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Samstag, 7. Mai 2011

Treinta y Tres – die Heldenstadt

Kurz vor der brasilianischen Grenze verliessen wir das Küstengebiet und der Weg führte uns auf 70 Kilometern über eine relativ gute Naturstrasse nach Lascano. Schon bald stiessen wir auf echte Gauchos mit ihren Viehherden. Viele Vögel, Nandus (ein straussähnlicher Vogel) und sogar Rehe veranlassten uns zum Anhalten. Auf diesem riesigen, flachen Weide- und Getreidegebiet hat es anscheinend Raum für alle. Weiter geht’s auf geteerten Strassen nach Treinta y Tres, die nach den dreiunddreissig Helden benannt ist, die für die Unabhängigkeit Uruguays gekämpft haben. Im örtlichen Park am Rio Olimar ist der Camping sogar gratis. Leider verpassten wir das bekannte Folklorefestival, das jedes Jahr in der Osterwoche stattfindet. Noch waren die Temperaturen am Tag über zwanzig Grad warm und wir unternahmen hier den ersten Ausflug mit unserem weit gereisten Kajak auf dem viel besungenen Rio Olimar.

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Parque Nacional de Santa Teresa

Nach fast einer Woche verliessen wir Montevideo bei Regen in östlicher Richtung. Nur kurz hielten wir in Punta del Este an, dem nobelsten Ferienort der Reichen und Schönen Südamerikas. Weiter reisten wir der Atlantikküste mit endlosen Sandstränden und Lagunen entlang. Die Ortschaften wurden immer kleiner und ruhiger. In Punta del Diablo übernachteten wir auf dem Dorfplatz des reizvollen Fischerortes. Nur ein paar Kilometer weiter stiessen wir am nächsten Tag auf den Parque Nacional de Santa Teresa. In diesem schönen Park am Meer befindet sich der grösste Camping von Uruguay. Zu dieser Jahreszeit übernachteten aber nur noch Einzelne zwischen den riesigen Eukalyptusbäumen und Palmen. Viele grüne Papageien und andere Vögel sorgten für die spannende Unterhaltung in diesen vier Tagen. Die einsamen Strände luden uns zum Walken ein. In der nahe gelegenen Laguna Negra schien das Wasser tatsächlich schwarz und der weisse Sand ergab ein krasser Kontrast dazu.

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Dienstag, 26. April 2011

Uruguay - der kleine Nachbar

Auf Uruguay hatten wir uns kaum vorbereitet. Nicht einmal einen Reiseführer kauften wir in der Schweiz. Aber bis jetzt hat sich der Umweg mehr als gelohnt. Die Grenzformalitäten nach der Puerto internacional bei Fray Bentons verlief unkompliziert und sehr freundlich. Auf der Fahrt nach Colonia del Sacramento begegeneten wir überall Mähdrescher und Getreidelastwagen. Wieder einmal ein Hinweis, dass es Herbst geworden ist. Auf dem Weg nach Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, machten wir einen Abstecher nach Nueva Helvecia - Colonia Suiza. 1862 gründeten Schweizer, Deutsche und Österreicher diesen Ort. Schweizer Kantonswappen an den Häusern und Strassennamen begegnet man überall. Aber Schweizerdeutsch hörten wir nicht mehr! In Parkanlagen am 22 Kilometer langen Strand von Montevideo und in der Altstadt verbrachten wir einige interessante Tage. Da anscheinend die Dieselqualität in Südamerika zu wünschen übrig lässt und oft Wasser enthält, liessen wir hier von Fachleuten einen Wasserabscheider einbauen.

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Dienstag, 19. April 2011

San Antonio de Areco

Knapp 120 Kilometer westlich von Buenos Aires liegt San Antonio de Areco. Ernesto hat uns den Tipp gegeben. Er sprach uns in perfektem Deutsch auf dem Parkplatz in Buenos Aires an. Ihn interessierte zwar vor allem unser Camper, da er früher in der Autobranche arbeitete, aber dann zum Tourismus wechselte. Seine Eltern flohen vor dem zweiten Weltkrieg aus dem Sudetenland und landeten in Bolivien und später in Argentinien. In San Antonio de Areco wird die Gauchokultur besonders gepflegt. Dies ist auf den Schriftsteller Ricardo Güiraldes zurückzuführen, der in diesem Ort den bekannten Gaucho-Roman Don Segundo Sombra geschrieben hat. In den malerischen Strassen und Plätzen befinden sich zahlreichen Kunsthandwerker für Leder-, Textilien- und Silberschmuckarbeiten. Anscheinend gehören auch die vielen frei lebenden Hunde dazu. Wir erholten uns vom Lärm in der Metropole und planten in der warmen Herbstsonne im ruhigen Camping am Rio de Areco die Weiterreise nach Uruguay.

Dienstag, 12. April 2011

Buenos Aires – Stadt der Gegensätze

Wir stellten unser Wohnmobil auf einem bewachten Parkplatz im Stadtzentrum ab. Nach der ersten Nacht im Hotel übernachteten wir anschliessend immer im Camper. Zum Glück waren wir uns an einen gewissen Lärmpegel vom Schiff her gewöhnt!

Jeder dritte Argentinier lebt im Grossraum der Hauptstadt Buenos Aires. Wie kaum eine andere Stadt Lateinamerikas wurde sie von den europäischen Einwanderern geprägt. Buenos Aires ist eine sehr lebhafte Grossstadt mit 40‘000 Taxis und 18‘000 Autobussen. Zu Fuss, mit Bus und der ältesten Metrobahn Südamerikas (Subte) entdeckten wir die grossen Gegensätze dieser Stadt: Grosszügige Parkanlagen und Fussgängerzonen, noble Einkaufsgalerien und bunter Strassenverkauf nebeneinander, gläserne Wolkenkratzer am Puerto Madera und das ärmliche Viertel La Boca mit Häusern aus mit Schiffsfarbresten bemaltem Blech. In la Boca befindet sich das Stadion des legendären Fussballclubs Boca Juniors, wo Fussballstar Diego Maradona seine Karriere gestartet hat.

Sofort fielen uns die freundlichen, hilfsbereiten und aufgestellten Menschen auf. Kaum zu glauben, dass in diesem Land bis 1983 eine Militärdiktatur mit grenzenlosem Terror regierte. In zehn Jahren verschwanden über 30‘000 Menschen in Folterzentren. Betäubte Menschen wurden von Flugzeugen aus in den Atlantik geworfen. Die Menschenrechtsverletzungen sind bis heute nicht restlos aufgeklärt. In den Zeitungen spürt man bereits, dass im Herbst 2011 Neuwahlen anstehen und die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner wiedergewählt werden möchte.

Buenos Aires – das Ziel rückt immer näher


Nebst dem riesigen Auto Park mit gegen 40‘000 Neuwagen aus aller Welt gab es in Zarate nicht viel zu sehen. Am 8. April gegen Abend starteten wir die letzte Etappe Richtung Buenos Aires. Auf der Flussfahrt hatten wir eine prächtige Aussicht auf die flache Naturlandschaft des Rio Paraná. Langsam zügelten wir unsere Sachen von der Kabine wieder in den Camper. Bei der Ankunft in Buenos Aires war Mitternacht bereits vorbei und wir verbrachten unsere letzte Nacht an Bord. Die Einreise- und Zollformalitäten am nächsten Vormittag verliefen mit Unterstützung der italienischen Grimaldi-Reederei reibungslos. Nach genau dreissig Tagen verliessen wir am Samstag, 9. April 2011 die Repubblica del Brasile. Fazit: Die Frachtschiffreise gefiel uns sehr. Wir hatten Zeit - viel Zeit sogar, um den bisherigen Lebensrhythmus zu verlangsamen, Unbekanntes zu erleben und unsere Weiterreise zu planen.

Diaschau

Donnerstag, 7. April 2011

Von Santos nach Zarate

Nach rund 14 Stunden erreichten wir am 2. April bei Sonnenaufgang Santos – grösster Hafen Brasiliens. Nach dem Frühstück erhielten wir bis 14 Uhr bewilligten Landgang. Da das Internetcafé erst um 11 Uhr öffnete, besuchten wir zuerst den Strand unmittelbar bei der Stadt und genossen einen Apéro. In Brasilien spricht man portugiesisch. Nur wenige sprechen englisch, deshalb war die Verständigung nicht ganz einfach. Aber es gelang uns trotzdem, unseren Blog endlich zu aktualisieren und einige Mails zu lesen. Aus Zeitgründen weist die Google-Karte noch eine grosse Lücke auf – wir mussten zurück aufs Schiff. Aber wie gewohnt, dauerte es noch drei Stunden bis zum Ablegen. Langsam führte uns der Lotse aus der Bucht, am alten Hafen, der Stadt und dem Strand entlang.
Am 5. April erreichten wir den Rio de la Plata – die grosse Bucht vor Montevideo (Uruguay) und Buenos Aires (Argentinien). Unser Ziel war vorerst nicht Buenos Aires, sondern Zarate, das etwa 90 Kilometer hinter der Hauptstadt Argentiniens liegt. In Zarate liegt der grösste Autohafen, wo unsere neuen deutschen Autos erwartet wurden. Das Schiff wurde aber immer langsamer und etwa 20 Kilometer vor Buenos Aires kam es zum Stillstand. Infolge Überlastung des Hafens in Zarate mussten wir - und über zwanzig andere Frachter - rund 30 Stunden bei schönstem „Herbstwetter“ im Rio de la Plata warten. Bei Sonnenuntergang und Mondaufgang ging es endlich weiter, vorbei an den beleuchteten Skylines von Buenos Aires. Leider bekamen wir auf der Fahrt auf dem Rio Paraná in der Dunkelheit nicht viel mit. Morgens um drei Uhr kamen wir in Zarate an.