘000 Einwohner auf 295‘000 km2 (sieben Mal grösser als die Schweiz); in Neufundland zirka 480‘000 Einwohner auf 111‘000 km2. In Blanc-Sablon nahmen wir die Fähre nach Saint-Barbe in Newfoundland, wo wir schon zwei Stunden später ankamen.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Côte-Nord auf dem Landweg

Unter Côte-Nord versteht man das nördliche Ufer des Sankt-Lorenz-Stromes in Québec. Die Region beginnt in Tadoussac und die Route der Küste entlang trägt die Bezeichnung „Route des Baleines“. Und tatsächlich konnten wir öfters Finnwale und Seehunde vom Ufer aus beobachten, zwar nicht so spektakulär wie in Argentinien, Mexiko oder Alaska. Bis Natashquan sind es rund 800 km. Dann endet die Küstenstrasse und es geht nur noch mit einer zweitägigen Schiffsreise bis zur Grenze nach Labrador weiter.

In Baie-Saint-Paul zweigten wir vorerst vom Sankt-Lorenz-Strom ab und fuhren zum Lac-Saint-Jean, einer bekannten, eigenständigen Region in Québec. Eine der touristischen Attraktionen ist der Zoo in Saint-Félicien, den wir schon vor 26 Jahren mit unseren Kindern besuchten. Das Spezielle an diesem Zoo sind nördliche Wildtiere, die frei in natürlicher Umgebung leben. Wir, die Besucher, fahren in einem „Käfig-Zug“ in ihrem Revier herum. Hier hatten wir Glück; viele andere Attraktivitäten, Nationalpärke, Museen und Camping waren noch bis Mitte Juni geschlossen. Deshalb campieren wir immer wieder frei, was hier kein Problem ist. Die touristische Saison schien noch nicht begonnen zu haben. Dies mag mit dem noch recht kühlen Klima zusammenhangen.
Im Hinterland der Côte-Nord befinden sich riesige Wasserkraftwerke (Bersimis, Manic) und Minen (Eisen, Aluminium). Dazwischen unendlicher Wald und bereits einzelne Taigagebiete. Baie-Comeau und Sept-Îles sind zwei grössere Städte mit vielfältigem Einkaufsangebot (Walmart, Canadian-Tire, Pharma-Prix, Maxi, Metro, Tim Hortens, McDonald usw.). Sonst ist die Küste nur mit sehr kleinen Dörfern besiedelt, ein Teil davon sind Indianersiedlungen mit den Namen Mingan, Aguanish und Natashquan. Hier befindet sich der bekannte Nationalpark Archipel-de-Mingan, ein Küstenabschnitt von 152 km mit über tausend grösseren und kleinsten Inseln.
Inzwischen haben wir uns an das Dodge-Wohnmobil gewöhnt. Zwar musste in Baie-Comeau der lärmende Auspuff geschweisst und der Wasserhahn ersetzt werden. Im Moment gibt uns nur die Heizung ein Rätsel auf. Ja richtig, es ist noch nicht Sommer im Norden! Nur der Kauf einer zusätzlichen Bettdecke rettete uns über das Wärmedefizit hinweg. Hingegen ist der Benzinverbrauch des Dodge „sommerlich durstig“, sprich 20 Liter pro 100 Kilometer. Dafür brummt der Motor wie ein ganz Grosser!
Natashquan ist wohl das bekannteste Dorf in Québec. Von hier stammt der bekannte Poet und Sänger Gilles Vigneault. Ein paar Kilometer weiter endet die Strasse 138. Deshalb verschifften wir am 17. Juni 2015 unser Wohnmobil auf das Schiff „Bella Desgagnés“ bis Blanc-Sablon.

Dienstag, 26. Mai 2015

Und weiter geht’s – neu mit einem alten Dodge unterwegs…

Unsere Freunde France und Boris sind zurück von Italien. Zusammen bestellten wir noch ihren grossen Garten. Vor einigen Tagen sind wir nun zu unserer letzten grossen Reiseetappe aufgebrochen und geniessen die grosse Freiheit. Dieser Bericht entsteht bereits auf der „Isle-aux-Coudres“ – einer kleinen Insel 110 km nördlich der Stadt Québec im Sankt-Lorenz-Strom. Bevor unsere viermonatige Reise zum Lac-Saint-Jean, der Côte-Nord entlang bis Labrador, Neufundland und durch die Ostprovinzen Kanadas weitergeht, fassen wir die vergangenen Monate kurz zusammen.

Kaum angekommen Ende Januar wurde es bitter kalt. Es gab zwar keinen Kälterekord in Bezug auf Minustemperaturen, aber auf minus 28 Grad Celsius sank das Thermometer doch in einigen Nächten. Das ist eigentlich normal im kanadischen Winter. Speziell war nur die ausgeprägte Kälte tagsüber im Februar. Für Schneeschuhtouren bei -16 bis -20 Grad Celsius mussten wir uns jeweils warm anziehen! Tage mit viel Sonnenschein und blauem Himmel waren aber in der Überzahl - ein besonderes Erlebnis bei eisigen Temperaturen und einem halben Meter Pulverschnee. Der Monat Februar war schliesslich gemäss „Météo Canada“ der kälteste Monat im Osten Kanadas seit 115 Jahren Aufzeichnungen gemacht werden. Während 39 Tagen stieg die Temperatur nie über null Grad, Flüsse und Seen blieben gefroren. Aber Anfang April wurde es langsam wärmer. Tausende von Kanadagänsen machten ihren Zwischenhalt in unserer Region auf dem Flug zu ihren Brutplätzen im Norden. In dieser Zeit fand die beliebte Ahornsirupsaison statt, ein traditionelles Produkt Ostkanadas.
Die Kälte hat uns aber nicht gehindert, uns mit unserem nächsten Lebensabschnitt in Kanada zu befassen. Dazu gehört ein permanenter Wohnsitz. Unser Wunschobjekt haben wir schon früher im Internet gefunden. Da wir keinen Grund zur Eile hatten, profitierten wir von der aktuellen Situation des Käufermarkts und vom noch stärkeren Schweizer Franken. Ursprünglich gehörten zum angebotenen Haus "nur" etwa 20'000 m2. Nach den Verhandlungen beträgt der Umschwung jetzt fast 13,5 ha bzw. 135'000 m2. Anfang März fand beim Notar die Grundbuchverschreibung statt. Das Land besteht hauptsächlich aus Mischwald und wird von einem kleineren Bach durchquert. Sogar den Bibern gefällt es und sie haben den Bach an einer Stelle gestaut. Neben dem Haus gibt es eine Futterstelle, wo im Winter regelmässig Hirsche sich verpflegen. Das gekaufte Haus besteht aus viel Holz. Mit Spa und Sauna sind wir auch für kommende Winter bestens gerüstet. Mit den Verkäufern Alain und Annie haben wir abgemacht, dass sie bis Ende September im Haus bleiben können, bis ihr neues Haus gebaut ist und wir im nächsten Herbst unsere letzte Reiseetappe abgeschlossen haben. Unser künftiger Wohnsitz gehört zur Municipalité Lac-Simon – une région ou la nature et les paysages sauvages sont encore dominants! Bis 1989 lebten wir etwas südlicher von Lac-Simon in Saint-André-Avellin, bis wir "vorübergehend" in die Schweiz zurückkehrten. Deshalb und glücklicherweise kennen wir bereits viele nette Leute in der Region und wir freuen uns sehr auf unseren permanenten Wohnort.
Übrigens verschifften wir unser Wohnmobil letzten Dezember von Halifax nach Antwerpen und verkauften es Gilles, einem Franzosen, den wir 2011 in Chile kennen gelernt haben. Denn in Kanada ist es unmöglich, als Privatperson ein Fahrzeug einzulösen. Wir erkundigten uns bei den Behörden über das Vorgehen für die Immatrikulation des Fahrzeugs, da wir ja in Kanada bleiben und das Fahrzeug behalten wollten. Keine Chance, das Fahrzeug müsste mindestens 15 Jahre alt sein (Oldtimer)! Wir verschifften unseren Camper deshalb zurück nach Europa, lösten ihn in der Schweiz kurz wieder ein, was überhaupt kein Problem war, und verkauften das Fahrzeug zwei Wochen später nach Frankreich. Nun geht unsere Reise halt mit einem kleinen, nordamerikanischen Wohnmobil weiter.

Bilder